Liebe alle – diene allen

Anmerkung des Übersetzers: in diesem Artikel wird Sathya Sai Baba öfters als „Swami“ bezeichnet. Dies bedeutet Herr, Meister. So wurde er oft von seinen Devotees (Schülern) angesprochen.

Wenn Menschen ihre Suche nach Gott beginnen, sind sie oft aufgrund der Existenz vieler Religionen und durch die unterschiedliche Art, sie zu leben, verunsichert. Die Lehren von Sai Baba haben enorme Anziehungskraft und sind universell anwendbar. Seine Lehren sind einfach und dennoch tiefgründig. Er vermittelt seine Lehren sachlich und leicht verständlich.

Die Präsentation mag neu sein, aber die Lehren sind ewig und uralt. Sie schwingen mit dem Herzen des Suchers. Er weiß, dass er die Wahrheit hört.

Swami hinterließ ein unbezahlbares Erbe seiner Lehren in Form von vielen Ansprachen. Auch hat er im Lauf der Jahre viele Bücher verfasst. Dieser kurze Artikel beschreibt die Anfänge der umfangreichen Sai-Literatur. Seine Anhänger sprechen von unschätzbaren Lehren, die sie auch durch ihre persönlichen Erfahrungen mit ihm erhalten haben. Swamis Lehren decken jeden Aspekt des spirituellen Lebens ab und werden ohne Zweifel Gegenstand von ernsthaften Untersuchungen für Generationen von Gelehrten und auch Devotees sein, darüber hinaus auch für alle ernsthafte Forscher auf der Suche nach Wahrheit und Wirklichkeit.

Die Bedeutung und die Implikationen seiner Lehren sind tiefgreifend und weitreichend und wirken sich auf jeden Aspekt unseres Lebens aus, sowohl auf weltlicher als auch auf spiritueller Ebene. Dieser Artikel behandelt in Kürze seine zentralen Lehren.

 

Liebe ist die fundamentale Grundlage aller Religionen

Swami war immer sehr direkt und hat es uns leicht gemacht, seine Lehre zu verstehen. Er sagte, dass es nur eine Religion gibt - die Religion der Liebe. Seine Aussage geht bis in den Kern und Inhalt der Religion - die Liebe. Liebe zu Gott und Liebe zu unseren Mitmenschen. Die Liebe ist die grundlegende Basis aller Religionen. Swami erklärte, dass die einzelnen Religionen unterschiedliche Wege aufzeigen, die aber alle zu demselben Ziel führen. Er sagte:

Die grundlegende Wahrheit in allen Religionen ist ein und dieselbe. Die philosophischen Ideen, Praktiken und Vorgehensweisen können variieren, aber das Endziel ist nur eines. Alle Religionen zielen auf die Einheit der Göttlichkeit ab und lehren die Kultivierung der universellen Liebe ohne Rücksicht auf Kaste, Glaube, Land oder Hautfarbe.

<Sathya Sai Baba>

In einer Rede, gehalten am 4. Juli 1968 in Nairobi, Kenia, erklärte Swami:

Ich bin gekommen, um die Lampe der Liebe in euren Herzen zu entzünden, möge sie Tag für Tag mit mehr und mehr Glanz leuchten. Ich bin gekommen, um zu Euch über diesen universalen, einheitlichen Glauben zu sprechen, dieses spirituelle Prinzip, diesen Pfad des Liebens, die Pflicht zu lieben, diese Verpflichtung zur Liebe.

<Sathya Sai Baba>

Dies wird durch die Lehren verschiedener spiritueller Traditionen bestätigt. Betrachten wir zum Beispiel die drei großen abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam.
Rabbi Akiva ben Yosef (ca. 50 - 135 n. Chr.) war ein großer jüdischer Weiser des späten 1. Jahrhunderts und des frühen 2. Jahrhunderts. Er war der "Kopf aller Weisen" und galt in der Tradition als einer der ersten Gründer des rabbinischen Judentums. Rabbi Akiva betrachtete das Judentum als eine Religion der Liebe. Von der Thora zog er zwei Verse an, um diese Aussage zu stützen. Die erste stammt aus Deuteronomium 6: 5:

Du sollst deinen Gott lieben mit deinem ganzen Herzen, mit deiner ganzen Seele und mit all deiner Kraft.

Der zweite Vers stammt aus Leviticus 19:18:


Der Talmud (die Hauptquelle des jüdischen religiösen Gesetzes) erzählt die Geschichte von Rabbi Hillel, einem berühmten jüdischen Führer, Gelehrten und Weisen. Er war eine der wichtigsten Persönlichkeiten der jüdischen Geschichte, der um die Zeit Jesu lebte. Eines Tages kam ein Heide zu ihm und sagte, er würde zum Judentum konvertieren, wenn Hillel ihm die ganze Thora lehren könnte in dem Zeitraum, in dem er auf einem Fuß stehen könnte. Die Thora, die Teil der hebräischen Bibel ist, umfasst die fünf Bücher Mose.

Rabbi Hillel antwortete:

Was dir verhasst ist, das tu auch deinem Mitmenschen nicht an. Das ist die ganze Thora. Der Rest ist nur Kommentar. Geh und denke darüber nach.

Dies erinnert uns an die „goldene Regel“. Diese Idee war ein wesentlicher Bestandteil des Judentums lange vor Hillel oder Jesus. Es ist eine vernünftige Anwendung des Torah-Gebots, deinen Nächsten wie dich selbst zu lieben (Leviticus 19:18), das Rabbi Akiva als das Wesen der Thora bezeichnete.

Ein Anwalt fragte Jesus einmal, welches Gebot das große Gebot im Gesetz sei. Dieser Anwalt war ein Pharisäer, Mitglied einer alten jüdischen Sekte, welche die strikte Auslegung und Einhaltung des jüdischen Gesetzes sowohl in mündlicher als auch in schriftlicher Form betonte. Wenn es um die Einhaltung des Gesetzes ging, waren die Pharisäer Pedanten. Es waren äußerst stolze und anspruchsvolle Leute, die verhindern wollten, dass auch nur eines der Gebote verletzt würde. Sie kannten nicht nur die Zehn Gebote, sondern auch alle anderen 613 Gesetze der Thora (nach traditioneller Zählung).

Nach dem Evangelium von Matthäus 22: 35-40:

Daraufhin stellte einer von ihnen, der Rechtsanwalt war, eine Frage, mit der er ihn in Versuchung führen wollte: „Meister, was ist das größte Gebot im Gesetz?“ Jesus sagte zu ihm: „Du sollst den Herrn, deinen Gott lieben, mit all deinem Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Verstand. Dies ist das erste und größte Gebot. Und das zweite lautet: Du sollst deinen Nachbarn lieben wie dich selbst. Diese beiden Gebote sind die Grundlage aller Gesetze und Propheten.

William C. Chittick, Professor für Religionswissenschaft an der State University von New York, ein führender Übersetzer und Interpret klassischer islamischer philosophischer und mystischer Texte, hat ausführlich über die Schule der islamischen Philosophie geschrieben. In seinem Artikel "Islam: Eine Religion der Liebe" betonte er nachdrücklich die umfangreiche Literatur im Islam, in der die Natur der Liebe, die Teil des intellektuellen Erbes des Islam ist, erforscht und erläutert wird.

Er zitierte Ibn Qayyim al-Jawziyya, einen berühmten Theologen des 14. Jahrhunderts aus Bagdad, der sagte, die Wurzel des Islams sei Liebe zu Gott, Intimität mit Ihm und Sehnsucht, Ihm zu begegnen. Und er sagt: Die offenbarten Bücher Gottes, vom ersten bis zum letzten, drehen sich alle um das Gebot zu lieben.

Ib Arabi (1165-1240), ein berühmter Sufi-Mystiker und Philosoph, sagte:

„Ich folge dem Weg der Liebe, und wo die Karawane der Liebe ihren Weg nimmt, dort ist meine Religion, mein Glauben.“

 

Wir sind Eins - kultiviere die Haltung des Einsseins

Swami erklärte, dass es nur einen Gott gibt und dass er allgegenwärtig ist. Gott ist formlos bzw. nimmt er unzählige Formen an. Alle Namen und Formen sind seine. Daher sollten wir nicht zwischen einer Form (oder einem Namen) und einer anderen unterscheiden, sondern alle Formen und Namen als den gleichen Gott betrachten, der überall verehrt wird. Swami sagte:

Die wahre Wohnstätte Gottes ist das Herz des Menschen, und derselbe Gott wohnt in allen Wesen. Alle Wesen im Universum sind die Schöpfung Gottes, und es gibt nichts auf dieser Welt, das nicht göttlich ist. Alle sind eins. Wenn Menschen Unterschiede zwischen diesen beiden machen, entstehen aus unseren Gefühlen heraus jene Unterschiede von "Mein und Dein". Alles, was wir auf dieser Welt sehen, ist ein Aspekt der Göttlichkeit. Es gibt nichts anderes als das. In dieser Welt existiert nur Eines ohne ein zweites.

<Sathya Sai Baba>

Dieses Gefühl des Getrenntseins, das Gefühl, dass wir Individuen sind, die sich von allen anderen Individuen unterscheiden, ist letztlich irreal. Dieser Traum einer bloß physischen und getrennten Existenz ist eine Illusion. Einssein ist die zugrunde liegende Realität allen Lebens und von allem im Universum, weil die Schöpfung im tiefsten Sinn unteilbar ist.
Swami ermahnt uns, die Haltung der Einheit zwischen Menschen aller Glaubensrichtungen, aller Länder und aller Kontinente zu pflegen. Swami erinnert uns auf seine unnachahmliche Weise daran, dass das Leben eine Reise von "Ich" zum "Wir" ist.

Thomas Merton, ein amerikanischer Trappistenmönch, profilierter Autor katholischer Bücher und einer der großen Mystiker des 20. Jahrhunderts, hatte eine Vision der Einheit mit allen Menschen. Er beschrieb seine Offenbarung auf diese Weise:

In Louisville, an der Ecke der 4. Straße und Walnut, im Zentrum des Einkaufsviertels, war ich plötzlich überwältigt von der Erkenntnis, dass ich all diese Leute liebte, dass sie die meinen waren und ich die ihren, und dass wir einander nicht fremd sein konnten, obwohl wir einander überhaupt nicht kannten. Es war, als wachte ich aus einem Traum des Getrenntseins, der nicht wirklichen Selbstisolation auf in eine besondere Welt, die Welt der Entsagung und der Heiligkeit ... Das Gefühl der Befreiung von der Welt der scheinbaren Unterschiede war für mich eine solche Erleichterung, dass ich beinahe laut auflachte… Gott sei Dank bin ich wie andere Menschen, bin ich nur ein Mensch unter anderen Menschen... Es ist ein ruhmreiches Schicksal, ein Mitglied der Menschheit zu sein ... Es gibt keine Möglichkeit, den Leuten zu sagen, dass sie alle strahlend wie die Sonne umherlaufen. Ich sah plötzlich die geheime Schönheit ihrer Herzen, die Tiefen ihrer Herzen, in denen weder die Sünde noch das Verlangen Platz haben, den Kern ihrer Realität, ihre Persönlichkeit, jede einzelne im Blick von Gott. Wenn sie sich alle nur so sehen könnten, wie sie wirklich sind! Wenn wir einander immer in dieser Weise sehen könnten! Es würde keinen Krieg mehr geben, keinen Hass mehr, keine Grausamkeit mehr, keine Gier mehr ...

Dieses Gefühl des Einsseins ist Wissenschaftlern nicht unbekannt. Albert Einstein sagte:

Jeder Mensch ist Teil des Ganzen, das wir Universum nennen, ein Teil, der zeitlich und räumlich begrenzt ist. Er erlebt sich selbst, seine Gedanken und Gefühle als etwas Getrenntes vom Rest der Menschheit - eine Art optische Täuschung seines Bewusstseins. Diese Täuschung ist für uns eine Art Gefängnis, das uns auf unsere persönlichen Wünsche und auf die Zuneigung zu uns nahe stehenden Personen beschränkt. Unsere Aufgabe muss es sein, uns aus diesem Gefängnis zu befreien, indem wir die Ausdehnung unseres Mitgefühls vergrößern, um alle Lebewesen und die gesamte Natur in ihrer Schönheit zu umarmen. Wir benötigen eine völlig neue Denkweise, wenn die Menschheit überleben soll.

Der amerikanische Quantenphysiker David Bohm, der als einer der bedeutendsten theoretischen Physiker des 20. Jahrhunderts gilt, schrieb:

Man wird zu einem neuen Begriff der ungebrochenen Ganzheitlichkeit geführt, der klassischen Vorstellung der Analysierbarkeit der Welt in getrennte und unabhängig voneinander existierende Teile…

Wir haben die übliche klassische Vorstellung umgekehrt, dass die unabhängigen "elementaren Teile" der Welt die grundlegende Realität sind und dass die verschiedenen Systeme lediglich besondere kontingente Formen und Anordnungen dieser Teile sind. Vielmehr sagen wir, dass die untrennbare Quantenvernetzung des gesamten Universums die grundlegende Realität ist und dass relativ unabhängige Teile, die sich relativ unabhängig verhalten, lediglich besondere und kontingente Formen innerhalb dieses Ganzen sind.

Gott ist Liebe, lebe in Liebe

Liebe versagt nie

Korinther 1 Kapitel 13 Vers 8

Swami versicherte, dass Gott Liebe ist und dass er nur durch die Kultivierung und Praxis der Liebe bewegt wird. Liebe ist die Natur des Lebens, und ohne sie kann nichts auf dieser Welt existieren. Für den Menschen ist Liebe Leben, und Liebe ist alles. Wir sollen alle Wesen als Manifestationen derselben Göttlichkeit lieben, die der innerste Kern unseres Selbst ist.  Der beste Weg, dies zu tun, ist durch selbstlosen Dienst.

Swamis Anweisung an uns lautet: „Beginne den Tag mit Liebe. Fülle den Tag mit Liebe. Beende den Tag mit Liebe. Wir sollten die Liebe zur dominierenden Kraft in unserem Leben machen, indem wir unser Herz aktiv und dauerhaft für die Liebe öffnen. Dies ist der Weg zu Gott.

Der prominente jüdische Philosoph des 20. Jahrhunderts Martin Buber sagte:

Die wahre Bedeutung der Liebe für unseren Nachbarn ist nicht, dass es ein Befehl von Gott ist, den wir erfüllen sollen, sondern dass wir durch sie und in ihr Gott begegnen. Die reine Existenz wird für dich ohne Bedeutung bleiben, wenn du nicht selbst mit aktiver Liebe in sie eindringst und wenn du nicht auf diese Weise ihre Bedeutung für dich entdeckst.

Für den Christen heißt es in 1. Johannes 4: 8:

Wer nicht liebt, kennt Gott nicht, weil Gott Liebe ist.

Nach dem Buch „Essential Sufism“ von James Fadiman und Robert Frager:

Für viele ist der Sufismus der Pfad der Liebe. Andere lieben, die Schönheit dieser Welt lieben: so entwickelt sich die Fähigkeit zur Liebe. Je mehr wir lieben können, desto mehr können wir Gott lieben. Gott lieben heißt Gott kennen.

Der berühmte persische Dichter und Sufi-Mystiker Jalal ad-Din Muhammad Rumi aus dem 13. Jahrhundert, der im Volksmund als Rumi bekannt ist, sagte, zu lieben sei, Gott zu erreichen. Er schrieb:

Setze alles auf die Liebe,

wenn du ein wahrer Mensch bist.

Wenn nicht, verlasse diese Versammlung.

Halbherzigkeit führt nicht zur Größe.

Du machst dich auf, Gott zu finden,

aber dann bleibst du hängen In mittelmäßigen Rasthäusern ...

Buddha lehrte liebende Güte und Mitgefühl. Er sagte:

Lasse nicht zu, dass jemand einen anderen betrügt, verachte nie irgendein Wesen in welchem Zustand auch immer. Lasse nicht zu, dass jemand aus Zorn oder Böswilligkeit einem anderen Schaden zufügt. So wie eine Mutter mit ihrem Leben ihr Kind, ihr einziges Kind, schützt, So sollte man mit einem grenzenlos weiten Herzen alle Lebewesen hochschätzen; Strahlende Güte über die ganze Welt: nach oben in den Himmel und nach unten in die Tiefe; Nach außen und grenzenlos, Befreit von Hass und Missgunst.

Swamis berühmte Aussprüche “Liebe alle - diene allen” und “Hilf immer - verletze nie” bringen seine Lehre von der Wichtigkeit des Lebens in Liebe auf den Punkt. Diese einfachen und schönen Worte vermitteln in starker Weise die Sprache des Herzens.

 

Quelle: http://www.sathyasai.org/about-us/interfaith/universal-teachings-of-sathya-sai-baba