Ewige Wahrheiten
Sathya Sai Baba vermittelt die Weisheit der Veden und ihre Bedeutung für unseren Erkenntnis- und Lebensweg.
ISBN 3-924739-59-1
Die VAHINIS sind in digitaler Form auf Englisch kostenlos hier zu finden: open Vahinis
Die deutsche Übersetzung ist als als Buch (Print) beim Sathya Sai Buchzentrum und im Buchhandel erhätlich.
Anmerkung: Es dürfen laut gesetzlicher Vorgabe im deutschen Buchmarkt keine kostenlosen digitalen Bücher, die als gedruckte Version verkauft werden, zur Verfügung gestellt werden. Daher können wir hier nur mit einer Leseprobe dienen.
Leseprobe:
Es gibt drei philosophische Schulen in Indien. Die erste ist der Dualismus
(dvaita). Sie betrachtet die Welt als eine große Maschine, die von Gott ersonnen
wurde und von ihm in Betrieb gehalten wird. Die zweite, eine höhere Stufe spirituellen
Erforschens und Erfahrens, ist der bedingte Non-Dualismus
(vishishtâdvaita). Er nennt drei Wesenheiten: Gott, die göttliche Seele und die
Natur. Er spricht von einer Integration der drei und erklärt, daß der Kosmos ein
Phänomen sei, welches von Gott ganz durchdrungen und erfüllt ist, und daß er
deshalb in seiner Substanz ewig und unzerstörbar sei. Die dritte Schule, die nondualistische
Philosophie (advaita) versichert, daß Gott sich nicht außerhalb des
Kosmos befindet, sondern daß er den Kosmos schuf, indem er selbst zum Kosmos
wurde, und daß er alles ist, was existiert. Nach dieser Anschauung gibt es
außer Gott nichts anderes, gibt es nichts Zweites. Das ist die höchste Wahrheit,
die von allen akzeptiert werden muß. Die Vorstellung, daß der Kosmos so etwas
wie der Körper Gottes ist und daß Gott als âtman den Kosmos in Betrieb hält
und in ihm lebt, ist nicht richtig. Auch die Behauptung, Gott sei zwar ewig und
unveränderlich, aber der Kosmos, sein Körper, sei Veränderung und Umwandlung
unterworfen, ist nicht befriedigend.
Was bedeutet es, wenn gesagt wird: Gott ist die unmittelbare Ursache des
Kosmos? Unmittelbare Ursache bedeutet: Ursache, welche die Wirkung auslöst.
Die "Wirkung" ist die Ursache in einer anderen Form. Sie kann nicht ohne Ursache
sein. Jede Wirkung, die wahrgenommen wird, ist nur die Ursache, die eine
neue Form angenommen hat. Gott ist die Ursache, der Kosmos ist die Wirkung.
Diese Feststellungen betonen die Tatsache, daß der Kosmos lediglich Gott in
einer anderen Form ist. Auf die Behauptung, daß jeder Körper zwar begrenzt
sei, aber doch zur Ursache, d.h. zu Gott hinführe oder daß er seine Gestalt Gott
verdanke, aus dem er sich entwickelt habe, würden die Non-Dualisten antworten,
daß es Gott selbst war, der sich in der Form des Kosmos manifestiert hat.
Es mag bezweifelt werden, daß Gott wirklich all die Vielfalt der Dinge und
Wesen sein kann. Aber es ist wahr! Alles, was die Sinne wahrnehmen und was
ins Bewußtsein eindringt, ist Gott. Es gibt nichts anderes als ihn. Körper, Geist,
Verstand, Bewußtsein - alles ist Gott.
Hier könnte sich ein weiterer Zweifel einstellen: Weshalb sollte Gott, der das
Eine ist, sich als viele manifestieren? Wenn Gott sich in den Kosmos verwandelt
hat, hat er sich dann nicht auch den Gesetzen des Wandels unterworfen? Alle
Dinge in der Natur sind eine sich ständig wandelnde Zusammensetzung verschiedener
Elemente und unterliegen dem Kreislauf von Geburt und Tod. Und
wenn Gott sich in den Bereich des Veränderlichen begeben hat, bedeutet das
nicht, daß auch er eines Tages sterben muß? Muß er die Verwandlungen über
sich ergehen lassen und schließlich aufhören zu sein? Und dann ist da die Frage:
Wieviel von Gott, welcher Teil von ihm wurde zum Kosmos?
Die Non-Dualisten sagen: "Welchen Anteil Gottes ihr dem Kosmos auch zuschreibt,
merkt euch dieses: Der Kosmos existiert nicht. Er ist eine Illusion. Er
ist nicht, war niemals und wird niemals sein." Die Schöpfung des Kosmos, die
Auflösung des Kosmos, diese Myriaden von Individuen, welche entstehen und
vergehen, alles ist nur ein Traum. Es gibt überhaupt keine individualisierten
Wesen (jîvâtman), keine separate Seele (âtman). Wie könnte es Millionen individueller
Seelen geben? Es gibt nur das eine untrennbare, vollkommene Absolute.
So wie die Sonne sich in Millionen Seen, Teichen und Wassertropfen spiegelt, so
sind individuelle Seelen nur Reflexionen des Einen im Geiste derer, auf die er
scheint. Das ist es, was in der Bhâratîya-Philosophie ganz klar von nondualistischen
Denkern ausgedrückt wird. Wer diese Wahrheit nicht begreifen
kann, steht, das muß man sagen, unter dem Einfluß der Illusion (mâyâ).
Auch Träume haben die Wirklichkeit als Grundlage. Ohne eine solche kann
nichts weiteres entstehen. Ohne Grundlage kann sich nichts manifestieren. Diese
Grundlage ist Gott, ist Îshvara. Er ist Fülle, er ist Geist, er ist Körper, er ist
Seele (âtman). Eure scheinbare Wirklichkeit ist nur ein Traum. Für das Auge,
das die wahre Wirklichkeit sehen kann, ist der Kosmos nicht diese Vielfalt der
Namen und Formen, sondern nur Sein-Bewußtsein-Glückseligkeit (sat-citânanda).
Denkt an einen Traum. Er kommt nicht von irgendwoher, noch verschwindet
er irgendwohin. Er entsteht in euch und verschwindet in euch. Während
ihr träumt, betrachtet ihr die Ereignisse und Personen als wirklich. Ihr fühlt
Kummer, Freude und Angst ebenso wie im Wachzustand. Ihr tut sie nicht als
illusorisch ab, während ihr träumt. Der Kosmos ist der Traum Gottes, er entsteht
in ihm und geht in ihn ein. Er ist, ebenso wie alle die Erdenleben, die wiederholten
Geburten, das phantasievolle Gewebe mâyâs, die unwirklichen Ideen, die
eingebildeten Aufregungen, die täuschenden Erscheinungen das Produkt des
göttlichen Geistes. Ihr seid vollkommen, ihr seid Gott. Jeder von euch ist Gott.
Wer sich das höchste Wissen angeeignet hat und weise geworden ist, kann hier
und jetzt sein Eins-Sein mit dem Einen erfahren.