Ansprachen 2008

 

Neujahrsansprache, 1.01.2008

 

Die Sonne scheint heiter und friedvoll, die Tage sind kürzer geworden und es weht ein kühler Wind. Auf den Feldern ist die goldene Ernte herangereift. Die Ringelblumen blühen, gleich Perlenketten, an den Ufern der Flüsse. Die Bauern freuen sich und singen. Das liebliche Sankrantifest wird im Monat Pushya gefeiert und füllt unsere Häuser mit dem frisch geernteten Getreide.

Der Mensch benötigt in dieser Welt verschiedene Dinge, aber keines von ihnen ist permanent. Alle gleichen vorbeiziehenden Wolken. Was ihr in dieser Welt für dauerhaft haltet, ist in Wirklichkeit vergänglich. Man muss deshalb nach dem streben, was dauerhaft, wirklich und ewig ist. Die Bhagavadgita verkündet: Der ewige Atman in allen Wesen ist Teil meines Wesens. Ich bin in euch, bei euch, um euch herum, über euch und unter euch. In diesem Universum gibt es keinen Platz, wo Gott nicht ist. Auch gibt es keinen Namen und kein Ding, das nicht ihm gehört. Die Upanishaden verkünden dieselbe Wahrheit in ihren Aussagen: Gott wohnt allen Wesen inne, und: Das gesamte Universum ist von Gott durchdrungen. Der Mensch ist nicht in der Lage, diese Wahrheit zu erkennen und beklagt sich: „Wo immer ich hinschaue, begegne ich nur menschlichen Wesen. Ich bin nicht in der Lage, Gott zu finden.“ Wie man empfindet, so ist das Ergebnis. Wenn ihr ein bestimmtes Kleid anzieht und euch vor den Spiegel stellt, werdet ihr im Spiegel das entsprechende Spiegelbild finden. Genauso spiegeln sich eure Gedanken und Empfindungen in der äußeren Welt wider. Alles ist Reaktion, Widerspiegelung und Echo. Eure eigene Lebensweise wird in der äußeren Welt gespiegelt. Was immer ihr sagt, kommt als Antwort zu euch zurück. Dies ist die Wahrheit. Aber die Leute denken, jemand anderes spräche diese Worte. Gemäß dem Sprichwort: Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen geben ihr verschiedene Namen, erklären die Menschen diese Wahrheit auf unterschiedliche Weise. Jede Gestalt, die ihr in der äußeren Welt wahrnehmt, ist tatsächlich euer eigenes Spiegelbild.

In dieser Halle sind mehrere Tausend Menschen versammelt. Aber sie alle haben nur ein Herz, nämlich das spirituelle. Ich spreche nicht vom physischen Herzen. Leider sind die Menschen, trotz bester Ausbildung, unfähig, ihr Vertrauen in dieses spirituelle Herz zu setzen. Ihr seid alle gebildet, gut gebildet.

Trotz all seiner Bildung und Intelligenz kennt ein törichter Mensch sein wahres Selbst nicht und ein niedrig gesinnter Mensch gibt seine schlechten Eigenschaften nicht auf.

Diese Art Bildung solltet ihr nicht anstreben. Sie fällt in die Kategorie weltliche Bildung, die wir uns unter Anleitung eines Lehrers in einer Institution aneignen. Heutzutage sind unsere ganze Bildung, unsere Worte und unser Sprechen nur künstlich. Es gibt etwas Tiefgründigeres, was die Basis von allem bildet. Es ist die fundamentale Wahrheit. Sie fällt nicht in den Bereich von Bildung. Es ist Educare. Bildung ist weltlich, Educare hingegen überweltlich. Educare kann nicht mit dem bloßen Auge gesehen werden. Educare befindet sich in der Tiefe unseres Herzens. Educare muss durch bewusste Anstrengung hervorgebracht werden. Wo ist Frieden? Im Äußeren? Nein, außen ist nur Zerstückelung. Friede befindet sich in eurem Herzen. Dasselbe gilt für Liebe. Liebe befindet sich in eurem Herzen. Sie ist nicht sichtbar. Liebe ist Gott; lebt in Liebe. Dies ist auch ein Teil von Educare. Das Gleiche gilt für Gewaltlosigkeit. Sie ist nicht in der äußeren Welt. Die Welt wird heutzutage von Konflikten zerrissen. Nirgendwo in der Welt finden wir Frieden. Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit bilden die fünf Lebensenergien eines Menschen. Liebe ist die zugrunde liegende Strömung, die durch all diese menschlichen Werte fließt. Folgt der Wahrheit, bewahrt Liebe als die Grundlage in eurem Herzen. Wahrheit ist ewig. Wahrheit ist Gott. Sie unterliegt nicht dem Wandel der Zeit. Lasst Liebe im Spiegel der Wahrheit erscheinen. Wenn ihr jemandem begegnet, den ihr nicht mögt, haltet ihr ihn für euren Feind, denn ihr denkt an eure weltliche Beziehung zu ihm. Ihr fangt an, ihn zu hassen. Das ist nicht richtig. Tatsächlich ist er nicht von euch verschieden. Ihr und er seid eines allein. Es ist also so, als ob ihr euch selber hasst. Es gibt in dieser Welt nicht so etwas wie eine andere Person oder ein anderes Objekt. Eines allein existiert. Wir müssen als Erstes diese Wahrheit erkennen und ihr folgen. Leider ist es uns heutzutage nicht möglich, in dieser Welt überhaupt Wahrheit zu finden. Ob es sich um den Bereich der Bildung, der Politik oder das weltliche Leben handelt – wir finden überhaupt keine Wahrheit. Sogar am Gerichtshof, dem Sitz der Gerechtigkeit, schwören die Leute auf Gott und sprechen die Unwahrheit. So greifen Unwahrheit oder Falschheit um sich, wo immer man hingeht. Um Wahrheit zu etablieren, geben die Menschen viel Geld aus. Das ist nicht nötig. Wenn die Menschen Liebe zueinander kultivieren, genügt das. Wann immer ihr jemandem begegnet, den ihr für euren Feind haltet, dann sagt: „Mein Herr, ich grüße Sie.“ Dann wird er euch wiederum grüßen. So wie wir fühlen, so fühlt er. Unsere eigenen Gedanken und Gefühle spiegeln sich in der anderen Person wider.

Heutzutage findet man in der Welt überhaupt keinen Frieden. Wo immer man hinschaut, man sieht nur Aufruhr und Verwirrung, ob auf dem Marktplatz, im Basar oder in einem Geschäft. Sogar wenn ihr in ein Restaurant geht, werdet ihr jemanden mit dem Kellner streiten sehen: „Diese Idlis sind nicht gut, der Vada schmeckt nicht, dieser Pfannkuchen ist nicht durchgebacken“, usw. Nirgendwo in dieser Welt findet man Ordnung. Überall herrschen Verwirrung und Konflikt. Tatsächlich ist das Wort Frieden nirgendwo in der Welt zu finden. Hier in Prasanthi Nilayam hingegen ist die Atmosphäre ganz anders. In dieser Halle ist absoluter Frieden. Diesen Frieden findet ihr nirgendwo sonst in der Welt. Das Gleiche gilt für das Gefühl der Liebe. Nirgendwo sonst findet ihr diese Liebe. Aus diesem Grund versammeln sich hier Hunderttausende Menschen aus der ganzen Welt.

Warum reisen die Menschen zu heiligen Orten und beten dort? Wozu? Um Friede, Glück, Seligkeit und Liebe zu finden. Diese Jungen studierten in Brindavan und Puttaparthi. Sie reisten durch das ganze Land und sogar ins Ausland. Aber sie konnten nirgendwo inneren Frieden finden, nicht einmal zwei Minuten lang. Tatsächlich liegt Friede im eigenen Geist. Es bringt nichts, in der äußeren Welt nach Frieden zu suchen. Genauso sind auch Wahrheit und Liebe nur in einem selbst zu finden. Wenn ihr Liebe kultiviert, könnt ihr in dieser Welt alles erreichen. Swami ist eine Verkörperung der Liebe. Liebe ist sein größter Besitz! Es ist meine Pflicht, diese Liebe mit euch allen zu teilen. Wenn ihr fähig seid, Swamis Liebe im wahren Sinn zu begreifen und auf rechte Weise zu nutzen, werdet ihr erblühen. Außer Swamis Liebe kann nichts euch schützen. Ihr müsst dieses Liebesprinzip verstehen. Alle sind Brüder und Schwestern! Aber sogar unter Brüdern und Schwestern kommen Meinungsverschiedenheiten auf. Kultiviert deshalb Liebe zueinander. Bewahrt immer eine fröhliche Haltung, mit einem Lächeln auf den Lippen. Zieht nie ein Gesicht, als hättet ihr Rizinusöl getrunken. Nur dann wird euer Leben edel und vorbildlich. Seid immer glücklich und fröhlich. An was mangelt es euch? Durch Swamis Liebe und Gnade habt ihr alles.

Manche Menschen sind nicht in der Lage, Schwierigkeiten auszuhalten. Wenn es ihnen jedoch gelingt, ein wenig Geduld zu haben, werden sogar dieser Schmerz und dieses Leid sich in einen Anlass zur Freude wandeln. Freude ist ein Abschnitt zwischen zwei Schmerzen. Ihr seid nicht eine Person, sondern drei: Die, für die ihr euch haltet; die, für die andere euch halten, und die, die ihr wirklich seid. Die Person, die ihr wirklich seid, ist die Wahrheit. Ihr lest viele Bücher, aber wenn ihr euren Kopf nicht in rechter Verfassung halten könnt, wird alles Lesen nutzlos werden. Der Kopf ist demzufolge sehr wichtig. Das ist Educare.

Ihr habt sicherlich jede Menge Bücher gesehen, die von großen Persönlichkeiten geschrieben wurden. Jeder Autor muss einen bestimmten Aspekt des Göttlichen hervorgehoben haben. Aber die Gesamtsumme all dieser Beschreibungen repräsentiert das Göttliche, das eines ist. Manchmal richtet sich euer eigener Geist (mind) gegen euch. Es ist das Ergebnis eurer Gedanken. Alles ist Reaktion, Widerspiegelung und Widerhall. Beides, Gutes wie Böses, befinden sich nur in euch, nicht aber in der äußeren Welt. Wenn eure Sichtweise schlecht ist, werdet ihr Schlechtes sehen. Wenn eure Sichtweise jedoch gut ist, werdet ihr Gott überall sehen. Wenn ihr Wahrheit und Liebe aufgebt und anfangt, die Welt von diesem Standpunkt aus zu sehen, werdet ihr überall Konflikte wahrnehmen.

Verkörperungen der Liebe! Liebe Studenten!

Ihr arbeitet alle in fernen Ländern. Dennoch denkt ihr an Swami und versucht, jedes Jahr wenigstens ein paar Tage in seiner göttlichen Gegenwart zu sein. Das ist euer gutes Schicksal (lauter Beifall). Dafür kann es nur einen Grund geben, und zwar eure Liebe zu Swami. Würde zwischen euch und Swami kein Band der Liebe bestehen, würdet ihr nicht, unter hohen Kosten und großer körperlicher Anstrengung, mit euren Familien hierher kommen. Diese Wahrheit müsst ihr erkennen. Ihr habt in Brindavan oder Prasanthi Nilayam studiert und arbeitet jetzt in verschiedenen Ländern. Wo immer ihr seid, denkt immer daran, dass Swami bei euch und in euch ist. Wenn jemand euch fragt, woher ihr kommt, antwortet ihr, von Brindavan oder Prasanthi Nilayam. Ihr sagt das zu eurer Zufriedenheit. Aber die Wahrheit lautet, dass Swami, Brindavan und Prasanthi Nilayam in euch sind.

Wenn man Selbstzufriedenheit erlangen will, muss man erkennen, dass alle eins sind.

Es gibt viele Religionen, aber nur ein Ziel. Es gibt viele Kleider, aber nur ein Garn. Es gibt viele Schmuckstücke, aber nur ein Gold. Es gibt viele Kühe, aber nur eine Milch. Es gibt viele Lebewesen, aber nur einen Atem. Es gibt viele Kasten, aber nur eine Menschheit.

 Auch wenn die Menschen verschiedene Hautfarben haben, die Glückseligkeit, die sie in ihrem Herzen erfahren, ist eine allein. Ohne auf individuelle Unterschiede zu achten, müssen wir nach dieser Glückseligkeit streben. Meinungsverschiedenheiten sind vergänglich. Das Göttliche ist eines allein; es nimmt in verschiedenen Zeitaltern verschiedene Formen an. Vishnu erschien im Kritayuga in verschiedenen Avatarformen. Derselbe Herr kam im Tretayuga als Rama und im Dvaparazeitalter als Krishna. Dasselbe göttliche Prinzip wird, als Schöpfer, Brahma genannt, als Erhalter und „Organisator“ Vishnu, und als Zerstörer Maheshvara (oder Shiva). Die verschiedenen Namen werden zum Zwecke der Identifizierung benutzt.

Wenn jemand euch nach eurem Namen fragt, nennt ihr ihn. Tatsächlich gaben eure Eltern euch diesen Namen; ihr wurdet nicht mit diesem Namen geboren. Zum Zeitpunkt der Geburt wart ihr nur ein Baby. Die Namen wurden danach gegeben. Leider lassen wir uns heutzutage wegen verschiedener Namen und Formen in Kontroversen ein, sogar in Bezug auf Gott. Wem immer ihr begegnet, er oder sie ist wahrhaftig eine Verkörperung des Göttlichen. Ihr begegnet zum Beispiel einem Bettler. Auch er ist Gott. Gott befindet sich in dieser Form. Grüßt ihn deshalb. Nichts ist daran falsch. Alle sind eins; verhaltet euch jedem gegenüber gleich. Liebt alle und dient allen, ob es sich um einen Bettler oder Millionär handelt.

In diesem Jahr mögen auf der physischen Ebene Veränderungen geschehen. Aber im spirituellen Bereich wird überhaupt kein Wandel stattfinden. Möglicherweise gibt es in der Welt hier und da Konflikte. Im politischen Bereich könnte es einige Wechsel und Zusammenschlüsse geben. Einige neue Parteien und Vereinigungen könnten sich bilden. Parteien, Parteien, Parteien…wozu sind sie schließlich da? Nur zum Teetrinken (Swami macht im Englischen ein Wortspiel mit den Begriffen parties und tea). Wir müssen alle Menschen gleich behandeln. Wenn wir das tun, werden alle Menschen glücklich sein. Gutes wie Schlechtes, Freude wie Leid - man muss allem mit Gleichmut begegnen. Das ist des Menschen wichtigste Aufgabe. Der menschliche Geist ist, aufgrund der Nahrung, die man zu sich nimmt, und der Gesellschaft, in der man sich aufhält, empfänglich für Veränderungen. Der Geist (mind) gleicht einem verrückten Affen, keinem normalen Affen, sondern einem verrückten. Genau genommen ist der Geist ein Bestandteil der Menschheit (mankind). Deshalb sollte er freundlich (kind) gesinnt sein. Leider machen wir ihn heutzutage zu einem Affen. Ein Mensch sollte immer ein Mensch sein! Lasst andere uns antun, was immer sie, unwissentlich, wollen. Aber wir sollten nicht bewusst daran denken, anderen zu schaden. Das ist mein Rat.

Dieser Körper erlebt das 83. Lebensjahr. In all diesen Jahren habe ich niemals jemandem geschadet oder irgendeinen Schmerz zugefügt. Ich habe niemals die Unwahrheit gesprochen. Ich spreche immer die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Es bereitet mir großen Schmerz, wenn ich Unwahrhaftigkeit sehe. Lasst uns deshalb nur die Wahrheit sprechen, nichts als die Wahrheit. Der Sieg wird sicherlich unser sein. Geht immer den Weg der Wahrheit. Liebt alle! Es ist leicht, jemanden zu lieben, und schwer, jemanden zu hassen. Wenn ihr andere liebt, wird zwischen euch Einheit herrschen. Alle werden eins sein. Wo Einheit ist, wird Reinheit sein, und wo Reinheit ist, wird das Göttliche sein. Wenn ihr deshalb Göttlichkeit erreichen wollt, müsst ihr Einheit entwickeln. Und um Einheit zu erreichen, sollten die Menschen ihre Engstirnigkeit aufgeben. Dies ist ein Taschentuch. Es besteht aus vielen Fäden. Wenn ihr die Fäden einen nach dem anderen beseitigt, wird es schließlich kein Taschentuch mehr geben! Der Stoff besteht aus Fäden, und diese werden wiederum aus Baumwolle hergestellt. Entsprechend kann es ohne Menschen keine Menschlichkeit geben. Die Menschlichkeit muss allmählich in Göttlichkeit transformiert werden. Eine göttliche Person hat göttliche Kraft. Tatsächlich besitzt ihr alle göttliche Kraft. Es gibt keinen einzigen Menschen ohne göttliche Kraft. Aber niemand ist sich seiner innewohnenden göttlichen Kraft bewusst. Die Menschen stellen mir oft die Frage: „Swami! Wie können wir Einheit erreichen?“ Tatsächlich ist Einheit das Wesen der Menschheit. Die Menschen vergessen diese Einheit und argumentieren: „Er ist von mir verschieden, ich bin von ihm verschieden“, usw. Durch solche Argumente kann das Göttliche niemals erreicht werden. Denkt immer, dass ihr und andere eines allein seid. Ihr behauptet: „Soundso ist mein Vater, Soundso meine Mutter, Soundso meine Schwester.“ Dies sind keine wirklichen Beziehungen. Vater, Mutter, Schwester usw. sind nur Verbindungen auf der körperlichen Ebene. Die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau ist nur durch Heirat entstanden. Wer ist ansonsten Ehemann, wer Ehefrau? Dies sind alles vom Menschen geschaffene Beziehungen. Man sollte jedoch, solange die Beziehung existiert, diese respektieren und ihr folgen. Ehemann und Ehefrau sollten einander niemals verletzen. Wenn einer von ihnen einen Fehler begeht, sollte er sanft darauf aufmerksam gemacht werden, damit er ihn korrigieren kann. Schikanieren, Beschuldigen und körperliche Gewalt sind üble Praktiken. Man sollte sie nie anwenden. Wenn ihr alle in Einheit lebt und euch ständig auf Gott besinnt, werdet ihr Reinheit erreichen. Dann wird Swami euch sicherlich dort, wo ihr euch befindet, Darshan geben. Ich gehöre euch allen. Ihr alle gehört mir. Ich unterscheide nicht zwischen den Einzelnen. Alle sind mein und ich gehöre allen. Aus weltlicher Sicht mag es in bestimmten Aspekten zwischen den Menschen Unterschiede geben. Aber auf der spirituellen Ebene sollte kein Unterschied sein.

Liebe Jungen! Ihr seid mit großer Liebe zu Swami hierher gekommen. Möge euer Herz bis zum Überfließen von Liebe erfüllt sein! Sagt immer die Wahrheit. Dadurch, dass ihr die Wahrheit sagt, erlebt ihr vielleicht Schwierigkeiten. Das macht nichts; haltet an der Wahrheit fest. Dann werdet ihr sicherlich erfolgreich sein. Wir sollten nie Angst davor haben, die Wahrheit zu sagen. Wir sollten sogar bereit sein, für die Wahrheit zu kämpfen. Wahrheit allein siegt. Sagt deshalb immer die Wahrheit. Unwahrheit wird euch einen schlechten Ruf einbringen. Haltet unter allen Umständen an der Wahrheit fest. Kultiviert Liebe. Wahrheit ist Liebe und Liebe ist Wahrheit. Wenn ihr euch von diesen beiden, gleich den zwei Augen, schützen lasst, werdet ihr im Leben immer erfolgreich sein. Gott zu verehren, indem man das Wort Hingabe als leere Formel verwendet, bringt nichts.

Ihr mögt sehr intelligent sein und habt euch vielleicht umfangreiches Wissen angeeignet. Aber wenn ihr kein Unterscheidungsvermögen entwickelt, werden eure ganze Intelligenz und all euer Wissen auf Null reduziert werden. Deshalb ist Unterscheidungsvermögen sehr wichtig. Analysiert, ob eure Sichtweise richtig oder falsch ist. Wenn ihr davon überzeugt seid, dass euer Standpunkt richtig ist, haltet bis zum Schluss daran fest. Die Welt befindet sich heutzutage in einem Zustand äußerster Verwirrung und höchstem Chaos. Wo immer ihr hinschaut, ist unaufhörlicher Kampf. Die Welt ist heutzutage voller Selbstsucht und Eigeninteresse. Solange diese zwei vorherrschen, wird das nur zur Niederlage führen. Ihr seid alle Studenten des Sri Sathya Sai Colleges. Deshalb solltet ihr den Idealen der Sathya Sai Bildungseinrichtungen gemäß leben. Wenn die Leute loben, Soundso ist ein guter Junge, er ist ein Student des Sri Sathya Sai Colleges, bin ich sehr glücklich. Verdient euch alle diesen guten Ruf. Das schenkt mir großes Glück. Ich kann mir nichts Größeres wünschen. Ich bitte nicht um meinetwillen darum. Erwerbt euch um eurer selbst willen einen guten Ruf! Bangaru! (Ihr Goldstücke!) Verhaltet euch dementsprechend. Wo immer ihr seid, vergesst nicht, über Gottes göttlichen Namen zu kontemplieren. Ihr könnt an irgendeinen Namen, wie Rama, Krishna, Govinda, Narayana, Madhusudana, Trivikrama usw. denken. Obwohl die Namen sich unterscheiden, ist Gott einer allein. Das höchste Wesen (purusha) hat Tausende von Köpfen, Augen und Füßen. Haltet immer an der Wahrheit und Liebe fest.

 Bhagavan singt den Bhajan Hari bhajana bina… und fährt mit seiner Ansprache fort:

 Die Freude, die das Bhajansingen uns schenkt, kann durch kein anderes Mittel erreicht werden. Bhajans zu singen und Gottes Herrlichkeit zu preisen, gibt so viel Freude. Auch ich kann Bhajans melodiös singen; aber zurzeit habe ich sehr starke Halsschmerzen. Bhajans schenken große Freude. Auch wenn andere diese Freude nicht teilen, singt zur eigenen Freude Bhajans. Ich bin sehr glücklich. (Sich an die ehemaligen Studenten wendend): Wann habt ihr vor, in eure Heimat zurückzureisen? Wo immer ihr hingeht, Swamis Gnade ist in Fülle mit euch. Ich werde morgen an euch alle Prasad verteilen. Möget ihr alle mit freudiger Erinnerung an diese göttliche Versammlung nach Hause zurückkehren.

 Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books & Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam

© by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Sanskrantifest, 15.01.2008

 

Kaiser Nala, der über ein großes Königreich herrschte, konnte nichts mit sich nehmen, als er starb. Nahm König Mandhata, die Zierde des Kritayugas [1] irgendwelche Reichtümer mit sich, als er die Erde verließ? Nicht einmal Shrî Rama, der die Brücke über das Meer errichtete, ist heute auf der Erde zu sehen. Viele Könige haben über die Erde geherrscht, aber keiner von ihnen konnte auch  nur eine Handvoll Staub mit sich nehmen. Oh edler Mensch! Glaubst du,  du könntest das Königreich und seine Schätze auf deinem Haupt mit dir tragen, wenn du die Erde verlässt?

Der Mensch hat bei seiner Geburt nichts in diese Welt mitgebracht. Eigentum, Reichtum, Bankkonten usw. werden alle während der Lebensreise von der Geburt zum Tod erworben. Wenn der Mensch diese Welt verlässt, kann er sie nicht mit sich nehmen. Warum sollte er sich dann sorgen, dass er sie zwischendurch verlieren könnte?

Ihr wurdet nicht geboren, um Tränen zu vergießen. Deshalb solltet ihr diese Welt auch glücklich verlassen. Warum solltet ihr euch um vergängliche Dinge wie Reichtum und Besitz Sorgen machen, die materiell, flüchtig und vergänglich sind? Eine solche Einstellung ziemt sich nicht für einen Menschen. Sie alle sind Gaben Gottes. Es gibt vier Konzepte, die ihr immer bedenken müsst: der Einzelne (vyashti), die Gesellschaft (samashti), die Schöpfung (srishti) und Gott (parameshti). Die Schöpfung ging aus Gott hervor. Aus der Schöpfung ging die Gesellschaft hervor, und die Gesellschaft besteht aus Individuen. Ohne Individuum kann es keine Gesellschaft geben. Demzufolge sind all diese letztlich Gottes Geschenk. Bemühen wir uns, Tränen für Gott zu vergießen? Nein. Wir sorgen uns um flüchtige, vorüberziehende Wolken. Das entspricht nicht der wahren Natur des Menschen.

Ihr habt vielleicht beobachtet, dass sich gelegentlich dicke Wolken am Himmel bilden, welche die Sonne oder den Mond verdecken. Es sollte euch nicht bekümmern. Wartet einfach ein paar Minuten. Die dunklen Wolken werden weiterziehen und Sonne und Mond werden wieder hell strahlen. Es braucht nur ein wenig Geduld.

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit dieses heiligen Landes Bhârat. Von allen Ritualen ist Festhalten an der Wahrheit die größte spirituelle Disziplin. Das Empfinden der Liebe zur eigenen Mutter ist das nektargleiche Empfinden in diesem Land. Charakter wird weitaus höher geschätzt als das Leben selbst. Die Menschen haben die grundlegenden Prinzipien dieser großen Kultur vergessen und imitieren die westliche Kultur. Ach! So wie ein mächtiger Elefant sich seiner eigenen Kraft nicht bewusst ist, sind die Inder sich der Größe ihres kulturellen Erbes nicht bewusst.

Die Kraft, die ein Mensch besitzt, ist unvergleichlich. Der Mensch ist äußerst mächtig. Aus diesem Grund inkarniert sich sogar Gott in menschlicher Form. Es heißt: Gott nimmt menschliche Gestalt an. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung Gottes. Und Gott ist das Höchste. Diesen allgegenwärtigen, allwissenden und allmächtigen Gott zu vergessen, ist ein Sakrileg. Wir müssen ständig über Gott kontemplieren. Ihr mögt mit vielerlei Aufgaben beschäftigt sein, aber ihr solltet niemals Gott vergessen, der unwandelbar und ewig ist. Das sollte euer wahres Wesen sein. Eure wahre Natur sollte immer dieselbe bleiben.

Der Ursprung aller Schwierigkeiten, denen wir begegnen, liegt darin, dass wir Gott vergessen und vergänglichen weltlichen Dingen hinterherrennen. Glück oder Schmerz sind allein unsere eigene Schöpfung. Gott ist immer glückselig. Er schenkt uns immer Glück, Freude und Seligkeit. Aufgrund unserer Illusion missdeuten wir Gottes Gaben als Schwierigkeiten und sind ihretwegen bekümmert. Eure eigenen Gefühle sind verantwortlich für euer Leiden. Ändert deshalb eure Gefühle, entwickelt eine positive Einstellung und ihr werdet niemals Schmerz und Leid erfahren.

Ihr habt euch heute alle hier versammelt und tragt weiße Hemden und schwarze Blazer. Unser Anil Kumar (der Übersetzer) dachte: Wenn unsere Jungen schwarze Blazer tragen, warum dann nicht auch ich? Also zog auch er eine schwarze Jacke an und kam zu dieser Veranstaltung. Das ist Imitation. Tatsächlich ist die gesamte Welt voller Imitation. Dieses Nachahmen ist kein gutes Zeichen. Es schenkt euch nur kurzlebige Freude.

In der Vergangenheit gab es Könige und Kaiser, welche die Welt beherrschten, aber sie alle verließen diese Welt mit leeren Händen. Sie konnten nicht einmal einen Grashalm mit sich nehmen. Wir können uns zweifellos, so lange wir in dieser Welt leben, an guten Dingen erfreuen. Danach haben wir keine weitere Verbindung mit ihnen. Alle weltlichen Beziehungen wurden von uns selbst geschaffen. Wir sollten solche künstlichen Beziehungen nicht pflegen. Seid glücklich, so lange ihr lebt, und freut euch am Leben. Aber eure Freude sollte nicht dem Essen von Eiskrem, die in kurzer Zeit schmilzt, gleichen. Wahre Freude entspringt eurem Herzen. Das ist Glückseligkeit. Diese Glückseligkeit solltet ihr ständig erfahren.

Der Körper besteht aus den fünf Elementen und muss vergehen. Wir Menschen sind glücklich, wenn ein Kind geboren wird, und traurig, wenn jemand, der uns lieb ist, stirbt. Gebt Leid niemals Raum. Gleichgültig, wie viel Leid und Schwierigkeiten ihr erlebt, begegnet ihnen mutig und mit Gottvertrauen, indem ihr denkt: „Ich bin Teil des Göttlichen; deshalb werde ich weder bekümmert sein noch Tränen vergießen.“

Krishna verkündete in der Bhagavadgita:

Wissen ist in der Tat besser als mechanische Übung. Noch besser ist Meditation. Aber besser als Meditation ist der Verzicht auf den Wunsch nach der Frucht des eigenen Handelns, denn darauf folgt unmittelbar Friede.

Solange man Verlangen nach der Frucht der eigenen Handlungen entwickelt, wird man keinen geistigen Frieden haben. Nehmt das Beispiel eines Menschen. Vor der Heirat war er allein, nach der Hochzeit ist er zu zweit. Nach einem Jahr bekommt das Paar ein Kind. Anfangs hat er zwei Beine, dann, nach der Hochzeit, vier, und nach der Geburt des Kindes werden es sechs Beine. So vermehrt sich mit dem Wachsen der Familie auch die Anzahl der Beine, und es wird in Leid enden. Es ist nicht von Gott gemacht, sondern das Ergebnis der eigenen geistigen Schwäche.

Ihr habt am jährlichen Sportfest teilgenommen, verschiedene Kunststücke vorgeführt und euch daran gefreut. Freude oder Schmerz, alles ist das Resultat eurer eigenen Handlungen. Nichts in dieser Welt ist dauerhaft. Alles ist vergänglich. Man braucht sich wegen nichts hochgestimmt oder niedergedrückt zu fühlen. Was heute geboren wird, muss irgendwann sterben. Niemand weiß sicher, was im nächsten Augenblick mit uns geschehen wird.

Ihr seid eine Verkörperung des Göttlichen. Das göttliche Prinzip in euch ist ewig. Es lebt heute, morgen und übermorgen. Deshalb solltet ihr Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft als eines betrachten, obwohl eure Erfahrungen in den drei Zeitphasen verschieden sind. Ihr solltet diesen Erfahrungen nicht zu viel Glauben schenken. Die Vergangenheit ist vorbei; sie wird nicht zurückkommen. Wir sind uns der Zukunft nicht gewiss. Die Gegenwart ist die einzige Realität, mit der wir uns befassen sollten. Es ist keine gewöhnliche Gegenwart, sondern die Allgegenwart, denn Vergangenheit wie Zukunft sind in ihr enthalten.

Liebe Studenten!

All eure Erfahrungen in dieser veränderlichen Welt sind nur vorübergehend und unwirklich. Sie gleichen vorbeiziehenden Wolken. Ihr braucht euch nicht zu sehr um sie zu sorgen. Ihr schreitet vorwärts. Führt eure Lebensreise mit beständigem Vertrauen in Gott weiter. Warum solltet ihr zurückschauen müssen und über die Vergangenheit grübeln? Manche Menschen machen sich über alles Sorgen, nicht nur in Bezug auf ihre Ausbildung, sondern auch im Leben. Sie sorgen sich um Menschen, die nicht mehr leben. Wer geboren wurde, muss irgendwann diese Welt verlassen. Gott ist, da er allgegenwärtig ist, der Einzige, der zu allen Zeiten, in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, gegenwärtig ist. Er nimmt zu verschiedenen Zeiten verschiedene Namen und Formen an, entsprechend den Wünschen und der Vorstellung der Gottergebenen. Lasst eure Vorstellungen beiseite, und Gott kann jederzeit als das eine, einzige göttliche Prinzip wahrgenommen werden.

Vor ein paar Tagen feierten die Menschen in der ganzen Welt das Neue Jahr. Von wo kam dieses Neue Jahr? Es ist nicht urplötzlich vom Himmel gefallen. Ohne „alt“ kann es kein „neu“ geben. Das Alte verwandelt sich in Neues und das Neue wird nach einiger Zeit alt. So sind das Alte und das Neue wie das Objekt und seine Spiegelung. Messt deshalb diesen zeitlichen Veränderungen nicht zu viel Bedeutung bei. Denkt immer über das zeitlose Prinzip, das Göttliche, nach. Falls ihr euch über ein paar Leiden oder Schwierigkeiten sorgt, die euch plagen, schiebt sie beiseite. Einige Jungen machen sich wegen ihrer Prüfungen Sorgen. Das ist völlig unnötig. Stellt euch mutig den Prüfungen und schreibt die Antworten vertrauensvoll nieder, entsprechend euren Vorbereitungen. Gott wird sich um das Übrige kümmern. Mut und

Vertrauen führen das gewünschte Ergebnis herbei. Dieser Mut wird auch Kraft, Pushti, genannt.

Sechs schlechte Eigenschaften bilden einen Teil der menschlichen Psyche: Verlangen und Lust (kama), Zorn (krodha), Gier (lobha), Verblendung (moha), Stolz (mada) und Eifersucht (mâtsarya). Die gleichen Eigenschaften spiegeln sich in der äußeren Welt wider. Haltet deshalb euer inneres Bewusstsein rein. Dann könnt ihr alle Bereiche der äußeren Welt erobern.

Verkörperungen der Liebe! Liebe Studenten!

Ihr erwerbt in verschiedenen Wissenszweigen Abschlüsse. Aber was bringen sie?

Die moderne Bildung führt nur zu Diskussionen, nicht aber zur vollkommenen Weisheit. Was nutzt es, sich eine Bildung anzueignen, die euch nicht zur Unsterblichkeit führen kann? Erwerbt das Wissen, welches euch unsterblich machen wird.

 Was nutzt es, so viele Abschlüsse zu erwerben, ohne das eigene Wesen zu erkennen? Die Bildung, der wir nachgehen, muss letztlich der Gesellschaft von Nutzen sein. Solch eine Bildung solltet ihr anstreben. Teilt euer Wissen mit anderen. Nur dann wird sich eure Sicht erweitern und der Zweck eures Menschseins erfüllt werden. Das Individuum ist eines allein. Wenn ein anderes Individuum sich ihm anschließt, entsteht eine Gemeinschaft (samashti).

Entwickelt die Kraft der Sinne, indem ihr Herrschaft über eure Sinne entwickelt. Nur wenn der Mensch Herr seiner Sinne ist, kann er Vyakti [2] Individuum, genannt werden. Leider finden wir heutzutage nirgendwo Sinneskontrolle. Den Sinnen wird gestattet, in der äußeren Welt Amok zu laufen. Die Sinne wurden von Gott geschaffen, damit der Mensch sie auf rechte Weise nutzt und sie angemessen beherrscht. Sie sind nicht dazu gedacht, Gottes Schöpfung wahllos zu genießen. Vögel, Tiere, Insekten tun das auch. Sogar Ameisen gründen Familien und ernähren sie. Ihr braucht nicht ihrem Beispiel zu folgen. Ihr seid Menschen.

Der euch geschaffen hat, wird auch für euren Unterhalt sorgen. Ihr braucht euch um eure Nahrung und andere Bedürfnisse nicht zu sorgen. Ihr könnt im Ausland vielleicht 5000 Dollar monatlich verdienen. Es ist zweifellos eine riesige Summe, wenn man sie in Rupien umrechnet. Vergleicht jedoch die Lebenshaltungskosten in Indien und im Ausland. Die 5000 Dollar, die ihr im Ausland verdient, entsprechen 500 Rupien in Indien. Dieser Betrag genügt hier. Manche Leute gehen mit großen Hoffnungen ins Ausland. Aber was gibt es dort? Die Weite liegt in eurem Herzen. Ihr braucht nicht ins Ausland zu gehen. Entwickelt Großzügigkeit. (Swami spielt mit den englischen Worten abroad – Ausland, broadness – Weite, broadmindedness – Großzügigkeit, Toleranz). Bleibt hier. Kümmert euch gut um eure Eltern, Frau und Kinder. Macht eure Kinder mit der indischen Kultur und Spiritualität vertraut. Das ist wahre Bildung. Bedeutet Bildung lesen und schreiben? Kann man all jene, die lesen und schreiben gelernt haben, gebildet nennen? Nein, keinesfalls! Wissen ohne Unterscheidungsvermögen, das der Gesellschaft nicht nützlich ist – kann man das Bildung nennen? Bildung, die kein Unterscheidungsvermögen entwickelt, ist null und nichtig! Wahre Bildung ist das, was von innen kommt, und das ist Educare. Alle Lehrer lehren nur das, was in den Büchern steht. Wirkliche Bildung kann man nicht aus Büchern erwerben.

Deshalb, liebe Studenten, verschwendet nicht eure Zeit, indem ihr Bücher lest und euch nur Buchwissen aneignet. Ihr lest die ganze Nacht, ohne zu schlafen. Das verdirbt eure Gesundheit. Ihr dürft deshalb nur die Bücher lesen, die für euer Ziel notwendig sind, nicht den ganzen Schund, den ihr auf dem Marktplatz findet. Die Leute lesen Bücher, Kinomagazine und Zeitungen, die ihnen in keiner Weise nützlich sind. Wenn ihr die Zeitung öffnet, ist sie voller Werbung und Kinobilder. Es gibt nichts daraus zu lernen. Folgt eurem Gewissen, das euch leitet! Wenn ihr eurem Gewissen folgt, verdient ihr es, Mensch genannt zu werden. Ihr werdet nicht zum Menschen, nur weil ihr Arme, Beine, Augen, Ohren, Nase usw. besitzt. Sogar kleine Insekten haben sie. Könnt ihr euch mit ihnen gleichsetzen? Sicherlich nicht. Ihr müsst das Leben eines wahren Menschen führen und anderen ein Vorbild sein. Ihr müsst ein Beispiel an wahrer Kultur sein.

Zwischen Kaste und Kultur liegt ein subtiler Unterschied. Ihr gehört zur Kaste der Menschheit, denn es gibt nur eine Kaste, und zwar die Kaste der Menschheit. Es ist eine Gabe eurer Eltern, mit der ihr geboren wurdet. Kultur hingegen ist etwas, das ihr euch im Leben aneignet. Kultur lehrt euch, was zu tun ist und wie. Sie basiert auf bestimmten Traditionen. Niemand kann eure Kaste, die Menschheit, ändern. Auf der Grundlage eurer angeborenen Kaste der Menschheit könnt ihr einer Kultur folgen. Ein anderer wichtiger Gesichtspunkt muss in diesem Zusammenhang berücksichtigt werden: Kaste und Kultur ohne Unterscheidungsvermögen sind nicht nur nutzlos, sondern auch schädlich. Euer Wissen und scharfer Intellekt sind nicht so wichtig. Unterscheidungsvermögen ist von höchster Bedeutung. Ihr müsst fähig sein, das zu wählen, was für euch nützlich und notwendig ist. Wenn ihr im Dunklen seid, müsst ihr ein Licht anschalten. Es ist nicht angemessen, ein Licht einzuschalten, wenn im Raum schon Licht ist.

Liebe Studenten!

Ihr solltet nicht Wissen oder Energie entfalten, sondern Unterscheidungsvermögen. Welcher Sache ihr auch begegnet, fragt euch selbst zuerst: „Ist es gut oder schlecht, nutzt es mir oder nicht?“ Ehe ihr eine bestimmte Arbeit in Angriff nehmt, überlegt sorgfältig, ob sie es wert ist oder nicht. Da ihr Menschen seid, entwickelt die Qualität des Menschseins. Bereitet euren Eltern, die für eure Geburt verantwortlich sind, keinerlei Schmerz. Die Veden betonten die Notwendigkeit, den Eltern höchsten Respekt zu erweisen, indem sie erklärten: Verehre Mutter und Vater wie Gott. Die Kinder kümmern sich heutzutage nicht um ihre Eltern. Sie halten ihre Ehefrau, die „künstliche Puppe“, für den Mittelpunkt ihres Lebens. Sie folgen den Anweisungen der Ehefrau und vernachlässigen ihre Eltern, die ihnen das Leben schenkten und sie unter Schwierigkeiten nährten und aufzogen. Ihr könnt eure Frau lieben; nichts ist daran falsch. Aber ihr solltet auch euren Eltern gehorchen. Die Eltern verdienen eure höchste Fürsorge. Alle anderen sind erst nach den Eltern an der Reihe. Liebt als Erstes eure Mutter und folgt ihren Anweisungen. Nur wenn ihr sie glücklich macht, wird auch euer Leben glücklich sein. Falls sie aus irgendeinem Grund Tränen vergießt, werdet ihr euer ganzes Leben lang leiden müssen. Nur sehr wenige Menschen erkennen heutzutage den Wert der Mutterliebe. Wenn die Mutter ihnen etwas sagen will, fahren sie ihr über den Mund und sagen: „Sei still; ich weiß alles.“ Andere sagen ihr schonungslos: „Halt den Mund. Du brauchst mir keine Ratschläge zu geben. Ich habe verschiedene Diplome. Weiß ich es nicht selber?“ Ihr habt vielleicht im akademischen Bereich Diplome erhalten, aber habt ihr ein Diplom in Allgemeinwissen erworben, das nützlich ist, um ein ausgeglichenes Leben zu führen? Nur die Eltern können dieses Wissen vermitteln. Neben dem Erwerb hoher Abschlüsse muss man seinem Vater und seiner Mutter dienen und sie glücklich machen. Nur dann kann man ein glückliches, friedvolles Leben führen. Diese Dinge muss man lernen und sie im Leben sorgfältig befolgen.

Liebe Studenten!

Die Herrlichkeit des göttlichen Namens zu besingen, ist von großer Bedeutung, die nicht unterschätzt werden sollte. Hari bhajana bina…Ohne Gott mit Bhajans zu preisen, gibt es keine Freude und keinen Frieden. Nehmt am Bhajansingen teil, was euch viel Frieden und Glückseligkeit bringt. Bhajans sind eine Gruppenaktivität, bei der viele Menschen zusammenkommen (samashti) und zum Lobe Gottes singen. Ein wichtiger Gesichtspunkt beim Bhajansingen besteht darin, dass alle am Singen teilnehmen sollten. Einer ist der Vorsänger, dem alle anderen folgen. Wenn ihr kein Vertrauen in eure Stimme habt, dann wiederholt wenigstens den göttlichen Namen in eurem Herzen. Leider haben die Menschen heutzutage nicht einmal dafür Zeit. Ihr könnt in eurem Leben alles vergessen, aber niemals die Wiederholung des Gottesnamens und das gemeinschaftliche Singen des Namens (nâmasamkîrtana). Der göttliche Name ist ewig. Denkt deshalb ständig an den göttlichen Namen.

(Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books & Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B., Prashanti Nilayam.)

 [1] Das goldene Zeitalter, A. d. Ü.
[2] Vyakti bedeutet auch Offenbarung, der wirkliche Charakter, die eigentliche Natur. A. d. Ü.
   © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Shivarâtri, Teil 1, 6.03.2008

 

Vom Moment des Aufstehens bis zum Schlafengehen strengen die Menschen sich an, Wohlstand zu erwerben. Sie verbrauchen ihre gesamte geistige wie körperliche Kraft dafür, Geld anzuhäufen, und erleben dabei viele Schwierigkeiten. Ihr Geist ist verwirrt und das Göttliche vergessen. Es ist ein endloser Kampf. Welche Art Frieden, Freude und Wohlbehagen kann man bei diesem Kampf um Wohlstand genießen?

Verkörperungen der Liebe!

    Die gesamte Welt dreht sich heutzutage um Geld. Vom Studenten bis zum Gemüsehändler rennt jeder dem Geld hinterher. Unabhängig von Bildung und gesellschaftlicher Schicht betrachten die Menschen die Jagd nach Geld als ihr Ein und Alles im Leben. Seltsamerweise ist nicht einmal ein kleiner Teil des Einsatzes, den die Menschen bereitwillig leisten, um Wohlstand zu erwerben, im Streben nach dem Göttlichen zu finden. Gott ist der Beschützer und Retter aller in dieser Welt. Auch ein Millionär oder Milliardär kann ohne Gott nicht leben. Nur sehr wenige erkennen Gott als die Quelle und den Erhalter aller Wesen an. Ebenso denken nur sehr wenige über Gott nach. Aus diesem Grund wurde die spirituelle Disziplin des gemeinschaftlichen Singens (Bhajan) eingeführt. Der Geist einiger in der Gruppe mag während der Bhajans abgelenkt sein, und sie singen den göttlichen Namen nicht mit dem rechten Gefühl, der richtigen Melodie und im richtigen Rhythmus. Dennoch konzentrieren und besinnen sich die Menschen im Großen und Ganzen während des Bhajantreffens auf den göttlichen Namen.

    Es gibt viele Wellen, aber das Wasser ist dasselbe. Genauso durchdringt das Göttliche alle Menschen, unabhängig von ihren Gedanken und Gefühlen. Es mag viele Lebewesen geben, aber dieselbe Göttlichkeit erfüllt sie alle. Der eine Atman befindet sich in allen Lebewesen. Wahrheit ist eine, aber die Weisen geben ihr verschiedene Bezeichnungen.

    Wahre Devotees sind jene, die darum ringen, an der Wahrheit festzuhalten. Die Essenz aller Veden besteht darin, diese Wahrheit zu verankern. Leider sind heutzutage Menschen, die diese ewige Wahrheit erkennen, nirgendwo zu finden. Man sollte die Wahrheit nicht aufgeben. Wenn Wahrheit und Dharma zusammenkommen, werden Friede und Liebe herrschen. Tatsächlich ist Wahrheit die Grundlage aller anderen menschlichen Werte, nämlich Dharma, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit.

    Verkörperungen der Liebe! Liebe steigt nicht von irgendwo herab. Sie strömt aus dem Herzen der Menschen hervor. Ohne Liebe kann einMensch nicht leben. Liebe nimmt – entsprechend der Beziehung zwischen zwei Individuen, wie Ehemann und Ehefrau, Mutter und Kind, Freunden etc. – verschiedene Formen an. Aber grundsätzlich bleibt selbstlose Liebe, Prema, als derselbe grundlegende Strom in allen Menschen bestehen. Auf die Frage, wo sich Gott befindet, kann man antworten, Gott durchdringt alle Menschen in Gestalt der Liebe. Ein von Liebe erfülltes Leben ist wahr und wirklich. Leben ohne Liebe ist nicht lebenswert. Liebe ist die Quelle aller Tugenden, und alle Tugenden münden in die Liebe ein.

    Brahman ist eines allein, und es ist alldurchdringend. Wenn jemand euch nach eurem Namen fragt, solltet ihr antworten: Aham brahmâsmi – ich bin Brahman. Ich habe keinen anderen Namen.“ Alle weltlichen Namen werden euch zum Zweck der Identifizierung gegeben. Es heißt:Brahman allein ist Wahrheit, die ganze Welt ist eine Illusion. Um das Wesen von Brahman zu erkennen, muss man Brahman werden. Alle Namen, wie Rama, Krishna, Govinda, Narayana usw., münden in Brahman ein. Ihr braucht nur über Brahman zu kontemplieren und ihr werdet fähig sein, die Allgegenwart Brahmans zu erkennen. Bei welchem Namen ihr wen auch immer ruft, Brahman ist in einem jeden anwesend. Jeder Mensch muss über Brahman kontemplieren.

Das Wesen des Göttlichen wird folgendermaßen beschrieben:
Gott ist die Verkörperung ewiger Glückseligkeit, höchste Freude, absolute Weisheit, jenseits der Gegensatzpaare, ausgedehnt und alldurchdringend wie der Himmel, das im großen Lehrsatz „tat tvam asi“ – Das bist du – aufgezeigte Ziel, das Eine ohne ein Zweites, ewig, rein, unwandelbar, der Zeuge aller Funktionen des Intellekts.

    Als ich in diese Halle kam, sah ich Easwaramma und Pedda Venkamaraju (Swamis Eltern). Auch jetzt sind sie noch hier. Pedda Venkamaraju trug einen gelbfarbenen Dhoti und Easwaramma einen gelbfarbenen Sari. Sie tragen diese Farbe, weil sie jetzt in Vaikuntha, dem Wohnsitz von Vishnu, leben. Jeder in Vaikuntha trägt ein gelbes Gewand. Nicht nur ich, sogar Satyajit, der in meinem Zimmer schläft, hat Easwaramma im gelben Sari gesehen. Frauen, die gelbe Saris tragen, sind auf immer segensreich (sumangalî).

    Das Brahmanprinzip wird durch die gelbe Farbe repräsentiert. Deshalb wird Vishnu als Pîtâmbaradhari, der Herr, der ein gelbfarbenes Gewand trägt, beschrieben. Heute wollte ich einen gelben Lingam aus meinem Körper hervorbringen. Aber alle Studenten, Mitarbeiter und Devotees beteten: „Swami, du brauchst keinen Lingam aus deinem Körper hervorzubringen. Wir können es nicht ertragen, das körperliche Leiden mitanzuschauen, während du den Lingam hervorbringst. Bitte erhöre unser Gebet und mache uns glücklich.“

    Was immer ich beschließe, wird geschehen. Meine göttliche Natur ist unwandelbar und ewig, wohingegen die menschliche Natur sich ständig wandelt. Niemand kann so eine göttliche Natur erklären.

Shivas kosmischer Tanz in Kailas wird folgendermaßen beschrieben:

Lord Shiva ist in Ekstase versunken. Den kosmischen Tândavatanz tanzend, tanzend ist Parameshvara, Sambashiva [1], in Ekstase verloren. Der göttliche Weise Narada begleitet ihn auf der Tampura. Die verflochtenen Locken des Herrn leuchten strahlend; den Dreizack schwingend, tanzt Shiva: thadhim, thadhim, thadhim, thadimthaka! //Lord Shiva// Die Göttin Sarasvati spielt die Vina, Indra die Flöte, Vishnu die Mridanga: Dhimi Dhimi Dhimi Dhimitaka //Lord Shiva// Mit dem Ganges in den verflochtenen Locken, dem dritten Auge auf der Stirn, der kristallenen, strahlend leuchtenden Gebetskette um den Nacken, ist Lord Shiva, den Tândavatanz tanzend, tanzend, in Ekstase versunken.

    Als Shiva und Parvati einst am Himmel umherzogen, erblickten sie jemanden, der den Ast eines Baumes, auf dem er saß, absägte. Als er kurz vorm Hinunterfallen war, bat Parvati Shiva, ihn zu retten: „O Herr, bitte rette ihn, wenn er zu Boden fällt.“ Aber Shiva gab Parvati zur Antwort: „Du hast ihn zuerst gesehen. Und du erkanntest, dass er sterben wird, wenn er zu Boden fällt. Deshalb liegt die Verantwortung, ihn zu retten, bei dir.“ Da antwortete Parvati: „Geliebter Herr, wenn jemand zu Boden fällt, ruft er entweder Amma (Mutter) oder Appa(Vater). Wenn dieser Mann Amma ruft, werde ich ihn retten, sollte er jedoch Appa rufen, dann ist es an dir, ihn zu retten.“ Ishvara stimmte diesem Vorschlag zu. Als der Ast brach, waren Shiva wie Parvati bereit, ihn zu retten. Aber während des Fallens rief dieser Mann weder „Amma“ noch „Appa“, sondern „Ach!“ Obwohl Shiva und Parvati beide darauf warteten, ihn zu retten, rief er sie nicht. Die Moral der eschichte lautet, dass wir immer unserer Eltern eingedenk sein sollten. Wer nicht einmal in schwierigen Zeiten an seine Eltern denkt, ist wahrhaft ein Narr. Lord Ishvara und Mutter Parvati sind die universalen Eltern. Wenn man sich ständig an sie erinnert, wird man keinerlei Schwierigkeit oder Leid begegnen. Leider denken die Menschen heutzutage nicht an ihre Eltern. Aus diesem Grund bleibt ihnen der Schutz versagt.

Ramas Göttlichkeit erblühte unter Kausalyas liebevoller Fürsorge. Aufgrund von Sitas zarten Empfindungen und ihrer Genügsamkeit kamen Lava und Kusha zu Ansehen und Ruhm. Genährt von der Liebe seiner Mutter Putlibai, wurde Gandhi ein Mahatma. Jijibais liebevolle Fürsorge machte Shivaji zu einem großen Krieger.

    Als Erstes muss man immer seiner Mutter gedenken. Easwaramma repräsentiert die göttliche Mutterschaft. Sie ist die Mutter von Ishvara. Entsprechend bedeutet Venkama „der Herr der sieben Hügel.“ [2] Auf diese Weise repräsentieren Pedda Venkamaraju und Easwaramma gemeinsam die göttlichen Eltern. Beide befinden sich heute in Vaikuntha.

    Es gibt drei Sai-Avatare. Der erste war Shirdi Sai, der zweite ist Sathya Sai und der dritte, der kommen wird, ist Prema Sai. Prema Sai wird der wichtigste Avatar sein, denn er wird die gesamte Menschheit vereinen. Wie ihr alle wisst, ist es selbstlose Liebe, Prema, die alle vereint. Leider ist heutzutage nirgendwo Einheit zu finden. Wo immer man hinschaut, herrschen nur Unterschiede und Verschiedenheit. Wo Liebe ist, wird Einheit sein. Dann werden alle Menschen, unabhängig von Kaste, Kultur und Land, vereint sein. Wenn jemand euch fragt, woher ihr gekommen seid, antwortet ihr, aus diesem und jenem Staat. Aber in Wahrheit gehören alle Menschen einem Land und einer Welt an.

    Ihr solltet stolz darauf sein, zu verkünden, dass ihr zu Bharat gehört. Bharat ist das Zuhause aller Menschen auf der Welt. Tatsächlich ist Prasanthi Nilayam das Zuhause aller Menschen in der Welt geworden.

    In der Geschichte des Ramayana vollzog König Dasharatha das Putrakâmyeshtiopfer mit dem Wunsch, Söhne zu bekommen. Der Gott des Feuers kam aus dem Opferfeuer hervor und übergab König Dasharatha ein Gefäß mit heiligem Pudding, den dieser zu gleichen Anteilen an seine drei Ehefrauen austeilte. Kausalya und Kaikeyi trugen ihren Anteil in ihre jeweiligen Andachtsräume. Beide freuten sich, denn jede von ihnen dachte, ihr Sohn würde der zukünftige König von Ayodhya werden. Aber Sumitra hegte keine solchen Erwartungen. Sie trug ihre Schale mit Pudding auf die Terrasse und stellte sie auf die Brüstung, während sie ihr Haar trocknete. Plötzlich stieß ein Adler herab und trug die Schale mit dem heiligen Pudding hinweg. Sofort lief Sumitra nach unten und berichtete Kausalya und Kaikeyi von dem Ereignis. Kausalya und Kaikeyi kamen Sumitra zu Hilfe und teilten ihre Portion Pudding mit ihr. Kaikeyi gab Sumitra die Hälfte ihres Anteils, und Kausalya tat das gleiche. Zu gegebener Zeit gebar Kausalya Rama, Kaikeyi gebar Bharata und Sumitra Lakshmana und Shatrughna. Sumitrawar ein Muster an Tugenden. Ihr Name verweist bereits darauf, dass sie allen ein guter Freund war! Eines Tages dachte Sumitra bei sich: „Rama steht es zu, zum König von Ayodhya gekrönt zu werden, denn er ist der älteste Sohn. Ansonsten sollte Bharata gekrönt werden, gemäß dem Versprechen, welches Dasharatha Kaikeyi gegeben hat. Meine zwei Söhne Lakshmana und Shatrughna sollten ihren älteren Brüdern dienen: Lakshmana sollte Rama, und Shatrughna sollte Bharata dienen.“ So lebten alle drei Gemahlinnen König Dasharathas, Kausalya, Sumitra und Kaikeyi, ebenso wie ihre Söhne, in Eintracht und Liebe zusammen.

    Entsprechend den erhabenen Sitten und Idealen, wie sie im Ramayana aufgezeigt sind, sollten wir uns immer an Einheit und Brüderlichkeit halten. Wenn wir fähig sind, diese beiden zu kultivieren, können wir allen ein guter Freund sein. Im Ramayana und Mahabharata wurden Einheit und Spiritualität als die vorbildlichen Qualitätenhervorgehoben, denen ein jeder nacheifern sollte.

    Als ich vor einigen Jahren Ostafrika besuchte, teilte ich den Leuten dort mit, ich käme aus Indien. Der damalige Präsident von Afrika, Idi Amin, fragte nach, aus welchem Staat ich käme. Ich wiederholte, ich käme aus Indien. Ich erklärte ihm nachdrücklich, dass das gesamte Indien nur ein Land repräsentiert. Wenn alle Menschen solch erhabene Prinzipien kultivieren, werden sowohl das Land als auch die Menschen, die in ihm leben, gedeihen. Sehr bald wird das gesamte Land Indien vereint sein und alle Unterschiede werden verebben. Es ist sehr wichtig,dass alle Menschen vereint werden und wie Brüder und Schwestern leben. Dieses Einheitsprinzip sollte in jedem Winkel des Landes verbreitet werden. Die Sprachen, die die Menschen sprechen, ihr individueller Beruf und ihre Ausbildung mögen verschieden sein; aber alle sollten das Prinzip von „ein Land, eine Kaste, eine Kultur“praktizieren. Nur weil diese Aspekte derzeit als unterschiedlich behandelt werden, entstehen unter den Menschen Meinungsverschiedenheiten. Die wichtige Botschaft dieses Festes besteht darin, dass das Land Bharat vereint sein soll und wird. Es sollte das Bestreben der Menschen sein, es auch so zu behandeln.

Verkörperungen der Liebe!
Wo immer ihr hingeht, verkündet stolz, dass ihr dem Land Bharat angehört, die Sprache Bharats sprecht und der Kultur Bharats folgt. Glaubt an das Prinzip der Einheit, entwickelt Vertrauen in das Prinzip der Einheit und lebt dementsprechend. Land, Kaste/Schicht und Kultur – alle drei müssen zu einem verschmelzen. Nur dann wird das Land vorankommen. Bharat ist der Name unseres Landes, und beinhaltet die Botschaft von bha, Gott, und rati, Liebe. Bharat ist demzufolge das Land, in dem die Menschen Liebe zu Gott entfalten. Diese Wahrheit muss man immer im Gedächtnis bewahren.

(Swami singt den Bhajan Hari bhajana bina… und spricht weiter)

Wer Frieden will, muss an Bhajans teilnehmen. Bhajansingen ist die einzige spirituelle Disziplin, die dem Einzelnen Frieden schenkt.

Übersetzung der vom Aschram herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Übersetzung:

S. B., Prashanti Nilayam 

 [1] Parameshvara: der höchste Herr (Shiva), Sambashiva: Shiva zusammen mit seiner Gemahlin Parvati.

[2] Gemeint ist Gott Venkateshvara, der in Tirupati, der Stadt mit den sieben Hügeln, seinen Tempel hat, A. d. Ü.


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Shivarâtri, Teil 2, 07.03.2008

 

Karma ist die Ursache für Geburt, Leben und Tod des Menschen. Karma herrscht über alle Stadien seines Lebens, Als die Gottheit der menschlichen Existenz selbst. Karma ist verantwortlich für Freud und Leid des Menschen.

Karma, Handlung, ist der Lebensatem des Menschen. Jeder Mensch hat zu handeln und muss dabei die möglichen Folgen der Handlungen bedenken. Das ist des Menschen wichtigste Aufgabe. Wie die

Handlung, so das Ergebnis.

Der Mensch muss gute Gesundheit bewahren, nicht nur körperliche, sondern auch geistige Gesundheit. Seine Gedanken und Beschlüsse sollten ebenfalls gesund sein. Gute Gedanken führen zu gutenHandlungen. Wenn der Mensch unter dem Einfluss böser Gedanken handelt, wird das Ergebnis ebenfalls schlecht sein.

Wer hat die Fledermäuse dazu gebracht, mit dem Kopf nach unten von den Ästen des Baumes zu hängen? Hat irgendjemand sie aus Hass kopfüber dort angebunden? Nein. Es ist ihr Schicksal. Entsprechend kann niemand den Folgen von Karma entgehen.

Ein Mensch handelt böse, denkt böse und erfährt schließlich die schlechten Folgen daraus. Wenn der Mensch hingegen gute Gedanken hegt und gute Handlungen durchführt, erfährt er gute Ergebnisse. Es ist unmöglich, aus schlechten Handlungen gute Ergebnisse zu erhalten.

Ein kleines Beispiel: Wenn ihr in einer Prüfung die Fragen korrekt beantwortet, werdet ihr gute Noten erhalten, und umgekehrt. Schlechte Handlungen durchzuführen, ist ein Kennzeichen tierischer Neigungen. Man muss bei jedem Schritt erforschen, ob man sich wie ein Mensch oder wie ein Tier verhält. Wenn ihr schlechte Taten begeht, werden sogar eure Nachbarn euch mit den Worten zurückhalten: „Du wurdest als Mensch geboren, warum verhältst du dich dann wie ein Tier?“ So wird der Mensch von seinem Mitmenschen selbst verspottet und bestraft. Wenn ihr üble Taten begeht, müsst ihr nicht lange warten, bis Gott beschließt, euch zu bestrafen. Das Resultat eurer bösen Handlungen kommt aus euch selbst zu euch.

Eine schlechte Tat kann kein gutes Ergebnis erzeugen, und eine gute Tat wird kein schlechtes Ergebnis mit sich bringen. Kann man, wenn man einen Zitronenbaum gepflanzt hat, eine Mangofrucht erwarten? Kann man, wenn man einen Mangoschößling pflanzt, eine Zitronenfrucht erwarten?

Der Mensch muss erkennen, dass er geboren wurde, um nur gute Taten zu vollbringen. Das Wort Mânava (Sanskritwort für Mensch) hat eine tiefgründige Bedeutung. Es besteht aus drei Buchstaben: ma steht für „Unwissenheit“, na für „ohne“ und va für „sich verhalten“. Also ist derjenige ein Mensch, der sich frei von Unwissenheit verhält. Nachdem man als Mensch geboren wurde, muss man sich dementsprechendverhalten.

Wenn die Krähen krächzen, jagen wir sie weg, indem wir einen Stein nach ihnen werfen. Wenn jedoch ein Papagei kurze Worte lieblich spricht, hören wir sie mit Freude. Es wird uns nie zu viel, einen Kuckuck rufen zu hören. Was hat das alles zu bedeuten? Durch unsere lieblichen Worte und unser gutes Verhalten machen wir uns bei allen beliebt.

Der Mensch muss seinen Mitmenschen helfen. Hilf immer, verletze nie. Obwohl wir uns dieser Maxime bewusst sind, verletzen wir andere wissentlich. Das ist der größte Fehler. Der Mensch ist mitUnterscheidungsvermögen ausgestattet. Der Geist kann auf gute wie schlechte Weise angewandt werden. Deshalb heißt es: Der Geist ist die Ursache für Bindung und Befreiung des Menschen. Geist und Gemüt sind Gottes Gabe an den Menschen. Andere zu beschimpfen, zu verspotten oder zu verletzen, ist nicht die wahre Natur des Menschen. Selbst Tiere helfen den Menschen auf vielerlei Weise. Welche Größe liegt dann darin, wenn ein Mensch einem Mitmenschen hilft? Wir sind als Mensch geboren, müssen uns dementsprechend verhalten und alle als unsere Brüder und Schwestern lieben.

Wir müssen die Aktivitäten durchführen, die Gott erfreuen. Nur dann wird unser Leben als Mensch geheiligt sein. Gott wohnt in allen. Gott inkarniert in menschlicher Gestalt. Wenn Gott in menschlicher Form inkarniert, sollten wir seiner göttlichen Anweisung Folge leisten. Es heißt: Das menschliche Leben ist die kostbarste aller Lebensformen. Wir sollten das so kostbare menschliche Leben nicht verschwenden. Wenn wir die Unwahrheit sprechen, anderen unrecht tun und schlechte Handlungen durchführen, werden wir unsere Menschlichkeit verlieren. Der Mensch muss sich als Mensch verhalten und das Prinzip: „Siehe Gutes, tue Gutes und sei gut“, befolgen. Manche Menschen scheinen gut zu sein, aber sie werfen böse Blicke auf andere. Das ist nicht gut.

Edel sind jene, deren Gedanken, Worte und Taten in vollkommenem Einklang sind.
Jene, bei denen diese Harmonie fehlt, sind schlecht.

Gedanken, Worte und Taten müssen in Übereinstimmung sein. Wo diese drei eine Einheit bilden, ist Reinheit. Wo Reinheit ist, ist Göttlichkeit. Was immer andere euch antun, betrachtet es als gut für euch. Achtet darauf, dass ihr unter keinen Umständen eure Menschlichkeit verliert. Tatsächlich ist Menschlichkeit euer wertvollster Besitz.

Liebt alle und dient allen. Nur dann könnt ihr ein gesundes, glückliches Leben führen. Ihr solltet kein wertloses Essen oder verbotene Nahrung zu euch nehmen. Ihr müsst gute, sattwische Nahrung essen, die zuerst Gott dargebracht wird. Ihr bietet Gott nicht alle Arten von Nahrung an, nicht wahr? Man bietet Gott sattwische Nahrung an, die in einem reinen Gefäß mit reinen Empfindungen zubereitet wurde. Die auf diese Weise Gott angebotene Nahrung muss als geheiligte Speise (Prasadam) gegessen werden. Gute Nahrung führt zu guter Gesundheit, und gute Gesundheit erzeugt gute Gedanken. Leider sind unsere Gedanken, Worte und Taten heutzutage gespalten. Wir sagen das Eine und tun etwas Anderes.

Einst kam jemand, der sich als Asket ausgab, zu einem Haus und bettelte um Nahrung. Die Hausfrau sagte zu ihm: „Bitte gehe zum Fluss, nimm dein Bad und komme zurück. In der Zwischenzeit werde ich Essen für dich zubereiten.“ Der „Asket“ war von Natur aus ein fauler Kerl. So erklärte er: „Mutter! Für Wandermönche wie mich kommt das Rezitieren des göttlichen Namens Govinda einem Bad gleich.“ Die Hausfrau war so klug, ihm eine Lektion zu erteilen. Sie erwiderte: „Lieber Sohn! Der göttliche Name Govinda ist wahrhaft deine Nahrung. Du kannst verschwinden!“

 Es ist möglich, dass manchmal schlechte Gefühle aus unserem Herzen hervorkommen. Sie müssen berichtigt werden, indem wir uns guter Gesellschaft anschließen. Es heißt: „Sage mir, mit wem duzusammen bist, und ich sage dir, was du bist.“ Wenn ihr euch in guter Gesellschaft aufhaltet, werdet ihr ein guter Mensch sein. Wenn ihr euch jedoch in schlechter Gesellschaft bewegt, werdet ihr ebenfalls schlecht werden. Deshalb solltet ihr immer in guter Gesellschaft sein. Wenn ihr Fleisch esst, raucht und trinkt und dann behauptet, ihr wäret ein guter Mensch, wird niemand dieser Behauptung zustimmen. Wenn ihr ein guter Mensch sein wollt, dann führt gute, erhabene Aktivitäten durch.

Wie eure Handlungen, so die Folgen. Das menschliche Leben ist sehr heilig. Es ist das Ergebnis guter Handlungen in etlichen vergangenen Leben. In dieser Halle sind ein paar Tausend Devotees versammelt. Zu welchem Zweck? Um ihre Zeit in Gottes göttlicher Gegenwart zu heiligen, um die göttliche Botschaft zu hören und über diese zu kontemplieren. Die gesamte Halle ist von göttlichen Schwingungen erfüllt. Aus diesem Grund propagieren die Heiligen und Weisen die Bedeutung von Satsang.

Gute Gesellschaft führt zu Losgelöstheit Gleichmut befreit einen von Illusion; Freiheit von Illusion führt zu einem beständigen Geist. Ein beständiger Geist verleiht Befreiung.

Wir sollten uns in guter Gesellschaft aufhalten und gute Gedanken und Gefühle hegen. Eifersucht, Zorn, Ego und andere schlechte Gefühle müssen abgelegt werden. Darüber hinaus ist Dankbarkeit eine weitere gute Eigenschaft, die kultiviert werden sollte. Einem dankbaren Menschen wird es, wo immer er sich befindet, gut gehen. Manche Menschen vergelten Gutes mit Schlechtem. Sie sind wahrhaftig Dämonen.

Wir müssen all jenen, die uns helfen, Dankbarkeit zeigen, unabhängig davon, ob die Hilfe klein oder groß ist. Wir müssen allen dienen. Wir müssen sogar jene liebevoll grüßen, die uns hassen. Dann werden auchsie mit liebevollem Gruß reagieren. Wenn ihr andere respektvoll mit „Sir!“ ansprecht, werden auch sie euch respektvoll behandeln. Wenn ihr sie jedoch beleidigt, wird euch dasselbe geschehen. Euer gesamtesLeben ist gefüllt mit Reaktion, Widerhall und Widerspiegelung. Seht Gutes, tut Gutes, seid gut. Dann wird euer Leben als Mensch geheiligt sein. Euer eigenes gutes Wesen wird euch schützen. Darin liegt eure wahre Stütze.

Wenn Anwälte ihre Fälle am Gerichtshof vorbringen, verlassen sie sich immer auf Zeugenaussagen. Aber wir brauchen niemand anderen, um Zeugnis für unser gutes Verhalten abzulegen. Unser eigener Geist istZeuge unseres guten Wesens. Wenn ihr Geld verdienen wollt, tut es; aber durch faire Methoden und gutes Verhalten. Vor allem sollten unsere Handlungen mit dem eigenen Gewissen übereinstimmen. Selbstzufriedenheit sollte das wichtigste Ziel bei jeder eurer Aktivitäten sein. Nur wenn ihr Selbstzufriedenheit erreicht, werdet ihr fähig sein, die nächste Stufe der Selbstaufopferung zu erreichen.

 Liebe Studenten! Ihr müsst schon von jungen Jahren an gute und edle Empfindungen kultivieren. Das ist wahre Bildung. Es bringt nichts, umfangreiche Texte zu studieren. Ich sehe etliche Studentenunaufhörlich Bücher lesen. Wir wissen nicht genau, welche Art Bücher sie lesen. Ihr solltet gute Bücher lesen, die zu eurer Charakterbildung beitragen. Ihr solltet keine Bücher lesen, die gegen die grundlegenden Werte der Menschlichkeit verstoßen. Jetzt seid ihr alle Studenten, und euer Ziel ist es, euch Bildung anzueignen. Welche Art von Bildung? Bildung, die die Kenntnis des Selbst (âtmajnâna) verleiht. Manche Jungen lesen umfangreiche Bücher, und ihre Eltern freuen sich, im Glauben, ihre Kinder läsen das Ramayana oder Mahabharata. Aber niemand weiß genau, was sie lesen. Möglicherweise lesen manche Schundromane, die sie zwischen den Seiten dieser umfangreichen Bücher verstecken. Ihr solltet nicht zu solch zweifelhaften Handlungen Zuflucht nehmen. Wenn ihr solche Dinge tut, wird euer ganzes Leben verdorben sein, und die Gesellschaft wird euch nicht respektieren.

Zuallererst müssen Studenten ihren Zorn beherrschen, Geduld entwickeln und ein friedvolles Leben führen. Nur wenn ihr einen gelassenen, heiteren Geist entwickelt, könnt ihr eure Lektionen gut verstehen. In diesem Alter ist euer Herz rein. Ihr könnt vielleicht nicht jeden glücklich machen, aber ihr solltet euch so verhalten, dass eure Handlungen Gott erfreuen. Alle in dieser Welt wollen glücklich sein. Aber worin liegt das wahre Glück? Hari bhajana bina...Wahrer Frieden und wahre Freude bestehen darin, Bhajans zu singen. Aus diesem Grund hat Guru Nanak die spirituelle Disziplin des gemeinschaftlichen Bhajansingens eingeführt. Wenn eine Gruppe Menschenzusammenkommt und zur Ehre Gottes singt, wird das Herz wenigstens einer Person auf das Göttliche eingestimmt werden. Wir sehen Menschen während der Shivarâtri-Akhanda-Bhajans vor sich hin dösen.Manch andere nehmen mechanisch an den Bhajans teil, während ihr Geist umherschweift. Trotz dieser unerwünschten Geschehnisse ist gemeinschaftliches Singen immer noch eine bessere spirituelle Disziplin.Wenigstens einer in der Gruppe wird seinen Geist auf Gott gerichtet haben, während er Bhajans singt. Gemeinschaftliches Singen ist eine Aktivität, die Gott erfreut.

Shivarâtri bedeutet „segensreiche Nacht“. Auf jeden Tag folgt eine Nacht. Aber nicht alle Nächte sind mit Shivarâtri vergleichbar. Nur diejenige Nacht ist das wirkliche Shivarâtri, in der man sich auf dengöttlichen Namen besinnt und ihn mit Hingabe singt. Nur diese Nacht ist segensreich. Kultiviert deshalb wenigstens in dieser segensreichen Nacht in eurem Herzen erhabene Empfindungen.

Übersetzung der vom Aschram herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Übersetzung:

S. B., Prashanti Nilayam  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Tamil Nadu Neujahr, 13.04.2008

 

(Dies ist) das Land, dessen Söhne dank ihres Namens und Rufes in allen Kontinenten bekannt sind. (Dies ist) das Land, dessen Helden gegen Eindringlinge und Eroberer kämpften, um Freiheit zu erlangen. (Es ist) das berühmte Land, dessen Söhne auf dem ganzen Erdball für ihre Weisheit und Gelehrsamkeit gerühmt werden. Es ist das Land der Heiligen, der Dichter, der Sänger und göttlichen Musikanten. Oh Söhne Bhârats, macht euch auf, bewahr euer kulturelles Erbe und erweist euch eurer ruhmreichen Vergangenheit würdig.

Das Ausmaß der Herrlichkeit Bhârats zu beschreiben, ist unmöglich. Auch heute noch gibt es zahlreiche wohlhabende Männer und große Führerpersönlichkeiten. Aber was nutzt das, wenn sie nicht bereit sind, sich von ihrer Gier zu befreien und ihr Leben dem Wohlergehen der Bedürftigen zu weihen? Die Bhâratîyas, die in diesem heiligen Land geboren wurden, sollten versuchen, durch den Dienst an den Armen und Bedürftigen ihr Leben zu heiligen.

Verkörperungen der Liebe!
Der Arzt und der Richter, die zuvor redeten, sprachen über Swami und seine Mission. Aber ihre Ansprache befasste sich mehr mit weltlichen Angelegenheiten und weniger mit Spiritualität. Auch wenn jemand sich alle Zweige der Bildung aneignet, ohne spirituelles Wissen ist das alles reine Vergeudung. 

Die Menschen besitzen heutzutage alles, nur kein Selbstvertrauen. Im Begriff „Selbstvertrauen“ bedeutet „selbst“ „ich“. Was ist unter „Ich“ zu verstehen? „Ich“ ist das, was mit den physischen Augen nicht zu sehen,mit den physischen Ohren nicht zu hören und auf der physischen Ebene nicht zu erfassen ist. Es ist göttlich, segensreich und, in Gestalt des Bewusstseins (caitanya shakti-wörtl.: die Kraft des Bewusstseins),alldurchdringend.

Alle Wesen im Universum sind Gottes Schöpfung. In dieser Welt gibt es nichts, was nicht göttlich wäre. Die Menschen nehmen die Unterschiede untereinander wahr. Das ist ein großer Fehler. Alle sind eins. Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen geben ihr verschiedene Namen. In dieser Welt gibt es keine zweite Wesenheit.

Seine Hände, Füße, Augen, Köpfe, Münder und Ohren sind überall. Er durchdringt das gesamte Universum.

In dieser Welt gibt es niemanden, in dem Gott nicht gegenwärtig wäre. Alles ist vom Göttlichen erfüllt. Niemand hat das Recht zu behaupten, dieses sei göttlich, jenes aber nicht. Gott ist sogar in Schwierigkeiten, Leid und Elend gegenwärtig. Obwohl wir die Kapazität besitzen, diese göttliche Kraft zu begreifen, sind wir leider nicht fähig, sie zu nutzen. Wenn wir die natürliche Szenerie um uns herum betrachten, sehen wir ausgedehnte Landschaften und zahlreiche Flüsse wie Yamuna, Ganges, Pinakini, Cauvery, Tungabhadra, Godavari, Sarasvati usw. Obwohl wir ein so weites Land mit so vielen Flüssen haben, gibt es für den Menschen nicht genug zu essen. Was ist der Grund? Die Ursache liegt darin, dass der Mensch seine innewohnende Kraft und sein innewohnendes Potential nicht auf rechte Weise nutzt. Stattdessen missbraucht er seine Kräfte und vergeudet seine Intelligenz. Wenn der Mensch seine Bemühungen in die richtige Richtung lenkt, kann er alles erreichen.

Ihr solltet darauf vertrauen, dass alles, was ihr in dieser Welt seht, ein Aspekt des Göttlichen ist. Nichts anderes existiert. Nur Eines existiert in dieser Welt, es gibt kein Zweites. Da wir unfähig sind, diese Wahrheit zu erkennen, leiden wir unter vielen falschen Vorstellungen. Wir glauben bereitwillig, was andere in ihren Büchern schreiben; aber niemand ist bereit, auf das eigene Selbst zu vertrauen. Die Menschen haben alle Arten von Vertrauen außer Selbstvertrauen. Was nutzt es, alles zu haben, aber kein Selbstvertrauen? Nur mit Selbstvertrauen können wir alles erreichen, und es gibt nichts in dieser Welt, was wir nicht vollbringen können. Wir sollten uns bemühen, dieses Atmanprinzip zu erkennen, das göttlich, segensreich und stets neu ist. Aber heutzutage strengt der Mensch sich nicht an, sich selbst zu kennen. Wenn wir jemanden fragen, wer er ist, nennt er uns den Namen, den ihm seine Eltern gegeben haben. Wenn ihr dieselbe Frage Gott stellt, wird er antworten: „Ich bin Brahman.“ Weil wir die Wahrheit nicht erkennen können, schlagen wir den falschen Weg ein und werden verwirrt. Wir bemühen uns nicht, das zu wissen, was wir wissen sollten; stattdessenversuchen wir, das zu kennen, was wir mittels unserer Sinne nicht erfassen können. Ist es möglich, das alldurchdringende Göttliche zu kennen? Es ist unmöglich. Erkennt deshalb alles, was geschieht, als Gottes Willen an.

Alle Unterschiede entstehen aus unseren eigenen Gefühlen von mein und dein. In Wirklichkeit existiert kein Unterschied zwischen euch und mir. Ihr und ich sind eins. Glaubt nicht, Gott existiere gesondert an einem bestimmten Platz. Denkt, dass ihr Gott seid. Ihr seid nicht der Körper. Der Körper gleicht einer Schaumblase auf dem Wasser, Verstand und Gefühl einem verrückten Affen. Der Intellekt schwankt. Ihr seid demzufolge weder der Körper noch Verstand und Gefühl noch der Intellekt. Ihr seid ihr. Bemüht euch auf rechte Weise, diese Wahrheit zu erkennen.

Morgen ist Ramas Geburtstag (Ramnavami). An diesem Tag wurde Shri Rama geboren. Damit ist eine Geschichte verbunden. Im Tetrayuga herrschte König Dasharatha über Ayodhya. Er heiratete Kausalya, dieTochter des Königs von Kosala. Nach einiger Zeit gebar sie eine Tochter, die Shanta genannt wurde. Aber Dasharatha gab sich mit der Geburt eines Mädchens nicht zufrieden, er wollte einen Jungen. Deshalb übergab er Shanta einem Freund zur Adoption. Danach hatte er keine weiteren Nachkommen und wollte deshalb eine weitere Ehefrau. Entsprechend den damals herrschenden Sitten musste er, ehe er eine andere Frau heiratete, die Genehmigung der ersten Ehefrau einholen. Deshalb begab Dasharatha sich zu Kausalya und teilte ihr mit: „Ich überlege, wieder zu heiraten.“ Sie antwortete: „Du kannst sicherlich deinem Wunsch gemäß handeln.“ Nachdem er sich Kausalyas Erlaubnis eingeholt hatte, heiratete er Sumitra, in der Hoffnung auf einen Sohn.Aber auch sie gebar ihm kein Kind. Das machte König Dasharatha sehr besorgt. Zu diesem Zeitpunkt erhielt er die Nachricht, dass der König von Kekaya eine schöne Tochter namens Kaikeyi habe. Dasharatha trat an den König von Kekaya heran und bat darum, dessen Tochter heiraten zu dürfen, und teilte ihm auch mit, er habe bereits zwei Ehefrauen. Dasharatha sprach immer die Wahrheit. Es gibt keinen größeren Verhaltenskodex (Dharma), als an der Wahrheit festzuhalten. Er sprach nie eine Unwahrheit. Er erklärte König Kekaya alle Einzelheiten. Daraufhin sprach der König von Kekaya: „Du hast bereits zwei Ehefrauen, die dir keine Kinder gebaren. Jetzt willst du eine dritte Ehefrau. Ich kann dir meine Tochter zur Heirat geben unter der Bedingung, dass der von ihr geborene Sohn Erbe deines Königreiches sein wird.“ Dasharatha stimmte der Bedingung zu. Manthara, die Hauptgefährtin von Kaikeyi, hörte die ganze Konversation.

Entsprechend wurde unter großem Jubel die Hochzeit vollzogen. Aber auch Kaikeyi wurde, selbst nach langer Zeit, nicht schwanger. Deshalb beschloss Dasharatha, wie von Freunden empfohlen, das Putrakâmyeshtiopfer durchzuführen. Der Weise Rishyashringa kam mit seiner Ehefrau Shanta nach Ayodhya, um das Putrakâmyeshtiopfer zu vollziehen.

Am elften Tag der Opferhandlung erschien in der Opferstätte ein strahlendes Wesen aus dem Feuer mit einem Gefäß, das Payasam (eine Art Pudding) enthielt. Dasharatha überreichte dem Weisen Vasishtha das Payasam mit der Aufforderung, es zu gleichen Teilen an die drei Königinnen zu verteilen. Vasishtha verteilte das Payasam an Kausalya, Sumitra und Kaikeyi. Kausalya und Kaikeyi brachten ihren Anteil in ihre jeweiligen

Andachtsräume. Beide waren glücklich im Glauben, ihr Sohn würde der künftige König von Ayodhya werden. Kaikeyi glaubte, Dasharatha würde, entsprechend dem zum Zeitpunkt der Hochzeit abgelegten Versprechen, ihren Sohn krönen. Kausalya glaubte, da sie die erste Ehefrau war, besäße ihr Sohn das Recht, König zu werden. Aber Sumitra hatte keine derartigen Ansprüche. Sie war ein Muster an Tugend. Ihr Name Sumitra deutet schon darauf hin, dass sie jedem eine gute Freundin war. Sie trug ihre Schale Payasam auf die Terrasse und stellte sie auf die Brüstung, während sie ihr Haar in der Sonne trocknete. Plötzlich stieß ein Adler herab, trug die Schale fort und brachte sie auf den Berg Matanga. Anjana Devi fand die Schale und aß den heiligen Pudding. Als Folge davon wurde sie schwanger und gebar Hanuman.

Sumitra lief hinab und berichtete Kausalya und Kaikeyi, was geschehen war. Kausalya und Kaikeyi kamen ihr zu Hilfe und teilten ihr Payasam mit ihr. Kaikeyi gab die Hälfte ihres Anteils Sumitra, und Kausalya tat das gleiche. Zu gegebener Zeit gebar Kausalya Rama, Kaikeyi Bharata und Sumitra Lakshmana und Shatrughna. Kausalya und Kaikeyi hatten jede einen Sohn, Sumitra jedoch hatte zwei. Wenn wir nach der Ursache fragen, können wir das dahinter stehende Mysterium begreifen. Kausalyas und Kaikeyis Söhne spielten fröhlich in ihren Wiegen, Sumitras Söhne hingegen weinten ständig und nahmen keine Milch an. Sumitra konnte die Ursache ihres Weinens nicht verstehen und probierte vergeblich verschiedene Arten Yantras, Mantras und Tantras aus, damit ihre Söhne sich wohl fühlten. Schließlich suchte sie den Weisen Vasishtha auf und erzählte ihm von ihrer misslichen Lage. Der Weise Vasishtha schloss die Augen. Seine yogische Schau befähigte ihn, die Wahrheit zu erkennen, und er sagte zu Sumitra: „Weil du von dem heiligen Pudding aßest, den Kausalya dir gegeben hat, hast du Lakshmana geboren, der ein Teil von Rama ist. Entsprechend ist Shatrughna aus dem Anteil Payasam geboren, den Kaikeyi dir gab. Also ist er ein Teil von Bharata. Lege Lakshmana an Ramas Seite und Shatrughna an Bharatas, dann werden sie friedlich ruhen.“ Sumitra befolgte Vasishthas Anweisung. Lakshmana und Shatrughna hörten zu weinen auf und fingen an, fröhlich in ihrer Wiege zu spielen. Dies wardie Ursache der engen Beziehung zwischen Rama und Lakshmana und Bharata und Shatrughna.

Da Sumitras beide Söhne sich immer in Gesellschaft Ramas und Bharatas aufhielten, hatte sie nicht viel zu tun. Immer wieder ging sie zu Kausalya und Kaikeyi, um zuzuschauen, wie ihre Söhne mit ihren älterenBrüdern spielten, und überschüttete sie anschließend mit ihrer Liebe und Zuneigung. Auf diese Weise wuchsen Dasharathas vier Söhne in einer liebevollen und fröhlichen Umgebung auf. Sumitra war sehr glücklich, denn sie dachte, wenn ihre Söhne einmal herangewachsen wären, würde Lakshmana Rama und Shatrughna Bharata dienen.

Rama, Lakshmana, Bharata und Shatrughna wuchsen, unter der liebevollen Obhut ihrer Eltern und ihres Gurus Vasishtha, zu sehr tapferen und gelehrten jungen Männern heran. Als Rama und Lakshmana sich aufmachten, um das Yajna des Weisen Vishvamitra zu beschützen, brachte dieser sie zum Hofe König Janakas, um an der Wahl des Bräutigams für dessen Tochter Sita teilzunehmen. Rama zerbrach Shivas Bogen und gewann Sitas Hand. Die Hochzeit von Rama und Sita wurde Anlass zu einem großen Freudenfest in Mithila. Die Einwohnervon Mithila sangen fröhliche Lieder, in denen sie einen jeden einluden, Zeuge der Hochzeit von Sita und Rama zu sein.

Seid alle willkommen zu Ramas Hochzeit! Gemeinsam werden wir dem freudigen Schauspiel zuschauen. Viele haben sich, in bester Aufmachung, bereits versammelt. Die Damen sind mit Halsketten aus reinen, glänzenden Edelsteinen geschmückt. Heute wird Rama mit der wunderschönen Sita das Hochzeitsband knüpfen. Oh, was für eine gute Partie sie sind!

Die Frauen des Königreiches eilten herbei, um an der Hochzeit teilzunehmen, und sangen freudig heitere Lieder:

Kommt, lasst uns gehen und der Hochzeit von Rama und Sita zuschauen. Der Anblick wird großen Verdienst schenken. Gesegnet sind jene, die dieses Ereignis sehen. Oh, kommt alle herbei und schaut voller Freude der heiligen Vermählung zu.

Als sie nach der Hochzeit nach Ayodhya zurückkehrten – Vishvâmitra hatte sich nach der Hochzeit von Sita und Rama in den Wald zurückgezogen [1] – hörten sie einen ohrenbetäubenden Lärm. Während sie sich noch wunderten, woher der Krach kam, erschien der Weise Parashurama und brüllte: „Wer zerbrach Shivas Bogen?“ „Ich tat es“, erwiderte Rama. „Wenn das der Fall ist, dann lass uns sehen, ob du auch meinen Bogen zerbrechen kannst!“ Mit diesen Worten überreichte er seinen Bogen Rama. Rama zerbrach auch diesen Bogen mit seiner linken Hand. Als er das sah, verneigte Parashurama sich vor Rama und gab seine beiden Kräfte (kalâ) an Rama, der selber zwölf besaß. Rama erstrahlte im Licht seiner eigenen zwölf Kräfte, der zwei Kräfte seiner Brüder und weiterer zwei, die Parashurama ihm übertrug. So kam es, dass Rama mit allen sechzehn Kräften des Virâtpurusha (der kosmische Gott, der Schöpfergott) erstrahlte. Mit der Unterwerfung Parashuramas wurde Ramas Kraft ganz und vollständig. 

Im Lauf der Zeit erkannte Dasharatha, dass er alterte und es Zeit wurde, einen seiner Söhne zum Erben seines Königreiches zu krönen. Da Rama der älteste der vier Söhne war und alle Eigenschaften besaß, um dem Königreich ein würdiger König zu sein, überlegte er, ihn zum Erben des Königreiches zu krönen. Die Untertanen des Königreiches begrüßten diese Neuigkeit mit großer Freude und Glück, denn sie alle glaubten, Rama sei am besten geeignet, die Herrschaft über das Königreich zu übernehmen.

Als Manthara diese Neuigkeiten erfuhr, eilte sie zu Kaikeyi und erinnerte sie an die zwei Versprechen, die Dasharatha Kaikeyi gegeben hatte. Sie schlug vor, Kaikeyi solle von Dasharatha fordern, Bharata zumThronfolger zu krönen und Rama für vierzehn Jahre in die Wildnis zu verbannen. Obwohl Kaikeyi Rama mehr als Bharata liebte, ließ sie sich von Mantharas üblem Ratschlag beeinflussen. Sie nahm all ihren Schmuck ab und legte sich zornerfüllt in ihrer Kammer nieder. Dasaratha begab sich in ihr Gemach und fragte nach dem Grund ihres Zorns. Als Kaikeyi die beiden Versprechen einforderte, die Dasharatha ihr früher gegeben hatte, war er sehr verstört. Aber da Kaikeyi auf ihrem Ansinnen bestand, gab er nach und stimmte zu, ihren Sohn Bharata zum Kronprinzen von Ayodhya zu machen. Aber als sie ihre zweite Forderung stellte, in der sie ihn bat, Rama für 14 Jahre in den Wald zu verbannen, war Dasharatha zutiefst niedergeschlagen. Rama jedoch stimmte sofort zu, Bharata zum Erben des Königreiches zu machen und 14 Jahre in den Wald zu ziehen, um das Versprechen, welches sein Vater Kaikeyi gegeben hatte, einzulösen. Doch als Lakshmana davon erfuhr, wurde er sehr wütend. In einem Wutanfall dachte er sogar daran, Kaikeyi und Manthara zu töten. Rama besänftigte ihn und erklärte, es sei ihre vorrangige Pflicht, der Anweisung ihres Vaters zu folgen und nichts zutun, was ihrem Vater einen schlechten Ruf einbringen würde.

Kaikeyi wollte, dass Rama sofort in den Wald gehe. Lakshmana und Sita beschlossen, Rama zu folgen. Lakshmana ging zu seiner Mutter Sumitra und bat um ihre Erlaubnis und ihren Segen, Rama im Wald zu dienen. Sumitra war überglücklich, als sie erfuhr, dass Lakshmana Rama folgen würde, um ihm zu dienen. Danach ging Lakshmana zu seiner Frau Urmila. Als er ihr Zimmer betrat, malte sie gerade ein Bild. Sie war eine gute Malerin. Lakshmana fragte, was sie gerade male. Sie erwiderte, sie fertige ein Gemälde von Ramas Krönung an.

Als Lakshmana das hörte, erzählte er ihr, dass Rama nicht gekrönt würde, sondern für 14 Jahre in den Wald ginge. Er teilte ihr auch mit, er habe beschlossen, mit Rama vierzehn Jahre lang in den Wald zu ziehen. Urmila erhob keinen Einwand und sprach: „Beschütze Rama und Sita, so wie die Augenlider die Augen beschützen. Sie sind dein ein und alles. Betrachte sie als deinen Vater und deine Mutter. Sei nie nachlässig im Dienst an ihnen. Denke während dieser 14 Jahre im Wald nie auch nur einen Augenblick an mich. Allein Sita und Rama sollten zuoberst in deinem Geist sein.“ Mit diesen Worten verneigte sie sich vor ihm.

Sita, Rama und Lakshmana bestiegen die Kutsche und fuhren zum Wald. Dasharatha rannte der Kutsche hinterher und rief: „Oh Rama, bleibe noch ein wenig! Lass mich deine schöne Gestalt wenigstens eine Zeitlang sehen. Vom Weggehen kann ich dich ja nicht abhalten.“ Der Schock der Trennung von Rama war für Dasharatha zu groß. Er aß nichts mehr und weigerte sich, auch nur einen Tropfen Wasser zu trinken. Ständig sagte er „Rama, Rama…“ Auf diese Weise jeden Augenblick an Rama denkend, verließ er seine sterbliche Hülle. Dies alles geschah aus einem bestimmten Grund, und zwar aus folgendem:

Einst ging Dasharatha zum Jagen in den Wald. Als er sich einem Flussufer näherte, hörte er ein Geräusch und glaubte, ein wildes Tier tränke Wasser. Sobald er das Geräusch vernahm, schoss er einen Pfeil dorthin, von wo das Geräusch kam. Der Pfeil traf Shravana Kumar und erwies sich als tödlich. Shravana Kumar war zum Fluss gekommen, um Wasser zu holen und den Durst seiner alten Mutter und seines alten Vaters zu stillen, die blind und hilflos waren. Er war die einzige Stütze seiner Eltern und trug sie in einem Kavadi (ein Bambusstock mit zwei Körben an jedem Ende) zu allen Pilgerorten. Als Dasharatha erkannte, was er angerichtet hatte, war er zutiefst bekümmert darüber, dass er den Tod des einzigen Sohnes der alten Eltern verursacht hatte.

Ehe Shravana Kumar starb, sagte er ihm, er solle seinen alten Eltern das Wasser bringen. Als Dasharatha den Eltern vom tragischen Tod ihres Sohnes berichtete, versanken sie in untröstlichem Schmerz und verfluchten ihn, auch er würde einen tragischen Tod aufgrund der Trennung von seinem Sohn sterben. Eben das widerfuhr Dasharatha. Ein von edlen Seelen ausgesprochener Fluch ist letztlich unwiderruflich.

Es genügt nicht, wenn wir Rama nur an seinem Geburtstag verehren. Als Rama nach Ayodhya zurückkehrte, hießen ihn alle Einwohner von Ayodhya freudig willkommen, indem sie seine Herrlichkeit besangen undseinen Namen rezitierten. Wir finden in Bhârat kein Dorf ohne Ramatempel und keinen Menschen, der Ramas Namen nicht kennt. Wo immer wir hinschauen, ist Ramas Name zu hören. Obwohl Tausende von Jahren verstrichen sind, ist Ramas Name heutzutage so frisch und neu wie in der Vergangenheit. Rama ist immer neu. Ramas Name schenkt allen Freude. Sogar wenn man eine alte Frau fragt, wird sie antworten: „Ich kann vielleicht kein anderes Wort aussprechen, aber ich rezitiere unaufhörlich Ramas Namen.“ In einem Dorf ist nicht einmal eine Person zu finden, die Ramas Namen nicht kennt. Es gibt kein Dorf ohne Ramatempel. Selbst wenn die Leute nicht in der Lage sind, einen Tempel zu bauen, werden sie einen kleinen Unterstand errichten, ihn mit Platten bedecken und darin Ramas Statue aufstellen. Sogar nach Tausenden von Jahren ist Ramas Name überall bekannt und wird von den Menschen hoch geachtet. Heutzutage gibt es sogar in RusslandMenschen, die Ramas Namen rezitieren. Tatsächlich hat sich Ramas Name in jeden Winkel der Welt verbreitet. Ramas Name ist das Kronjuwel aller Namen. Jeder kann diesen Namen mühelos rezitieren. Deshalb solltet ihr, ganz gleich mit welcher Aufgabe ihr auch befasst seid, während der Arbeit ständig Ramas Namen rezitieren. Wenn ihr aus dem Haus geht, auf eurem Weg zur Universität, solltet ihr ständig Ramas Namen rezitieren. Ramas Name sollte euer Lebensatem werden.

Übersetzung der vom Aschram herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. S. B.,

Prashanti Nilayam.

   © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

[1] Der Satz steht aus dem Zusammenhang gerissen auf der letzten Seite der gedruckten englischen Fassung, S. B.

 

 

Brindavan-Whitefield, 1.05.2008

 

Bharat ist das Mutterland vieler erhabener Seelen, die sich in allen Kontinenten der Welt großen Ruhm erworben haben. Es ist das Land zahlreicher heldenhafter Menschen, welche die Feinde auf dem Schlachtfeld bezwingen konnten. Es ist das Land vieler gelehrter Menschen, welche die Menschen anderer Länder die Veden und andere heilige Schriften lehrten. Aber leider haben die Inder (Bhâratîyas) heutzutage die spirituellen Prinzipien vergessen und schlagen den falschen Weg ein.

„Verehre Mutter, Vater, Lehrer und Gast wie Gott“, ist eine der wichtigsten Lehren der Veden. „Sprich die Wahrheit und praktiziere Dharma“ ist ebenfalls eine wesentliche Lehre der Veden. Aber diese Lehren der Veden sind heutzutage nirgendwo zu sehen oder zu hören.

Wo immer wir derzeit in der Welt hinschauen, nehmen Gier und Wünsche zu. Auch die Bewohner anderer Länder sehen die Notwendigkeit, die Sinne zu beherrschen. Durch den Missbrauch seiner Sinne häuft der Mensch heutzutage Sünde an. Es ist in Ordnung, Wünsche zu haben, aber sie sollten sich in gewissen Grenzen halten. Heutzutage hat der Mensch grenzenlose Wünsche. Darüber hinaus ist derzeit alles verunreinigt. Das Wasser, welches wir trinken, die Nahrung, die wir zu uns nehmen und die Luft, die wir einatmen, alle sind verschmutzt. In der Tat sind alle fünf Elemente verschmutzt. Das menschliche Leben hängt von diesen fünf Elementen ab. Wenn alle fünf Elemente verschmutzt sind, wie kann das menschliche Leben dann unbeeinträchtigt davon bleiben? Der Mensch scheint süße Worte zu sprechen, aber sein Geist ist voller Bitterkeit. Das ist sehr schlecht.

Was ist der Zweck des menschlichen Lebens? Wer ist ein Mensch? Der Mensch ist die Verkörperung des Göttlichen, aber wie kann er Mensch genannt werden, wenn er den falschen Weg einschlägt,? Deshalb ist es heutzutage schwer, irgendwo einen wahren Menschen zu finden. Nicht einmal jene, die hochgebildet sind, gute Abschlüsse haben und führende

Positionen einnehmen, können Mensch genannt werden, wenn es ihnen an Wahrheit und Liebe mangelt. Tatsächlich verschwenden sie mit dem Erlangen dieser so genannten hohen Bildung, der das Wesentliche fehlt, ihr Geld und ihre Zeit. Sich eine umfassende Bildung anzueignen, heilige Bücher zu lesen, spirituelle Disziplinen wie Japa, Meditation, Yoga und Opferhandlungen auszuführen, sind alle bloße Verschwendung, wenn man nicht Wahrheit und Liebe entwickelt, die der Mensch heutzutage völlig vergessen hat. Wer auch immer etwas sagt, es befindet sich stets ein Element der Unwahrheit darin. Was die Liebe betrifft, scheinen die Leute äußerlich zu lächeln, aber in ihrem Innern befindet sich nur Gift. Wie kann man ohne Wahrheit und Liebe Frieden erlangen?

Dharma kommt aus der Wahrheit. Deshalb heißt es: Es gibt kein größeres Dharma, als an der Wahrheit festzuhalten. Wo Liebe und Dharma sind, wird Friede automatisch folgen. Liebe kann sich nur im Frieden entwickeln. Wo Liebe ist, kann keine Gewalt sein. Nur dann kann der Mensch all seine Handlungen auf der physischen, mentalen und spirituellen Ebene friedvoll durchführen. Wenn ihr Frieden wollt, solltet ihr deshalb zuerst Liebe entwickeln. Wenn ihr Liebe wollt, solltet ihr an der Wahrheit festhalten. Doch der Mensch nimmt heutzutage sogar in kleinen Dingen zur Unwahrheit Zuflucht. Darüber hinaus ist er voller Ärger und Zorn. Zorn würgt die Wahrheit im Menschen völlig ab. Der Mensch wurde nicht geboren, um eine Familie zu gründen oder seinen Bauch zu füllen, sondern um sein Leben zu heiligen. Wenn er nicht dementsprechend handelt, verliert er seine Menschlichkeit. Der Mensch wird göttlich, wenn er sich von Wünschen befreit. Die Mutter strebt das Glück ihrer Kinder an, die sie, alle Härten und Schwierigkeiten ertragend, aufgezogen hat. Aber leider lieben die Menschen heutzutage ihren Vater und ihre Mutter nicht. Tatsächlich lieben sie niemanden.

Verkörperungen der Liebe!

Wo immer wir in dieser Welt hinschauen, nirgendwo finden wir auch nur eine Spur Frieden. Nicht einmal in Händlern, die Blumen, Gemüse und Brennholz verkaufen, finden wir Frieden. Wo ist Friede? Friede ist nur in uns, in unserem Sprechen und unserem Herzen. Er kann nicht außen gefunden werden. Welche spirituellen Praktiken wie Japa, Yoga und Yajna wir auch durchführen, sie können uns keinen Frieden schenken. Zuallererst sollten wir dafür sorgen, dass unser Herz beständig und friedvoll ist. Wo immer wir in dieser Welt hinschauen, finden wir nur Konflikte. Sogar enge Freunde, die einander lieben, streiten sich um belanglose Dinge. Tatsächlich kann man in dieser Welt keinen wahren Freund finden. Die schlechten Eigenschaften in unserem Herzen sind Ursache dieser Konflikte. Reinigt deshalb euer Herz – nicht das physische, sondern das spirituelle. Im Herzen sollte keine Spur Unreinheit sein.

Die Leute häufen heutzutage viel Geld an. Aber wofür? Was werden sie mit sich nehmen, wenn sie die Welt verlassen? Sie müssen mit leeren Händen gehen. Sie müssen sogar ihren Körper zurücklassen, wenn sie sterben. Die fünf Elemente gehen in die fünf Elemente ein. Dann wird die leere Hülle verbrannt. Man sollte deshalb nicht stolz auf seinen Körper oder seinen Reichtum sein. Geld kommt und geht, Moral kommt und wächst. Wir sollten Moral entwickeln. Trotz seiner hohen Bildung hat der Mensch heute seine Moral verloren. Jemand ohne Moral ist kein Mensch, sondern in Wirklichkeit ein Dämon in Menschengestalt. Wo keine Moral ist, kann keine Menschlichkeit sein. Respektiert eure Älteren, zeigt euren Eltern Dankbarkeit. Aber heutzutage mangelt es den Menschen an solchen Gefühlen der Dankbarkeit und des Respekts, und sie denken: „Warum sollten wir unsere Älteren respektieren? Warum sie lieben?“ Wo immer die Menschen hingehen, sie verlangen nach immer mehr Geld! Was ist unser wahrer Reichtum? Liebe ist unser wahrer Reichtum. Wenn

wir diesen Schatz der Liebe erlangen, können wir alles haben. Wir können sogar Wolken mit den Händen greifen.

Alles befindet sich in den Händen des Menschen, und alle Gottheiten sind in ihm gegenwärtig. Tatsächlich ist er nichts als göttlich, von Kopf bis Fuß. Alle weltlichen Dinge gleichen vorbeiziehenden Wolken, die kommen und gehen. Auf diese vorbeiziehenden Wolken stolz zu sein, ist ein großer Fehler. Wenn es ums Reden geht, sagen wir alles Mögliche. Aber wenn es ums Umsetzen geht, stimmen unsere Handlungen nicht mit unseren Worten überein. Das ist eine große Sünde.

Oh ihr Menschen! Niemand in dieser Welt kann euch Glück schenken, nur Gott. Gott allein beschützt euch auf jegliche Weise. Ihr solltet immer an ihn denken. Wenn ihr ständig an Gott denkt, werdet ihr frei sein von allen Sorgen. Manche Menschen machen sich über euch lustig und fragen: „Du wiederholst ständig ’Gott, Gott, Gott…aber was hat er dir gegeben?’ Es ist Gott allein, der euch alles gibt. Es ist Gott, der euch belohnt, bestraft und beschützt. Alles ist Gott. Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen geben ihr verschiedene Namen. Nur zu unserer eigenen Befriedigung geben wir Gott diesen oder jenen Namen. Tatsächlich sind alle Namen sein. Wir sollten ihn dauerhaft in unserem Herzen verankern. Welche Schwierigkeiten auch auf euch zukommen, akzeptiert sie als Gottes Willen. Niemand weiß, wozu Gott Schwierigkeiten gibt. Denkt, dass Schwierigkeiten eurem Glück gelten. Glück ist nicht aus Glück zu erhalten. Freude ist ein Intervall zwischen zwei Schmerzen. Gedanken und Gefühle des Menschen (mind) sind für all seine Schwierigkeiten verantwortlich. Wenn der Geist (mind) des Menschen beunruhigt ist, sieht er überall nur Schwierigkeiten. Sogar sein eigenes Leben widert ihn an und er beginnt zu glauben, dass es vergeudet sei. Die Gedanken und Gefühle des Menschen und seine Wünsche sind der Grund für all dies.

Verletzt niemanden, schadet niemandem. Liebt alle. Dient allen. Ihr werdet unvorstellbaren Gewinn daraus beziehen. Wenn ihr jemandem helft, wird diese Hilfe selbst euch helfen. Diese Art Hilfe ist in der heutigen Welt nicht zu finden. Wo immer ihr hingeht, herrschen „Ich, ich, ich“ und „mein, mein, mein“. Der Mensch ist so selbstbezogen geworden, dass er alles außer sich selbst und die ihm Lieben und Nahestehenden vergisst. Das gesamte Universum ist die Verkörperung Vishnus. Der Mensch ist kein bloßer Sterblicher; er ist göttlich. Betrachtet deshalb alle als göttlich. Schadet oder verletzt niemanden körperlich oder geistig. Manche Menschen beziehen eine Art Befriedigung daraus, andere zu verletzen, aber sie müssen in Zukunft die Folgen ihrer Handlungen erleiden. Sie sind nicht in der Lage zu erkennen, welche Schwierigkeiten auf sie zukommen werden. Euch kann nur das aufstoßen, was ihr gegessen habt. Wenn ihr Gurke esst, könnt ihr nicht Mango aufstoßen. Was ihr auch tut, ihr werdet die Folgen davon erleben. Seht deshalb Gutes, tut Gutes, sagt Gutes, seid gut und erfahrt gute Ergebnisse. Was immer Gott sagt, ist alles nur zu eurem Guten. Krishna sagte: „Arjuna! Aufgrund deiner Täuschung machst du dir Sorgen. Dieser Krieg ist nur für deinen Sieg entstanden. Wozu dient dieser Sieg? Um die Göttlichkeit des Menschen zu bezeugen.“

 Verkörperungen der Liebe!

Eure ganzen Schwierigkeiten sind wie ein Spiegel. Sie enthüllen eure wahre Gestalt. Ihr hegt alle möglichen Wünsche und erlebt als Folge davon viel Leid. Gebt deshalb Wünschen keinen Raum. Die Ursache all eurer Schwierigkeiten sind eure grenzenlosen Wünsche. Keine Wirkung ohne Ursache. Ohne Samen kann kein Sprössling wachsen. Deshalb muss es einen Samen geben, der zu einem großen Baum heranwächst. Wem ihr auch begegnet, betrachtet ihn als euer eigen. Identifiziert euch mit ihm. Entwickelt dieses Gefühl immer mehr. Wer bist du? Du sagst: „Ich bin soundso“. Wie heißt du? Du antwortest: „Ich heiße Nagappa.“ So trägt jeder einen anderen Namen. Sogar wenn die ganze Welt Gott fragen würde, „Wer bist du?“, wird er antworten: „Ich bin Ich“, „Ich bin Brahman“ (aham brahmasmi). Tatsächlich ist die gesamte Welt von Gott durchdrungen. Ihr könnt in dieser Welt niemanden finden, in dem Gott nicht gegenwärtig ist. Wen auch immer ihr kritisiert oder preist, es erreicht Gott. Wenn ihr Gott kritisiert, könnt ihr den Folgen nicht entkommen. Kritisiert deshalb niemals. Was immer jemand über euch redet, lasst es ihn sagen. Denkt, er kritisiert nicht euch, sondern sich selbst. Was immer er sagen mag, wird sich in Luft auflösen. Was bringt es, auf die Worte zu reagieren, die sich in Luft auflösen? Liebe allein erreicht das Herz. Welche Art Gedanken sollte man haben? Eure Gedanken sollten von Wahrheit durchdrungen sein. Nur wenn eure Gedanken wahrhaftig sind, könnt ihr Liebe erfahren. Führt deshalb euer Leben in Liebe und beendet es in Liebe. Was immer ihr anderen antut, ihr tut es euch selber an.

 Sei es gut oder schlecht, Hilfe oder Schaden, alles ist das Ergebnis eurer eigenen Gedanken (sankalpa, auch: Beschluss, Plan, Wille, Wunsch). Liebt deshalb alle. Wenn ihr andere nicht lieben könnt, seid einfach still. Aber beschimpft sie nicht. Tatsächlich besitzt niemand das Recht, andere zu kritisieren. Dieselbe Liebe ist in jedem gegenwärtig. Kann Liebe Liebe kritisieren? Nein, nein. Liebe kritisiert nie. Sie schenkt die Erfahrung der Liebe unablässig einem jeden. Sogar Vögel und Tiere haben Liebe. Sollte der Mensch dann nicht seine Mitmenschen lieben? Der Mensch ist mit so vielen guten Eigenschaften ausgestattet und sollte deshalb seine Mitmenschen lieben. Nur dann kann er Empfänger von Gottes Liebe werden. Liebt deshalb alle und erhaltet Gottes Liebe. Verbindet eure Liebe mit Wahrheit. Nehmt niemals zur Unwahrheit Zuflucht. Nur durch Wahrheit könnt ihr Liebe haben. Wo Wahrheit und Liebe sind, ist Frieden. Wo Friede ist, ist Gewaltlosigkeit. Deshalb sollte der Mensch vor allem Wahrheit und Liebe entwickeln. Dann wird er nicht zu Gewalt greifen. Welchen spirituellen Disziplinen ihr auch nachgeht, ob Askese, Opferhandlung oder Yoga, lasst sie alle von Liebe durchdrungen sein.

Gott ist euer wahrer Verwandter. Er kommt in Gestalt eures Sohnes, eurer Tochter, eures Freundes und aller anderen Beziehungen zu euch. Gott ist in all euren Schwierigkeiten euer wahrer Verwandter. Deshalb wird er Apadbandhava, ein Freund in schwierigen Zeiten, genannt. Aber wie sollten wir mit diesem Verwandten umgehen? Wir sollten diese Verwandtschaft nicht als Verwandtschaft auf der physischen Ebene betrachten.

Hierzu ein kleines Beispiel. Unmittelbar nach der Hochzeit entwickeln Ehemann und Ehefrau eine enge Beziehung. Sie gestehen einander: „Du bist ich und ich bin du.“ Aber nach einer Woche ändert sich die Beziehung; dann ist Ehefrau Ehefrau und Ehemann ist Ehemann. Wenn Ehemann und Ehefrau bald nach der Heirat zusammen ausgehen und der Mann sieht unterwegs einen Dorn, dann ist er sehr besorgt, dass dieser seine Frau verletzen könnte. Sobald er den Dorn erblickt, ruft er: „Ein Dorn, ein Dorn, ein Dorn!“ und zieht seine Frau beiseite, um sie zu schützen. So viel Liebe und Fürsorge! Nach einer Woche gehen sie zum Markt. Wieder erblickt der Mann einen Dorn und sagt zu seiner Frau: „Dort ist ein Dorn. Kannst du ihn nicht selber sehen?“ Nach ein paar Tagen, wenn er wieder einen Dorn erblickt, ruft er ärgerlich: „Bist du blind?“ In nur ein paar Tagen ändert sich diese Liebe. Wenn wir unser Vertrauen in diese Liebe setzen und unser Leben in dieser Art Liebe führen, wie lange können wir dann leben? Diese Liebe ändert sich in wenigen Tagen. Körperliche Liebe ist überhaupt keine Liebe. Die beiden Körper sind wie zwei Schaumblasen. Beide sind mit Luft gefüllt. Diese Blase wird platzen, und die andere ebenfalls. Wenn die Blase platzt, vermischt sich Luft mit Luft. Nach dieser Art Liebe sollten wir deshalb nicht verlangen. Liebe von Herz zu Herz ist wichtig. Diese Liebe von Herz zu Herz erreicht Gott.

So viele Menschen sind hierher gekommen, um am Bhajansingen teilzunehmen. Haben sie alle festen Glauben und Vertrauen? Können sie alle Befreiung erlangen? Nein, keinesfalls. Von all diesen Menschen erreichen die Gebete von vielleicht nur zehn Menschen Gott. Gemeinschaftliches Bhajansingen wird in der Hoffnung organisiert, dass von vielen Menschen, die daran teilnehmen, die Liebe einiger von ihnen Gott erreichen möge. Bhajans sind auch dazu gedacht, in der ganzen Gemeinschaft Liebe zu Gott zu entwickeln.

Guru Nanak begann mit der Disziplin des gemeinschaftlichen Singens. Als jemand ihn fragte: „So viele Menschen singen gemeinsam. Wird Gott ihnen allen zuhören?“, erwiderte er: „Es könnte sein, dass zumindest die Liebe von einem oder zweien Gott erreicht. Das genügt, um sie alle zu beschützen.“ Deshalb sollten wir gemeinschaftlich singen. Die Gemeinschaft (samashti) setzt sich aus Individuen (vyashti) zusammen. Wenn viele Individuen zusammenkommen und eine Gemeinschaft bilden, wächst ihre Kraft (pushti). Gott (parameshti) hat die Schöpfung (srishti) nicht zum Vergnügen geschaffen. Er hat es getan, um die Einheit der ganzen Schöpfung zu manifestieren.

Einheit ist das der Schöpfung zugrunde liegende Prinzip. Es ist dazu gedacht, das Liebesprinzip in allen zu fördern. Aber leider trennen politische Parteien heutzutage die Menschen auf der Basis von Parteipolitik. Vier Personen der gleichen Familie schlagen vier verschiedene Wege ein und spalten das Haus in vier Abteilungen auf. Das ist sehr schlecht. Selbst wenn in einer Familie vierhundert Personen sind, sollte Einheit unter ihnen herrschen. Jeder sollte seinem Nachbarn helfen. Alle sollten einander helfen. Nur dann kann Harmonie in der Schöpfung herrschen. Ansonsten verliert die Schöpfung ihren Sinn.

Ihr solltet aus ganzem Herzen am Bhajansingen teilnehmen und zur Ehre Gottes singen. Selbst wenn ihr nicht in der Lage seid, irgendeiner anderen spirituellen Disziplin zu folgen, wiederholt (singt) Gottes Namen. Das genügt. (Swami singt den Bhajan: Hari Bhajana bina…und fährt mit seiner Ansprache fort). Ohne Bhajan könnt ihr keinen Frieden und kein Glück erreichen. Friede ist nur durch Bhajan und kein anderes Mittel zu erreichen. Hari nama bina ananda nahi: Ohne Gottes Namen zu singen, könnt ihr keine Glückseligkeit erreichen. Japa dhyana bina samyoga nahi: Ohne Mantrenwiederholung und Meditation könnt ihr die Einheit mit Gott nicht erreichen. Was bedeutet Yoga? Nicht nur, mit geschlossenen Augen still zu sitzen. Was bedeutet Meditation? Es bedeutet nicht, mit geschlossenen Augen an Gott zu denken. Ihr solltet Gott in eurem Herzen verankern. Denkt nicht, ihr wäret von Gott verschieden. Ihr solltet eins mit Gott werden. Die androgyne Form Gottes (ardhanarîshvara) symbolisiert diese Wahrheit. Diese Form repräsentiert Mann und Frau. Das eine ist Gott, das andere die individuelle Seele. Wahre Befreiung bedeutet die Einheit von individueller Seele (jîva) und Gott (daiva). Wo das Individuum ist, da ist Gott. Deshalb ist es nicht notwendig, Gott hinterher zu rennen. Gott ist in allen Individuen (jîva) gegenwärtig. Haltet euch nicht für ein bloßes Individuum; denkt, dass ihr Gott seid. Aufgrund eurer Körperbindung haltet ihr euch für ein Einzelwesen. Ihr solltet das nicht tun.

Derselbe Atman ist in allen gegenwärtig. Wenn ihr das atmische Prinzip in Erwägung zieht, sind alle eins. In dieser Halle befinden sich so viele Individuen. Der Atman in allen von ihnen ist ein und derselbe. Eine Sonne ist am Himmel, die der gesamten Welt Licht schenkt. Entsprechend ist Gott wie die Sonne, die das Leben eines jeden erleuchtet. Wenn wir andere kritisieren, stürzen wir uns in Dunkelheit. Liebt deshalb alle und dient allen. Wenn jemand uns verunglimpft, lasst es ihn tun. Beschimpfungen werden sich in Luft auflösen. Denkt deshalb immer, dass niemand euch kritisieren kann. Vertraut darauf, dass Gott euch immer beschützen wird. Entwickelt unerschütterliches Gottvertrauen. Es gibt viele Leute, die Gottes

Existenz bestreiten. Wenn es Gott nicht gibt, woher seid ihr dann gekommen? Was ist euer Ursprungsort? Wenn ihr nicht an Gott glaubt, ist euer ganzes Leben vergeudet.

Deshalb, Verkörperungen der Liebe, entwickelt Wahrheit und Liebe. Wenn ihr beides habt, Wahrheit und Liebe, werdet ihr Frieden haben. Wenn ihr Frieden habt, könnt ihr euer gesamtes Leben glücklich verbringen. Ihr werdet niemanden hassen. Nur wenn es euch an Liebe und Wahrheit mangelt, empfindet ihr Hass. Ihr solltet Liebe und Wahrheit in eurem Leben vereinen. Wenn ihr Liebe habt, werdet ihr alle lieben und alle glücklich machen. Hütet deshalb Liebe und Wahrheit gleich einem Schatz in eurem Herzen und vergesst sie niemals, nicht einmal im Traum. Träume sind nur die Reaktion, die Widerspiegelung und das Echo des Wachzustands. Was immer ihr am Tage tut, erscheint nachts in eurem Traum. Träume sind wie vorüber ziehende Wolken. Lauft ihnen nicht nach. Haltet an Gott fest, der wahr, ewig und unwandelbar ist. Wenn ihr an Gott festhaltet, könnt ihr alles vollbringen, und ihr werdet weder Angst noch Sorgen haben.

Lasst die Leute reden, was immer sie wollen. Kümmert euch nicht darum. Denkt, dass sie euren Körper und nicht euch selbst kritisieren. Messt dem Körper keine unangemessene Bedeutung bei. Ihr seid nicht der Körper. Wenn ihr behauptet: „Dies ist mein Körper“, solltet ihr euch fragen: „Wer bin ich?“ Dieses Ich ist nicht das individuelle Ich. Es ist das zugrunde liegende Ich. Es bezieht sich nicht bloß auf einen spezifischen Einzelnen, sondern auf alle. Das Symbol des Christentums, das Kreuz, kennzeichnet das Durchkreuzen des individuellen Ich. Nur wenn ihr das individuelle Ich durchkreuzt, könnt ihr das Göttliche erlangen. Gebt deshalb das enge Empfinden von ich und mein auf. Ihr sagt. „Mein Sohn, meine Tochter (naa koduku, naa bidda)“. Naa bedeutet hier nein; es steht für nichts. Gott allein ist immer bei uns. Alles ist Gott. Ihr solltet immer an ihn denken. Verschwendet keinen einzigen Augenblick. Die Vergeudung auch nur eines Augenblickes ist eine große Verschwendung. Wenn ihr auch nur einen Augenblick an Gott denkt, werdet ihr sehr viel Glückseligkeit erfahren. Wenn euch Leid gefangen hält, schließt die Augen und denkt an Gott. Das wird euch Frieden schenken. Seid nicht traurig oder unglücklich über irgendetwas. Begegnet allen Situationen mit Mut und Stärke. Mut und Stärke sind eure wahre Kraft. Auf diese Weise solltet ihr, als Devotees des Herrn, in jedem Augenblick eures Lebens an ihn denken. (Swami singt den Bhajan „Rama, Rama, Rama, Sita…“ und fährt mit seiner Ansprache fort).

Die Studenten singen den Bhajan: „Kausalyatmaja Rama charan, Vaidehi priya Rama charan, Bharatarchita Sri Rama charan, Ahalyodharaka Rama charan, Hanumatsevita Rama charan“: „Verehre ständig die Lotosfüße Ramas, des Sohnes von Kausalya, die Sita lieb und teuer sind, die Bharata verehrte, denen Hanuman diente und die Ahalya erlösten.“ Alle fünf in diesem Lied erwähnten Personen sind Rama sehr lieb. Auf diese Weise wählt jeder Avatar einige gesegnete Personen für seine besondere Gnade aus. Die so erwählten Personen sind jene, denen es gelang, sich völlig zu ergeben. Rama war der Atman von Mutter Kausalya. Rama stellte fest: „Kausalya hat mich geboren. Wie hätte ich ohne Kausalya inkarnieren können? Demzufolge ist meine Mutter mein Gott.“

Die zweite Zeile des Liede lautet: „Vaidehi priya Rama charan.“ Vaidehi bedeutet jemand, der die Bindung an den Körper überwunden hat. Die nächste Zeile lautet: „Hanumatsevita Rama charan.“ Hanuman dachte ständig nur an Rama und wiederholte ununterbrochen „Rama, Rama, Rama“. Der Klang von „Rama, Rama, Rama“ ging aus jeder Pore seines Körpers hervor. Einst fragte Rama ihn, worüber er kontempliere. Da erklärte Hanuman: „Swami! Jedes Haar meines Körpers rezitiert deinen Namen!“ Mit diesen Worten riss er ein Haar von seinem Körper aus und hielt es nahe an Ramas Ohr. Rama selbst hörte „Rama, Rama, Rama“ von dem Haar ausgehen. Deshalb sollte, während wir Gottes Namen

kontemplieren, unser gesamtes Wesen vom göttlichen Bewusstsein durchdrungen sein. Jeder Gedanke, jedes Wort und jede unserer Handlungen sollte vom göttlichen Namen durchdrungen sein. Nur dann können wir wahrhaft göttlich werden.

Gott nimmt menschliche Form an. Gott inkarniert in menschlicher Gestalt. Wer den Namen Rama oder einen anderen Namen Gottes ständig rezitiert, ist ein wahrer Mensch. Sogar ein Atheist sagt: „Ach, Rama!“, wenn er Schmerzen hat. Wenn man verletzt oder verwundet ist, ruft man: „Abba Rama!“ Demzufolge muss jeder irgendwann Gottes Namen aussprechen. Wir sollten immer in Gottes Namen eingetaucht bleiben. Rezitiert irgendeinen Namen Gottes – Rama, Krishna, Allah, Jesus. Gott wird mit vielen Namen gerufen, aber er ist Einer. Es gibt viele Sorten Süßigkeiten wie Mysorepak, Gulab Jamun, Burfi, Palakova, Jilebi, aber nur der Zucker verleiht ihnen allen Süße. Entsprechend ist das göttliche Prinzip in allen Namen dasselbe.

Ich bin Einer, aber ich bin in jedem, in allen Formen, gegenwärtig. In meiner Schöpfung herrscht Einheit, aber ihr seht aufgrund eurer fehlerhaften Sicht Verschiedenheit. Ihr solltet die Einheit in der Schöpfung sehen. Ihr solltet euch nicht nach eurer Sichtweise richten. Eure Augen sehen Gutes und Schlechtes. Wenn in den Augen ein Defekt ist, sieht man zwei Dinge statt einem. Der Fehler liegt an eurer Sichtweise. Tatsächlich ist Gott Einer. Rezitiert irgendeinen Namen, aber rezitiert ihn mit Liebe. Wenn ihr den göttlichen Namen mit Liebe rezitiert, werdet ihr überall Liebe erfahren.

Übersetzung der auf der offiziellen Aschramwebsite veröffentlichten Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V. 

 

 

Easwarammatag, 6.05.2008

 

Schüler, Studenten! Jungen und Mädchen!

Herr Venkataraman [2] hat auf angemessene Art und Weise zu euch über die heutige Veranstaltung gesprochen. Er ist ein sehr gebildeter Mann, der im Bhabha Atomforschungszentrum, Mumbai, tätig war. Er hat in einigen wissenschaftlichen Bereichen gearbeitet, die zuvor von C. V. Raman erforscht wurden, und viele Auszeichnungen erhalten.

Nun, was kann ich bezüglich der Mutter dieses Körpers sagen? Tatsächlich hat der Mensch drei Körper – den physischen, den mentalen und den spirituellen. Demzufolge seid ihr nicht eine Person, sondern drei: Erstens die, für die ihr euch selber haltet, nämlich der Körper, zweitens die, für die andere euch halten, nämlich eure Gedanken- und Gefühlswelt, und drittens die, die ihr wirklich seid: Atman, das göttliche Selbst. Der Atman ist eure wahre Form, nicht der Körper oder die Gedanken und Gefühle.

Dank der heutigen Gepflogenheiten gibt es nur sehr wenige, die ihre Mutter ehren. Eure Mutter hat euch neun Monate lang in ihrem Schoß getragen und euch geboren, nachdem sie viele Schwierigkeiten und Mühen durchlebte. Eine solche Mutter zu vergessen ist so, als ob man Gott vergäße. Das wiederum ist so, als ob ihr euch selbst vergessen würdet. Die Mutter ist euer erster Lehrer. Es ist die Mutter, die euch speist und nährt. Ihr wachst auf dem Schoß eurer Mutter heran und erlebt verschiedene Arten von Glück. Niemand sollte die Liebe vergessen, die er von seiner Mutter empfängt. Zuallererst verdient unsere Mutter unsere höchste Achtung.

Nach dem Tod seiner Mutter sagten viele Menschen zu Shankaracarya [3], er solle den Körper wegbringen. Aber Shankaracarya erwiderte ihnen: „Weder verlässt meine Mutter mich noch verlasse ich meine Mutter. Meine Mutter und ich sind auf immer eins. Die Körper sind verschieden, aber das Atmanprinzip in uns beiden ist dasselbe. Ihr geht vielleicht von mir weg, aber niemand hat auch nur das geringste Recht, meine Mutter von mir zu trennen. Ihr Körper wird im Hof des Hauses verbrannt werden.“ Dementsprechend verbrannte Shankaracarya den Körper seiner Mutter im Hof seines Hauses. Niemand kann die Gefühle der Mutter einschätzen. Sogar heute noch verbrennen oder begraben die Einwohner von Palakkad den Körper ihrer Mutter im Hof, denn sie meinen, eine so große Persönlichkeit wie Shankaracarya habe dies getan und deshalb sollten sie es ihm gleichtun. Zu Anfang hatten viele Leute Shankaracarya kritisiert und gesagt, dass er als so gebildeter Gelehrter eine solche Ungehörigkeit begangen habe. Nicht Schriftwissen ist wichtig, vielmehr ist kulturelle Verfeinerung von großem Wert. Kultur führt zu Veredelung.

Auch wenn eure Mutter physisch vielleicht nicht bei euch ist, eure Liebe zu ihr sollte dieselbe bleiben. Die Mutter dieses Körpers schickte mir, als ich mich in Kodaikanal aufhielt, einen Brief. Danach reiste ich nach Brindavan (Swamis Ashram in Whitefield, bei Bangalore). In Brindavan fand der Sommerkurs statt. Einst betete sie, mein Name solle zum Zeitpunkt ihres Todes auf ihren Lippen sein. Als sie im Mai 1972 verstarb, wurde gerade der Sommerkurs in Brindavan abgehalten. Sie war gesund und munter. Plötzlich rief sie: „Swami, Swami, Swami…“ Ich antwortete: „Ich komme, ich komme…“ Als ich die Treppen hinunter kam, tat sie ihren letzten Atemzug.

Solange Leben im Körper ist, sollten wir uns um ihn kümmern. Wenn das Leben den Körper verlässt, hat er keinen Wert mehr. Wer ist die Mutter? Das Lebensprinzip ist die Mutter, nicht der Körper. Der Körper gleicht einer Schaumblase auf dem Wasser, der Geist einem verrückten Affen. Wozu sollten wir den Körper bewahren? Ich ließ sofort einen Wagen rufen und schickte ihren Körper in diesem Wagen nach Puttaparthi. Ich selber blieb in Brindavan. Für den Sommerkurs waren die Studenten nicht nur von einem College, sondern von verschiedenen Colleges aus ganz Indien gekommen. Sie alle glaubten, Swami würde an dem Tag nicht zur Vorlesung kommen. Was geschah dann? Um genau 9 Uhr betrat ich lächelnd den Vorlesungsraum. Die Studenten waren überrascht, mich dort zu sehen. Sie alle dachten: „Was ist denn das? Swamis Mutter ist gestorben, und er ist zum Vorlesungsraum gekommen.“ Die Mutter geht nirgendwo hin. Der Körper, der Mutter genannt wurde, ist gegangen. Aber die Mutter ist bei mir. Deshalb bestand kein Grund zur Trauer. So lange ich da bin, ist die Mutter immer bei mir. Deshalb sagte ich den Studenten, sie sollten glücklich sein und es solle ihnen nicht leid tun, dass die Mutter dieses Körpers ihre sterbliche Hülle verlassen hatte. Damals war V. K. Gokak der Vizekanzler. Auch er wunderte sich: „Was, so spricht Swami?“ Ich bin nicht von einem physischen Körper geboren worden . Schließlich, was ist dieser Körper schon! Er existiert, solange die fünf Elemente in ihm sind. Der Körper gleicht einer Hülle, in der die fünf Elemente enthalten sind. Wenn die fünf Elemente den Körper verlassen, wird er zu einer leeren Hülle. Deshalb sollte man nicht unangemessen an den Körper gebunden sein. Alle Mütter und Kinder sollten dieses Gefühl der Losgelöstheit entwickeln. So lange die Mutter lebt, sollten wir sie respektieren, achten und auf jede erdenkliche Art und Weise glücklich machen. Es ist nicht notwendig, zu trauern, wenn sie den Körper verlässt. Sogar hier in Puttaparthi sagten die Leute: „Was ist das? Swami hat den Körper von Easwaramma [1] geschickt, aber er selber ist nicht gekommen?“ Wozu sollte ich den Körper begleiten? Der Körper ist nur ein Gewand. Er ist wie eine lederne Hülle. Wenn die fünf Elemente den Körper verlassen, gehen die fünf Sinne ebenso Warum sollten wir dann wegen des leblosen Körpers trauern? Ich traf die Vorkehrungen für alles, was auf der weltlichen Ebene zu tun war. Ich blieb in Brindavan und führte frohgemut den Sommerkurs durch. In dieser Welt sind all unsere physischen Beziehungen unsere eigene Schöpfung. Wer ist ansonsten mit wem verwandt? Diese Beziehung von Mutter und Sohn findet nur auf der physischen Ebene statt. Die Mutter kam, vollführte die Handlungen, die sie schicksalsgemäß zu tun hatte, und ging wieder. Ich muss meine Aufgabe erfüllen. Deshalb tat ich wozu ich gekommen bin. Aus weltlicher Sicht ist der Körper physisch und vergänglich.

Der Körper besteht aus den fünf Elementen und muss früher oder später vergehen, aber der Bewohner des Körpers wird weder geboren noch stirbt er. Der Bewohner hat keinerlei Bindung. Er ist der ewige Zeuge.

Wir sollten den Bewohner (dehi) im Blickfeld behalten und nicht den physischen Körper (deha). Jeder vergisst, wenn er einschläft, den Körper. Wenn ihr euren Körper im Schlaf vergessen könnt, warum könnt ihr ihn dann nicht immer vergessen? Dennoch solltet ihr eure Eltern glücklich machen, sofern sie noch da sind. Vernachlässigt nicht ihr Wohlergehen. Wir sollten uns um unsere Eltern kümmern und liebevoll und respektvoll mit ihnen umgehen. Wir sollten jedoch nicht unangemessen an den Körper gebunden sein. Die Beziehung zwischen Ehemann und Ehefrau existiert erst nach der Hochzeit. Die Ehefrau kommt mitten in eurem Leben zu euch, aber die Mutter ist von Geburt an bei euch. Es ist reine Torheit, eure Mutter zu vergessen, die seit eurer Geburt bei euch ist, und völlig in der Liebe zu eurer Ehefrau aufzugehen, die in der Mitte eures Lebens kommt. Andere Beziehungen wie Söhne, Töchter, Enkelsöhne, Schwiegersöhne usw. entstehen ebenfalls in der Lebensmitte. Tatsächlich sind alle weltlichen Beziehungen vorübergehend; sie kommen und gehen gleich vorbeiziehenden Wolken. Solange ihr existiert, habt ihr eine Verbindung mit diesen Beziehungen. Wo ist diese Verbindung, wenn ihr selbst nicht da seid? Geht deshalb keine Beziehungen auf der Grundlage des Körpers ein. Vollzieht jedoch alle Aufgaben, die ihr auf der physischen und weltlichen Ebene durchzuführen habt, aufrichtig. Euer Verhalten sollte gut und eure Handlungen sollten ebenfalls gut sein. Vergesst nie eure Mutter; hütet ihre Form wie einen Schatz in eurem Herzen. Wir kommen vom Herzen unserer Mutter und die Mutter sollte immer in unserem Herzen sein. Deshalb verlässt eure Mutter euch niemals, noch solltet ihr sie verlassen. Mutter und Kinder sind auf immer miteinander vereint.

 

Du allein bist Vater und Mutter, Freund und Verwandter, Weisheit und Reichtum.

Wo immer ihr auch sein mögt, lasst euer Herz mit den Empfindungen der Liebe zu eurer Mutter erfüllt sein.

Einst kam Narasimha Murthy zu mir und sagte: „Meine Mutter ist gestorben.“ Ich fragte ihn: „Wer ist gestorben – deine Mutter oder ihr Körper?“ Dann sagte ich zu ihm: „Deine Mutter ist hier. Ich bin deine Mutter. Es ist der Körper, der stirbt. Der Körper gleicht einer Schaumblase auf dem Wasser. Körper kommen und gehen. Du solltest dir deshalb wegen des körperlichen Tods deiner Mutter keine Sorgen machen. Ich bin hier bei dir. Bitte mich um was auch immer du von deiner Mutter wolltest; ich werde es geben. Du solltest deshalb keine Trauer empfinden.“ Seither ist Narasimha Murthy bei mir. Ich gebe ihm, was immer er braucht. Mutter, Vater und andere Beziehungen sind vergänglich; sie kommen und gehen, kommen und gehen. Aber Gott kommt und geht nicht. Er ist immer gegenwärtig. Deshalb ist es Gott allein, der zu allen Zeiten gegenwärtig ist. Die gesamte Welt ist flüchtig und vergänglich. Wie viele Menschen wurden in diese Welt geboren? Sind sie jetzt alle hier? Der Tod kann auf jegliche Weise eintreten; er hat kein Vorzeichen und kein Symptom. Tod ist Tod. Selbst wenn irgendwelche Todessymptome sichtbar sind, sollten wir uns überhaupt nicht sorgen.

Zeigt eurer Mutter niemals Missachtung. Lasst sie niemals aufgrund eures Verhaltens Tränen vergießen. Sorgt dafür, dass sie immer glücklich ist. Ihr Glück wird euch alle guten Dinge im Leben bringen. Aber wir sollten uns bezüglich des Todes unserer Eltern keine Sorgen machen. Ich erwähnte kürzlich auch in meiner Ansprache in Bangalore, dass meine Mutter wie auch mein Vater beide vor mir erschienen. Sie lächelten, als sie mich sahen, und ich lächelte ebenfalls, als ich sie sah. Wir sollten uns freuen, wenn unsere Eltern lächeln. Kleine Kinder lächeln jeden an. Wenn sie lächeln, beginnen auch wir zu lächeln. Die Eltern sind wie kleine Kinder. Die Mutter liebt ihre Kinder immer. Deshalb sollten wir, was für eine hohe Stellung wir in unserem Leben auch ereichen mögen, unsere Eltern niemals missachten oder verachten. Betrachtet sie immer als Gott. Mutter ist Gott, Vater ist Gott. Deshalb heißt es:

Verehre deine Mutter, deinen Vater, deinen Lehrer und deinen Gast wie Gott.

Die Mutter schenkt euch euren Körper. Der Vater sorgt für die Mittel zur Ernährung und zum Wachstum des Körpers. Der Lehrer vermittelt euch Bildung und Gott gibt euch alles. Deshalb solltet ihr diese vier niemals vergessen und sie in eurem Herzen gleich einem Schatz bewahren. Mutter und Vater haben ihren Platz im Herzen des Menschen. Der Mensch sollte sie nicht vergessen, auch wenn er sich in großer Schwierigkeit befindet oder wegen etwas außer sich ist. Wer seine Eltern vergisst, kann kein Mensch sein. Wie könnt ihr ohne eure Eltern existieren? Sie sind die Samen eures Lebens, die Quelle eures Lebens auf der Erde. Deshalb sollten die Eltern in unserem Leben vorrangige Bedeutung haben. Selbst wenn ihr alt oder in großen Schwierigkeiten seid, solltet ihr euch bemühen, eure Eltern, soweit es in eurer Macht steht, glücklich zu machen. Ihr solltet sie speisen, sogar wenn ihr dafür betteln müsstet. Ertragt alle Mühen, um euch um sie zu kümmern. Erfüllt all ihre Wünsche. Dies wird dazu führen, dass eure eigenen Wünsche in Erfüllung gehen. Alles in dieser Welt ist Reaktion, Widerspiegelung und Echo. Keiner kann dem entgehen. Wenn ihr heute euren Eltern Schwierigkeiten bereitet, werden eure Kinder euch morgen Schwierigkeiten bereiten. Ohne große Verzögerung wird die Folge eurer Handlungen auf euch zurückkommen. Ihr könnt lieben, wen immer ihr wollt, aber vergesst eure Eltern nicht. So wie eure Eltern euch nicht vergessen haben, solltet auch ihr eure Eltern nicht vergessen.

Beziehungen wie Mutter, Vater, Brüder, Schwestern und Freunde sind nicht wirklich. Heim und Wohlstand sind ebenfalls eine Illusion. Seid euch dieser Wahrheit bewusst.

Ihr solltet euch immer an eure Eltern erinnern. Ihr solltet sie niemals vergessen. Aus diesem Grund bin ich direkt von Brindavan hierher gekommen. Zuvor dachten die Leute, der Easwarammatag würde in Kodaikanal gefeiert werden. Aber ich beschloss, er solle hier am 6. Mai in Puttaparthi stattfinden. Eine große Veranstaltung solle hier abgehalten und die Armen sollten glücklich gemacht werden, indem Kleider an sie verteilt und ihnen ausgiebig zu essen gegeben wird. Wo immer ich bin, führe ich diese Veranstaltung in derselben erhabenen Weise durch. Ihr solltet arme Menschen niemals ignorieren. Wir sollten immer an sie denken und ihnen helfen.

Aber manche Menschen, aus ihrer Verzweiflung und ihrem Ärger heraus, beschimpfen und verspotten sie. Das ist ein großer Fehler. Wenn ihr sie jetzt verspottet, wird es in der Zukunft auf euch zurückkommen. Ihr glaubt vielleicht, ihr würdet sie verspotten, aber tatsächlich verspottet ihr euch selbst. Verspottet oder beleidigt sie niemals. Liebt sie immer. Wenn ihr sie vor anderen kränkt, werdet auch ihr von anderen beleidigt werden. Ihr könnt der Reaktion, der Widerspiegelung und dem Widerhall nicht entgehen.

Schwierigkeiten kommen und gehen. Sogar der mächtige Rama musste bei der Trennung von seiner Ehefrau Sita wie ein gewöhnlicher Mensch weinen. Sogar die tapferen Pandavas mussten im Wald leben und Knollen und Blätter essen. Wie viel Macht und Stärke sie besaßen! Dennoch mussten sie im Wald leben und alle Schwierigkeiten ertragen. Warum? Sie wurden im Würfelspiel besiegt. Ähnlich wird das Schicksal all derer sein, die diesen schlechten Weg einschlagen. Glücksspiel ist überhaupt nicht gut. Genauso ist auch das Trinken von Alkohol nicht gut. Trunksucht führt dazu, dass man die Kontrolle über sich verliert. Unter dem Einfluss von Alkohol kann ein Betrunkener alles Mögliche sagen. Später, wenn er wieder zu Sinnen kommt, wird er es bereuen. Verlangen und Zorn sind die zwei dämonischen Eigenschaften. Erlaubt ihnen nie, euch nahe zu kommen. In einem Wutanfall könnten wir alles Mögliche aussprechen, ohne die Folgen davon zu bedenken. Aber wenn wir ein paar Minuten später in unsere normale Stimmungslage kommen, werden wir traurig feststellen: „Oh je, warum habe ich so geschimpft?“ Beseitigt deshalb als Erstes den Zorn. Rama tötete im Wald viele Dämonen und Dämoninnen, wegen ihrer üblen Eigenschaften des Verlangens und des Zorns. Um wen auch immer es sich handeln mag, ob Mann oder Frau, wenn er oder sie die schlechten Eigenschaften Verlangen und Zorn besitzt, sollten sie bestraft werden. Zorn und Verlangen sind für den Menschen sehr schlecht. Liebt Gott. Verehrt ihn und betet ihn an. Er ist euer Vater, eure Mutter und euer alles. Habt nur mit Gott eine Beziehung. Gott wird euch niemals verlassen. Er ist allgegenwärtig. All die weltlichen Menschen, die euch lieben, gleichen vorüberziehenden Wolken. Sie kommen und gehen. Aber Gott kommt und „wächst“. Liebt deshalb Gott und vertraut auf ihn. Nur wer Gott liebt, ist ein wahrer Mensch. (Swami ruft jetzt einen Jungen aus dem Iran zu sich, der Schüler in der Sri Sathya Sai Grundschule ist, und fordert ihn auf, vedische Mantren zu rezitieren). Seht, wie bezaubernd dieser Junge aus dem Iran die vedischen Mantren rezitiert hat! Er ist ein muslimischer Junge. In seinem Land ist es den Leuten nicht einmal gestattet, Ramas Namen in der Öffentlichkeit auszusprechen. Wenn ihr ihn nach seinem Namen fragt, wird er antworten: „Ich heiße Sathya.“ (Swami fragt diesen Jungen: „Wie heißt du? Wie heißen deine Eltern? Rezitiere die vedischen Mantren gut und lerne alle vedischen Mantren. Kennst du den Rigveda?“ Daraufhin rezitierte der Junge, unter dem Beifall der ganzen Versammlung, Rudram und Sri Sûktam in perfekter Intonation und Aussprache.)

Alles ist in den Veden enthalten. Die Essenz aller Religionen, wie Hinduismus, Islam und Christentum, ist in den Veden enthalten. Auch die Christen singen auf dieselbe Weise zum Ruhme Gottes. Sogar die Muslime preisen die fünf Elemente und verehren die Göttin des Wohlstandes. Demzufolge ist Gott einer für alle Religionen. Gott ist Einer. Unterschiede bestehen nur in den Namen. Muslime beten fünf Mal am Tag zu Gott. Hindus beten ebenfalls morgens und abends zu Gott. Wir sollten niemals behaupten, der Veda sei nur für die Hindus. Der Veda ist für alle. Das, was eins und universal ist, ist der Veda. Der Veda kann alle Arten des menschlichen Leidens lindern. Deshalb ist es für alle gut, die Veden zu lernen. Auch aus Amerika kommen viele Menschen hierher und lernen die Veden. In Russland und Deutschland rezitieren ebenfalls viele Menschen morgens und abends die vedischen Mantren. Da die Hindus die vedischen Mantren nicht rezitieren, vergessen sie sie. Niemand sollte die Veden vergessen. Veda und Vedanta sind wie eure Eltern. Wir sollten sie immer in Erinnerung behalten und niemals vergessen. Deshalb, Schüler und Studenten! Was immer ihr auch studieren mögt, ihr solltet Gott niemals vergessen. Nur dann könnt ihr Frieden erlangen. Die Leute sagen: „Ich will Frieden.“ Ohne Bhajans kann es keinen Frieden geben (Swami singt den Bhajan „Hari bhajana bina…“ und fährt mit seiner Ansprache fort).

Viele Leute führen um des Friedens willen Yajnas und Yagas [4] durch. Von wo könnt ihr Frieden bekommen? Er befindet sich nur in euch. Er kommt nicht von außen. Was von außen kommt, ist nur Zerstückelung (pieces, pieces, pieces). Friede (peace) kommt allein aus eurem Herzen. Um Frieden zu erlangen, solltet ihr Bhajans singen. Bhajan allein kann euch Frieden schenken.

Übersetzung der vom Aschram herausgegebenen gedruckten, englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V. 

[1] Der Swamis Mutter Easwaramma geweihte Festtag, der immer am 6. Mai, ihrem Todestag, gefeiert wird, Anm. d. Ü.

[2] Der frühere Vizekanzler von Swamis Universitäten, der derzeit mit zahlreichen anderen Projekten, u. a. Radio Sai, befasst ist, Anm. d. Ü.

[3] Einer der größten Philosophen Indiens, um 800 n. Chr., Hauptvertreter der Lehre des Advaita, der Nichtdualität.

[4] Rituelle Opferhandlungen.

 

 

Srimad Ramayana, 28.06.2008

 

Das siebentägige Rezitieren von Ramas göttlichem Namen wurde während der letzten Tage mit großer Freude und Hingabe durchgeführt. Ihr alle habt an diesem besonderen Ereignis teilgenommen. Die Priester, die das siebentägige Fest mit Hingabe und Ernsthaftigkeit gestalteten, und die Redner aus verschiedenen Bereichen, die daran teilnahmen, haben aus diesem Geschehen einen großen Erfolg gemacht. Settygaru [1], der diese Veranstaltung organisierte, hat dafür gesorgt, dass die Priester und Devotees verschiedene Annehmlichkeiten vorfanden, und dadurch alle glücklich gemacht.

Das ständige Denken an das Ramayana und das Preisen der Herrlichkeit des göttlichen Namens „Rama“ schenkt allen Glückseligkeit, Frieden und Wohlergehen. Es gibt zwei Wege, sich auf den göttlichen Namen zu besinnen und seine Herrlichkeit zu besingen: Das eine ist die individuelle, das andere die gemeinschaftliche spirituelle Disziplin. Von den beiden ist die kollektive spirituelle Disziplin die bessere. Es war Guru Nanak, der die Praxis des gemeinschaftlichen Singens zum Ruhme des göttlichen Namens eingeführt hat. Tatsächlich reicht das individuelle Rezitieren des göttlichen Namens nicht aus. Wenn Tausende von Menschen zusammenkommen und einstimmig die Herrlichkeit des göttlichen Namens besingen, werden die Gebete von wenigstens einem oder zweien das Göttliche mit Sicherheit bewegen. Deshalb ist es besser, der gemeinschaftlichen Methode zu folgen. Wo immer ihr seid, besingt als Gruppe die Herrlichkeit des göttlichen Namens Rama. Die Kontemplation von Ramas Namen schenkt Frieden und Glück. Es ist eine universelle spirituelle Disziplin.

Der Name Rama ist nicht auf eine spezifische Form beschränkt. Er wohnt in jedem Einzelnen als Atmarama. Dem Atman, der sich in jedem Einzelnen befindet, wird der Name Rama gegeben. Deshalb müssen alle, angefangen vom Kind bis zum Erwachsenen, die spirituelle Disziplin der unablässigen Besinnung auf Ramas Namen einhalten. Oft treffen wir sogar Blinde, die an Ramas Namen denken und ständig „Rama, Rama“ sagen. Allein der göttliche Name kann Frieden und Glück schenken. Nichts sonst, nicht einmal Reichtum und Besitz, kann Glück und Frieden bringen. Die ständige Besinnung auf den göttlichen Namen kann alle Sorgen beseitigen.

Geboren zu werden ist eine Sorge, auf der Erde zu leben ist eine Sorge, die Welt ist eine Quelle der Sorge, und ebenso der Tod. Alle Handlungen und Schwierigkeiten verursachen Sorgen. Hingabe an Shri Rama ist das Allheilmittel für alle Sorgen.

Besinnt euch deshalb, wann immer ihr euch von Sorgen umgeben seht, auf Ramas göttlichen Namen. Ramas Name lebt seit Äonen im Herzen der Menschen.

Im Tetrayuga wünschte sich König Dasharatha von Ayodhya Söhne, um den Fortbestand der Ikshvâku-Dynastie zu sichern. Er veranstaltete eine Opferhandlung namens Putrakâmyeshtiyaga und betete, er möge mit einem Sohn gesegnet werden. König Dasharatha hatte drei Ehefrauen – Kausalya, Sumitra und Kaikeyi. Er hatte bereits durch Kausalya eine Tochter namens Shanta, die er seinem Freund zur Adoption übergab. Diese Tochter ehelichte den Weisen Rishyashringa. Das Putrakâmyeshtiyaga wurde unter der Anleitung dieses Paares durchgeführt. Am Ende des Yagas stieg der Feuergott mit einem Gefäß, welches Payasam (heiligen Pudding) enthielt, aus der heiligen Opferstätte hervor. Er übergab Dasharatha das Gefäß, damit der Pudding gleichermaßen unter seinen drei Ehefrauen aufgeteilt würde. Kausalya und Kaikeyi nahmen freudig ihren Anteil am heiligen Pudding in Empfang und brachten ihn in ihre Andachtsräume. Beide freuten sich, denn sie dachten, der von ihnen zu gebärende Sohn würde Thronfolger von Ayodhya werden. Beider Ansprüche schienen gerechtfertigt, denn Kausalya war die älteste Königin, und Kaikeyis Vater wiederum hatte zurzeit von Kaikeyis Vermählung mit König Dasharatha ein Versprechen erhalten, dass der von ihr geborene Sohn König von Ayodhya werden würde. Entsprechend der Tradition der Ikshvâku-Sippe konnte Dasharatha sein Versprechen nicht brechen.

Sumitra jedoch hegte keinen derartigen Wunsch. Sie trug ihre Schale Pudding zur Terrasse und stellte sie auf die Brüstung, während sie ihr Haar in der Sonne trocknete. Sie war in einer nachdenklichen Stimmung und überlegte, dass es nichts brächte, den Pudding zu essen, denn im Gegensatz zu Kausalya und Kaikeyi hatte der von ihr zu gebärende Sohn kein Anrecht auf den Thron. Während sie auf diese Weise über die Zukunft nachsann, stieß ein Adler herab und trug die Schale mit dem heiligen Pudding hinweg. Sie war erschrocken und verstört, denn sie fürchtete die Zurechtweisung ihres Ehemanns wegen ihrer Nachlässigkeit. Sogleich eilte sie hinunter und berichtete Kausalya und Kaikeyi von dem Ereignis. Diese umarmten sie und trösteten sie mit den Worten: „Schwester, warum bist du so verstört? Wir drei sind eins und wir werden unseren Anteil Pudding mit dir teilen.“ Mit diesen Worten brachten sie ihre Schalen, gossen von jeder ihrer Schalen etwas Pudding in eine andere und gaben diese Sumitra. Damals herrschte, im Gegensatz zu heute, vollkommenes Einverständnis unter den Ehefrauen. So hatten all drei Königinnen ihre Schalen mit heiligem Pudding bereit, brachten sie zum Weisen Vasishtha und erhielten seinen Segen. Danach grüßten sie König Dasharatha ehrerbietig und nahmen glücklich den heiligen Pudding zu sich. Alle drei Königinnen wurden schwanger.

Zu gegebener Zeit gebar die älteste Königin Kausalya einen bezaubernden Jungen, dem der Name Rama gegeben wurde. Der universale Atman verkörperte sich im Leibe Kausalyas. Er wurde Rama genannt, das bedeutet, derjenige, der alle glücklich macht. Kaikeyi gebar ebenfalls einen Sohn, der Bharata genannt wurde. Sumitra hingegen gebar zwei Söhne, die Lakshmana und Shatrughna genannt wurden. Lakshmana wurde aus dem Anteil Pudding geboren, den Kausalya gegeben hatte, und Shatrughna aus dem Anteil, den Kaikeyi gegeben hatte. Deshalb folgte Lakshmana immer Rama, während Shatrughna Bharata folgte.

Sumitras zwei Söhne Lakshmana und Shatrughna weinten unablässig Tag und Nacht, ohne auch nur Essen zu sich zu nehmen. Sumitra konnte das Leid der Kinder nicht aushalten. Sie suchte den Weisen Vasishtha auf und schilderte ihm ihre missliche Lage. Der Weise schloss seine Augen und meditierte eine Weile. Seine yogische Schau befähigte ihn, die Wahrheit zu erkennen, und er erklärte Sumitra: „Weil du von dem heiligen Pudding gegessen hast, den Kausalya dir gab, hast du Lakshmana geboren, der ein Teil von Rama ist. Entsprechend ist Shatrughna aus dem Anteil Pudding geboren, den Kaikeyi dir gab. Also ist er ein Teil von Bharata. Lege Lakshmana an Ramas Seite und Shatrughna an Bharatas, dann werden sie friedlich ruhen.“ Sobald Sumitra das tat, beruhigten sich die Babys. Im Lauf der Jahre wuchsen die vier Brüder glücklich miteinander heran.

Nun zurück zu der Geschichte von dem Adler, der die Schale mit heiligem Pudding hochnahm, welche Sumitra, während sie ihr Haar in der Sonne trocknete, auf der Brüstung abgestellt hatte. Der Adler trug die Schale fort und ließ sie an einem Ort zu Boden fallen, wo Anjanadevi in einer bergigen Gegend meditierte. Sie hob die Schale auf und aß glücklich den darin enthaltenen heiligen Pudding. Als Folge davon gebar sie den großen Helden des Ramayana, nämlich Hanuman.

Als Rama und Lakshmana während ihrer Suche nach Sita durch das Rishyamukagebirge streiften, trat Hanuman, auf Anweisung Sugrivas, des Königs der Vanaras, an sie heran. Nachdem Hanuman sich nach dem Ziel ihrer Suche erkundigt hatte, brachte er sie zu Sugriva und stellte sie ihm vor. Er überredete Rama, für ihre Suche nach Sita um Sugrivas Freundschaft und Hilfe zu bitten. Der Eid einer immerwährenden Freundschaft wurde feierlich vor einem rituellen Feuer abgelegt. Dann brachte Sugriva ein in ein Tuch eingehülltes Bündel Juwelen, das Sita aus Ravanas fliegendem Gefährt (pushpakavimâna), welches sie nach Lanka brachte, geworfen hatte. Sugriva legte das Bündel vor Rama hin, damit dieser die Edelsteine als Sitas Eigentum identifiziere. Rama rief Lakshmana an seine Seite und forderte ihn auf, die Edelsteine zu identifizieren. Als Lakshmana die Juwelen erblickte, drückte er seine Unfähigkeit mit folgenden Worten aus: „Oh Rama, ich bitte dich um Verzeihung; ich kenne keine der Juwelen, welche Mutter Sita getragen hat. Ich kann jedoch ihre Fußkettchen identifizieren, da ich mich täglich vor ihren Füßen verneigte, um ihr meine Ehrerbietung zu erweisen.“

Als Rama und Sita sich in einer Einsiedelei aufhielten, die Lakshmana in der Panchavatigegend errichtet hatte, nahm eines Tages der Dämon Marica, auf Anweisung Ravanas, die Gestalt eines goldenen Rehs an und begann, in der Umgebung des Ashrams umherzustreifen. Das bezaubernde goldene Reh faszinierte Sita, und sie überredete Rama, es einzufangen und zum Ashram zu bringen, damit sie mit ihm spielen könne. Rama beschloss, entsprechend dem göttlichen Plan, ihre Bitte zu erfüllen; er wies jedoch Lakshmana an, zurückzubleiben und den Ashram und Sita in seiner Abwesenheit vor listigen Dämonen zu schützen. Als Rama das goldene Reh verfolgte, begab dieses sich tief in den Wald hinein. Schließlich hob Rama seinen Bogen und schoss einen tödlichen Pfeil auf das Reh ab. Marica, in der Tarnung des goldenen Rehs, fiel schließlich in seiner wahren Gestalt tot hin. Bevor er jedoch seinen letzten Atemzug tat, rief er, Ramas Stimme nachahmend, in Agonie aus: „Oh Sita, oh Lakshmana!“ Der Schrei erreichte Sitas und Lakshmanas Ohren. Als Sita den Schrei vernahm, flehte sie Lakshmana an, sich sogleich auf die Suche nach Rama zu machen.

Lakshmana wies Sita darauf hin, dass keine Gefahr Rama jemals etwas anhaben könne und dies alles der Plan von verschlagenen Dämonen sei. Sita war nicht überzeugt. Sie benutzte sogar scharfe Worte, die Lakshmana verletzten, um ihn zu zwingen, zu Ramas Rettung zu eilen. Selbstverständlich entsprach auch dies dem göttlichen Plan, der sich in der Zukunft entfalten würde. Da Lakshmana keine andere Möglichkeit blieb, willigte er schließlich ein sich auf die Suche nach Rama zu machen. Ehe er den Ashram verließ, zog er jedoch eine Linie um die Einsiedelei und bat Sita, unter keinen Umständen diese Linie zu überschreiten, so lange Rama und er nicht zum Ashram zurückgekehrt seien.

Sobald Lakshmana die Einsiedelei auf der Suche nach Rama verlassen hatte, näherte Ravana sich, als Rishi verkleidet, dem Ashram. Er stellte sich vor den Ashram und bat mit den Worten „Oh Mutter, gib mir Essen“ (bhavati bhiksham dehi) um Essen. Als Sita dies hörte, beschloss sie, ihm Essen zu geben. Sie brachte das Essen aus dem Inneren des Ashrams und versuchte, es Ravana zu geben, der hinter der von Lakshmana gezogenen Linie stand. Aber Ravana forderte, Sita solle näher kommen, die von Lakshmana gezogene Linie überschreiten und ihm das Essen reichen. Er tat, als könne er die Qualen des Hungers nicht länger ertragen. Schließlich gab Sita nach und überschritt die von Lakshmana gezogene Linie, um Ravana Almosen zu geben. In diesem Augenblick nahm Ravana seine wahre Gestalt an und entführte sie in seinem Gefährt.

Ravana brachte Sita nach Lanka und hielt sie unter einem Baum im Ashokavan gefangen. Dort beklagte Sita ihren unüberlegten Einfall, verrückt nach einem goldenen Reh gewesen zu sein. Sie erkannte die Folgen und jammerte: „Warum kam dieses sündige Tier in die Nähe unserer Einsiedelei? Warum entwickelte ich eine Faszination für das goldene Reh? Warum bat ich Rama, das Reh zu fangen und zu mir zu bringen?“ Was nützte all ihre Reue zu diesem Zeitpunkt? Sie fand sich in Lanka gefangen.

Ravana ließ Sita während ihrer Gefangenschaft im Ashokavana durch drei Frauen bewachen. Eine war Sarama, die Ehefrau von Vibhishana, Ravanas jüngerem Bruder. Die anderen beiden waren Ajata und Trijata, Saramas Töchter. Sie waren Sita gegenüber sehr verständnisvoll und versuchten sie aufzumuntern. Sita staunte darüber, dass auch in Lanka solch gute Menschen lebten. Tatsächlich konnte sie durch deren Schutz und trostreiche Worte ihre Drangsal tapfer ertragen. Obwohl Sita in Lanka gefangen war, wagte Ravana es nicht, sie anzufassen. Er wusste, er würde zu Asche werden, wenn er sie ohne ihre Zustimmung berührte. Er flehte sie ständig an, ihn zu akzeptieren. Als Ravana sich so weit erniedrigte, Rama zu verleumden und sie zu bedrohen, pflückte sie, ohne sein Gesicht auch nur anzuschauen, einen Grashalm und warf ihn mit den Worten vor ihn: „Du bist ein gemeiner Kerl. Du bist nicht einmal diesen Grashalm wert. Wie kannst du es wagen, Rama vor mir zu verunglimpfen, du widerlicher und lasterhafter Schurke!“

Sita hatte noch einen anderen Namen, nämlich Vaidehi, das bedeutet „jemand, der keine Anhaftung an den Körper hat“. König Janaka war ihr Ziehvater. Er zog sie liebevoll auf und gab sie Rama zur Frau. Die Geschichte des Ramayana enthält etliche innere und subtile Bedeutungen. Tatsächlich war Sita nicht Ramas Schwester, wie es in manchen Texten dargestellt wird. Wenn sie Ramas Schwester gewesen wäre, wie hätte König Janaka sie ihm dann als Braut geben können? Leider verstehen die Leute diese inneren Bedeutungen nicht.

In der Geschichte des Ramayana war Hanuman ein großer Held. In seiner heiligen Mission der Suche nach Sitas Aufenthaltsort, die in Lanka von Ravana gefangen gehalten wurde, führte er eine Armee von Vanaras an. Er war ein sehr intelligenter und treuer Diener Ramas. Er war eine Person mit edlen Eigenschaften und großer physischer Kraft. Was seine edlen

Eigenschaften und Stärke angeht, war er unvergleichlich. Tatsächlich wurde im Ramayana ein ganzes Kapitel, nämlich Sundarakanda, der Beschreibung seiner Qualitäten des Kopfes und des Herzens gewidmet. Als er zu seiner heiligen Mission aufbrach, Sita in der Stadt Lanka zu suchen, wurden ihm gewisse Merkmale zur Identifizierung Sitas mitgeteilt. Ihm wurde gesagt, Sita wäre eine Frau voll edler Eigenschaften und göttlicher Schönheit und sie würde nicht mit den Dämonenfrauen verkehren. Er suchte in jedem Winkel Lankas nach Sita, inklusive den inneren Gemächern des Palastes, wo Ravanas Königinnen und die Frauen lebten, die ihnen aufwarteten. Bei seiner Suche stieß er auf Frauen, die, unzureichend bekleidet und von Alkohol und Tanz berauscht, auf ihren Betten lagen. Aber diese obszönen Bilder ließen ihn völlig kalt, denn er konzentrierte sich immer auf Sitas Wesenszüge und ihre Vortrefflichkeit, die Rama ihm zuvor geschildert hatte. Seine extreme geistige Standhaftigkeit in so einer Umgebung zeugt von seinem wahren Zölibatszustand. In dieser Welt sind keine Parallelen zu Rama und seinem edlen Diener Hanuman zu finden. Beide sind einzigartig.

Die Jungen sangen gerade einen schönen Bhajan, „Rama Lakshmana Janaki, jai bolo Hanuman ki.“ Als sie diesen Bhajan sangen, nannten sie Hanumans Namen nach einer kurzen Pause, was Hanumans Bedeutung anzeigt. Nur wenn Personen wie Hanuman verehrt und ihren Qualitäten nachgeeifert wird, kann man gute Gedanken, gute Gewohnheiten, gute Eigenschaften und gutes Verhalten entwickeln. Es heißt, das Ziel von Bildung ist Charakter. Allein in Rama und Hanuman ist dieser erhabene Charakter zu finden. Denkt deshalb ständig an Rama und Hanuman und deren edle Eigenschaften. Die unterschiedlichen Namen wie Rama, Krishna, Hanuman, Shiva, Vishnu usw. repräsentieren das eine, alles durchdringende Göttliche. Gott ist Einer, nur die Namen und Formen unterscheiden sich.

Gold ist eines, nur die Schmuckstücke sind verschieden. Es gibt viele Religionen, doch Gott ist einer. Es gibt viele verschiedenfarbige Kühe, aber die Milch ist dieselbe.

Entsprechend ist Gott Einer, obwohl er mit verschiedenen Namen und Formen gerufen wird. Wenn verschiedene Leute aufgefordert werden, ihre Namen zu nennen, erwidern sie: „Ich bin Ramaiah“, „Ich bin Lakshmaiah“, „Ich bin Govindappa“ usw. Aber die wahre Antwort sollte lauten: „Ich bin Brahman (aham brahmâsmi).“ Es kann keine anderen Namen geben. Alle sind Verkörperungen des göttlichen Selbst. Der Atman hat keine Eigenschaften. Er ist formlos und eigenschaftslos.

Der Atman ist die Verkörperung ewiger Glückseligkeit (nityânanda), höchste Freude schenkend (paramasukhada), absolute Weisheit, jenseits der Gegensatzpaare, ausgedehnt und alldurchdringend wie der Himmel, das im großen Lehrsatz „tat tvam asi“ aufgezeigte Ziel, das Eine ohne ein Zweites, ewig, rein, unwandelbar, der Zeuge aller Funktionen des Intellekts, jenseits aller Befindlichkeiten von Geist und Gemüt und jenseits der drei Grundeigenschaften Reinheit, Leidenschaft und Trägheit.

Streng genommen hat Gott weder Name noch Form, obwohl es heißt,Gott inkarniert in menschlicher Form,. Er hat keine Geburt und keine Eigenschaften. Er ist formlos und eigenschaftslos. Wenn jemand euch fragt: „Wer bist du?“, solltet ihr antworten: „Ich bin Gott.“ Namen wie Ramaiah, Lakshmaiah usw. sind euch nur von euren Eltern nach eurer Geburt gegeben worden. Tatsächlich habt ihr keinen spezifischen Namen. Alle sind Verkörperungen des göttlichen Selbst. Ob ihr die Rolle von Ramaiah oder Krishnaiah spielt, wesensgemäß seid ihr dasselbe Göttliche Selbst. Nur die Rollen sind verschieden. Gott wohnt in jedem menschlichen Wesen – nein, jedes Lebewesen ist die Verkörperung des Atman! Ekatma sarvabhutanantharatma: Der eine Gott wohnt allen Menschen und allen Lebewesen inne. Namen und Formen scheinen verschieden zu sein. Ihr müsst festen Glauben

an die Einheit des Göttlichen entwickeln. Wem immer ihr begegnet, grüßt diese Person ehrerbietig. Ihr solltet sogar einen Bettler so grüßen. Der körperlichen Erscheinung nach mag er ein Bettler (beggar) sein, aber als Verkörperung des göttlichen Selbst ist er etwas Größeres (bigger). Entwickelt keinem Individuum gegenüber Hass. Betrachtet niemanden als euren Feind. In Wirklichkeit sind sie alle Widerspiegelungen eures eigenen göttlichen Selbst.

Jeder wiederholt „Ich, Ich.“ Jeder behauptet: „Dies ist mein Körper, mein Geist, mein Intellekt, mein Bewusstsein.“ Wer bin dann ich? Dieses Ich ist in seiner Essenz das Göttliche. Dasselbe Ich wird mit verschiedenen Namen bezeichnet. Das Symbol des Christentums, das Kreuz, symbolisiert das Durchkreuzen des individuellen Ego (ahamkâra). Wir sagen: „Ich kam hierher, ich gehe, ich komme“, usw. Was ist dieses Ich? Es repräsentiert das eine göttliche Selbst. Ihr müsst Ekâtmabhâva, das Empfinden des einen göttlichen Selbst, welches das gesamte Universum durchdringt, entwickeln. Das ist wahre Hingabe. Ihr solltet nicht zwischen Ich und Du unterscheiden. Jene, die Selbstverwirklichung erreichen wollen, müssen diese Unterscheidung ablegen. Sie müssen von dem Empfinden von Ich und Mein freiwerden. Wir sind alle eins. Alle sind eins, seid zu jedem gleich. Das ist die Essenz aller Philosophie. Seid glücklich.

Übersetzung der vom Aschram herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.
[1] Garu ist eine Silbe, die als Ehrenzeichen an den Namen angehängt wird, A. d. Ü.

 

 

Gurupûrnimâ, 18.07.2008

 

Durch die Kraft der Liebe dreht die Erde sich, ohne eine Achse zu haben. Die Kraft der Liebe lässt die Sterne am Himmel stehen, ohne dass sie zu Boden fallen. Es ist die Kraft der Liebe, die die Meere in ihren Grenzen hält, ohne dass sie die Erde überfluten. Durch die Kraft der Liebe lässt der Gott des Windes in allen Welten eine kühle Brise wehen. Diese mächtige Kraft der Liebe ist wahrhaft die atmische Kraft. Diese Kraft der Liebe ist wundervoll, unendlich, einzigartig und alldurchdringend. Die gesamte Schöpfung ist von Liebe erfüllt.

Ob ihr es selbstlose Liebe (prema), Wahrheit (satya) oder Ich (aham) nennt – all dies sind nur verschiedene Namen Gottes! Die Veden verkünden: „aham brahmâsmi – Ich bin Brahman.“ Wenn Gott seinen Namen enthüllte, würde er sagen: „aham brahmâsmi – Ich bin Brahman.“ Das ist sein wahrer Name.

Die gesamte Schöpfung ist aus der Wahrheit hervorgegangen, und die gesamte Schöpfung geht in die Wahrheit ein. Gibt es einen Platz im Universum, wo Wahrheit nicht gegenwärtig ist? Das gesamte Universum ist eine Manifestation des reinen Bewusstseins. Erkennt diese Wirklichkeit.

Gott ist die Quelle und der Erhalter aller Aktivitäten in dieser Welt. Das gesamte Universum bewegt sich gemäß seinem Göttlichen Willen und seiner Anweisung.

 

Shivraj Patil vertiefte sich einige Monate lang in die Bhagavadgita, und er verstand die Essenz der Gita. Schließlich verfasste er einen englischen Kommentar zur Bhagavadgita. Viele Leute schreiben vielerlei Bücher, aber der von Shivraj Patil verfasste Kommentar zur Gita ist ein einzigartiges Werk. Wann immer er die Gelegenheit hatte, Swami zu treffen, zeigte er ihm sein Werk, um zu überprüfen, ob die im Buch gegebenen Interpretationen korrekt sind oder nicht. Tatsächlich ist die Essenz der Bhagavadgita in diesem kleinen Buch enthalten. Die Gita hinterließ einen tiefen Eindruck in seinem Geist und er gab diese Impressionen in seinem Buch wundervoll wieder.

Heute ist Gurupûrnimâ. Was bedeutet das? Die Leute glauben, es sei ein Tag, an dem sie einem Guru oder einem Wandermönch oder einem Yogi oder einer großen Persönlichkeit etwas Geld schenken und ein Mantra von ihm erhalten. Das stimmt nicht.

Der Guru ist Brahma, der Guru ist Vishnu, der Guru ist Maheshvara, Der Guru ist wahrhaft das höchste Göttliche. Vor diesem Guru verneige ich mich.

Wer ist ein Guru? Der gerade erwähnte Vers behauptet, ein Guru sei wahrhaft Brahma, der Schöpfergott, Vishnu, der Erhalter, und Maheshvara, der Zerstörer und Auflöser. Dies sind die verschiedenen Facetten Gottes, und demzufolge bedeutet Guru Gott. Pûrnimâ, Vollmond, ist der Tag, an dem der makellos reine und fleckenlose Mond sein kühles, stetiges Licht auf die Welt ausstrahlt. Was immer mit reinem Herzen gesagt oder gelehrt wird, ist Gottes eigenes Wort. Die Menschen feiern Gurupûrnimâ als einen Gurupujatag – der Tag, an dem sie ihren Guru anbeten und ihm etwas Geld oder Geschenke darbringen, im Austausch für irgendein Mantra oder andere heilige Worte, die er sie lehrt. Tatsächlich ist das eigene Herz der eigene Guru. Was immer aus der Tiefe des eigenen Herzens kommt, ist die wirkliche Lehre des Gurus.

Ihr alle kennt die Geschichte von Ekalavya. Er suchte Dronacarya auf und bat ihn, er möge ihm das Bogenschießen beibringen. Dronacarya lehnte seine Bitte mit der Begründung ab, die heiligen Künste des Bogenschießens müssten einem tapferen Helden beigebracht werden und nicht einem herumwandernden Stammesjugendlichen, der Tiere jagt. Ekalavya jedoch betrachtete Dronacarya als seinen Guru und verankerte ihn in seinem Herzen. Obwohl Dronacarya ihm keinerlei Unterweisungen gab, machte er ein Tonbild seines Gurus und begann, dieses täglich zu verehren. Indem er ständig an Dronacarya als seinen Guru dachte, lernte er alle Fertigkeiten des Bogenschießens und wurde im Nu ein Experte darin.

Eines Tages spielten die Kaurava- und Pandavajungen in der Nähe eines Brunnens. Es geschah, dass Dronacarya gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn Ashvatthama diesen Weg entlangging. Er bemerkte, wie die Jungen unter großem Lärm immer wieder um den Brunnen herumliefen. Dronacarya näherte sich ihnen und fragte: „Meine lieben Jungen, was sucht ihr?“ Die Jungen antworteten, sie hätten mit einem Ball gespielt und dieser sei in den Brunnen gefallen. Da nahm Dronacarya einen Pfeil aus seinem Köcher und schoss ihn in den Brunnen. Er flog geradeaus und blieb im Ball stecken. Danach schoss er weitere Pfeile ab, einen nach dem anderen, und zog mithilfe der Kette von Pfeilen den Ball heraus. Die Jungen staunten über Dronacaryas Geschick und berichteten ihren Eltern von dem Vorfall. Daraufhin wurde Dronacarya von Bhismacarya zum königlichen Hof gerufen und zum Guru der Pandava- und Kauravajungen ernannt, um ihnen das Bogenschießen beizubringen.

Eines Tages gingen die Pandavas zusammen mit ihrem Guru Dronacarya auf einen Jagdausflug in einen Wald. Sie nahmen auch ein paar Jagdhunde mit. Einer der Hunde begann zu bellen. Sofort kam, von irgendjemandem von irgendwoher geschossen, ein Pfeil gleich einer Kugel angeflogen und blieb im Maul des Hundes stecken. Als sie nach der Person suchten, die den Pfeil geschossen hatte, trafen sie auf Ekalavya, der zugab, den Pfeil geschossen zu haben. Da erkannte Arjuna, dass Ekalavya die Technik des Shabdabhedi anwandte (einen Pfeil auf ein Ziel schießen, indem man die Richtung erahnt, aus der der Klang kommt).

Arjuna wurde eifersüchtig auf Ekalavyas außergewöhnliches Geschick im Bogenschießen, speziell seine Fertigkeit in der Technik des Shabdabhedi. Ekalavya verneigte sich vor Dronacarya, den er als seinen Guru betrachtete. Arjuna schaute, kochend vor Wut und Eifersucht, Dronacarya an und sagte: „Du hast mir versprochen, du würdest niemandem außer mir diese Technik des Shabdabhedi beibringen. Ich habe deinen Worten bedingungslos geglaubt.“ Dronacarya erwiderte: „Ich bin nicht Ekalavyas Guru noch habe ich ihm diese Technik beigebracht. Du kannst dich, wenn du es wünschst, bei ihm selbst dieser Tatsache versichern.“ Ekalavya wurde befragt. Er antwortete: „Es ist wahr, dass Dronacarya sich weigerte, mir das Bogenschießen beizubringen. Aber indem ich mich ständig auf ihn als meinen Guru besann, lernte ich Bogenschießen, inklusive der Technik des Shabdabhedi.“ Ekalavyas Antwort entfachte die Flammen der Eifersucht in Arjuna. Er wollte, dass es niemanden auf der Welt geben solle, der ihn in der Kunst des Bogenschießens übertreffe. Er wollte Ekalavya irgendwie unterwerfen und ihn machtlos machen. Deshalb stiftete er Guru Dronacarya dazu an, Ekalavya um Gurudakshina zu bitten (eine Gabe des Schülers an den Guru als Zeichen seiner Dankbarkeit für die Fähigkeiten, die er bei ihm lernte.)

Dronacarya beugte sich Arjunas Wünschen und fragte Ekalavya: „Welches Gurudakshina würdest du mir anbieten?“ Da unterbreitete Arjuna Dronacarya einen spitzfindigen Vorschlag mit den Worten: „Ekalavya hat dir soeben mitgeteilt, dass er seine Fertigkeiten von dir lernte, indem er dich als Guru ansah. Deshalb musst du es wiederum sein, der seine Bemühungen, im Bogenschießen hervorzustechen, vereitelt.“ Daraufhin forderte Dronacarya von seinem „Schüler“ Ekalavya ein ungewöhnliches Gurudakshina, und zwar, er solle ihm seinen rechten Daumen opfern. Sofort hieb Ekalavya seinen rechten Daumen ab und bot ihn Dronacarya als sein Gurudakshina an.

Da er seinem Guru seinen rechten Daumen opferte, konnte er nicht länger einen Bogen in seiner Hand halten. So wurde Ekalavyas Fertigkeit im Bogenschießen eingeschränkt und Arjunas Ego befriedigt.

Arjuna freute sich sehr, denn er wusste jetzt, dass es niemanden gab, der ihn im Bogenschießen, speziell in der Technik des Shabdabhedi, übertraf. Von dem Augenblick an rührte Ekalavya seinen Pfeil und seinen Bogen nie mehr an. Es tat ihm überhaupt nicht leid, dass er seine Fertigkeiten im Bogenschießen verloren hatte, er war vielmehr außerordentlich glücklich, weil er die Wünsche seines Gurus erfüllen konnte. So wurde ein großer Bogenschütze durch die Eifersucht eines anderen Bogenschützen dauerhaft unfähig gemacht. Arjuna spazierte mit dem aufgeblasenen Ego, er wäre unbesiegbar, umher.

Es ist möglich, dass die subtilen Bedeutungen mancher Verse in herausragenden Schriften, wie der Bhagavadgita, einem gelegentlich durch die innere Stimme, die aus dem eigenen Herzen kommt, enthüllt werden. Das ist in der Tat die echte Lehre. Shivraj Patil konnte durch seine tiefe Hingabe diese innere Quelle anzapfen und die Gita in andere Sprachen übersetzen. Aus diesem Grund wurde seine Übersetzung der Bhagavadgita ein großes Werk. Atmatattva, das Wesen des Selbst, kann erkannt werden, wenn es einem gelingt, das Empfinden von „ich“ und „mein“ abzulegen.

Viele Leute bemühen sich heutzutage, das Wesen des Selbst zu erkennen. Aber ihre Bemühungen bleiben erfolglos, da sie unfähig sind, sich vom Gefühl von „ich“ und „mein“ zu befreien. Diese sind tatsächlich die Hindernisse zur Selbstverwirklichung. Zuerst muss man das Ich- (Ego-)empfinden beseitigen. Dann wird die Erkenntnis zu euch kommen. Das religiöse Symbol des Christentums, das Kreuz, symbolisiert ebenfalls dieses Durchkreuzen des Ego. Die egozentrische Selbstbehauptung ist die Wurzel allen Leidens, aller Friedlosigkeit und aller Schwierigkeiten. Diese Wahrheit muss man erkennen. Das Gefühl von „mein“ muss ebenfalls aufgegeben werden. Wenn ein Lehrer das Gefühl entwickelt: Dies sind alles meine Schüler“, dann wird auch hier das Ego sein Haupt erheben. Deshalb sollte das Gefühl von „ich“ und „mein“ abgelegt werden. Nur dann kann das Wesen des Selbst erkannt werden.

Shivraj Patil kommt seit dreißig Jahren zu Swami. Das erste Mal hatte er Swamis Darshan im Haus von S. B. Chavan. Danach pflegten beide gemeinsam Swami zu besuchen, und dadurch entwickelte er intensive Hingabe zu Swami. Mittlerweile wurde Shivraj Patil Minister in der Regierung von Maharashthra. Danach zog er nach Delhi und wurde Minister in der Zentralregierung. Er hatte auch die Position des Sprechers im Abgeordnetenhaus (Lok Sabha) in Delhi inne. So stieg er im Leben mit Swamis Gnade und durch seine eigene harte Arbeit und Aufrichtigkeit auf. Er strebte im Leben nie nach irgendwelchen Positionen. Sogar als Swami ihn fragte, was er wolle, vermied er für gewöhnlich eine Antwort. Er verdiente sich als Minister in der Regierung einen sehr guten Ruf. Man hatte viel Vertrauen in ihn.

Man muss Glauben und Selbstvertrauen entwickeln. Selbstvertrauen führt zu Selbstzufriedenheit und Selbstaufopferung und schließlich zur Selbsterkenntnis. Die Bhagavadgita ist ein sehr heiliger Text. Sie ist wahrhaft der Atem Gottes. Als Erstes muss man Glauben entwickeln. Sogar Dämonen verehren Gott. Aber ihre Handlungen sind dämonisch. Man kann nur dann Frieden haben, wenn man Glauben an Gott entwickelt und all seine Handlungen Gott weiht. Ihr mögt viele Bücher und heilige Schriften studieren und sogar Vorlesungen über sie halten, aber es bringt nichts. Nur das, was ihr in die Tat umsetzt, wird ein Teil von euch werden.

Es gibt drei Stufen zur Selbstverwirklichung, nämlich Selbstvertrauen, Selbstzufriedenheit und Selbstaufopferung. Wo diese drei zusammenkommen, wird Vollständigkeit (pûrnatva, auch: Fülle, Erfülltsein, Ganzheit) sein. Pûrnimâ, der Tag des Vollmonds, ist dann, wenn der Mond fleckenlos ist und kühles Licht auf die Welt ergießt. Nur wenn Gedanke, Wort und Tat völlig übereinstimmen, ist es Wahrheit. Bloß den eigenen Gedanken Ausdruck zu geben und Vorträge über Prinzipien zu halten, ohne sie umzusetzen, gleicht leerer Rhetorik. Es kommt Falschheit gleich. Solch ein Mensch wird kein vollständiges Individuum werden. Shivraj Patil ist nicht so. Er erlebte die Wahrheit und gab seinen Gedanken in Gestalt eines Buches Ausdruck. Deshalb wurde sein Buch gerühmt und schenkte ihm große Genugtuung.

Ich erwarte von allen Schülern/Studenten, ihren Lehrern zu berichten, was sie von ihnen gelernt haben. Bloßes Lesen von Büchern bringt nichts. Zwischen Lehrern und Schülern muss eine enge Interaktion stattfinden. Eine solche Interaktion gleicht dem Zusammenkommen von positiv und negativ. Schüler/Studenten müssen eine innige Beziehung zu ihren Eltern entwickeln. Sie müssen ihre Eltern lieben und ihren Anweisungen gehorchen. Nur dann werden sie im Leben erfolgreich sein.

 Der letzte Vers der Bhagavadgita lautet:

Wo Krishna, der Herr des Yoga, und Arjuna, bewaffnet mit dem machtvollen Bogen, zusammenkommen, dort sind Wohlstand, Sieg, Ruhm und immerwährende Moral.

Die Essenz der Bhagavadgita ist in diesem einen Vers enthalten.

Heute hat Shivraj Patil durch seine Bhagavadgita-Übersetzung diese wunderbare und nektargleiche Botschaft zum Wohle aller aufgezeigt. Es ist unser gutes Los, so erhabene Werke zu entdecken. Die Leute schreiben verschiedene Bücher über mannigfaltige Themen; aber Bücher wie dieses sind selten. Wir sehen die Studenten zur Bibliothek gehen und die dort gestapelten Bücher lesen. Manche von ihnen entwickeln Interesse für spirituelle Bücher, einige andere hingegen lesen Romane. Manche Jungen stecken Romane zwischen ihre Lehrbücher oder spirituellen Bücher, die sie, völlig von ihnen vereinnahmt, lesen. Das ist nichts anderes, als andere, wie auch sich selbst, zu betrügen. Es ist nicht gut. Aus diesem Grund vermieden wir es bewusst, solche Bücher in unsere Bibliothek aufzunehmen. Ich bin sicher, unsere Jungen sind nicht an solchem Schund interessiert. Ihre Herzen sind rein und heilig. Unsere Jungen sind im Allgemeinen gut und anständig. Aber in ihrem Alter wird es hier und da ein paar Ablenkungen geben. Sie gleichen vorbeiziehenden Wolken. Die Schüler und Studenten sollten genügend geistige Stärke entwickeln, um sich von solchen Ablenkungen fern zu halten.

Ich wünsche, dass unsere Studenten ebenfalls gute Bücher über akademische und spirituelle Themen schreiben. (Swami rief einen ehemaligen Studenten namens Gauri Shankar herbei, der zurzeit als Fakultätsmitglied im Fachbereich Physik der Sri Sathya Sai Universität arbeitet, und stellte ihn dem Publikum vor). Dieser Junge wurde nach Ungarn eingeladen, um auf einer internationalen Konferenz, die dort vom Institut für Atomwissenschaft gehalten wird, ein Papier zu präsentieren. Das Institut wird all seine Ausgaben für die Reise und den Aufenthalt in Ungarn übernehmen. Dieser Junge ist von gutem Benehmen und hochgebildet. Ich wünsche, dass all unsere Studenten die Gelegenheit erhalten, von anderen Instituten und Universitäten in Indien und im Ausland eingeladen zu werden. Es wird mich sehr glücklich machen, euch an solchen Aktivitäten teilnehmen zu sehen. Ich bin sicher, dass eure Eltern sich ebenfalls freuen werden. Was immer ihr gelesen und gelernt habt, muss mit allen geteilt werden. Ihr habt heute mit angesehen, wie ein von Shivraj Patil geschriebenes Buch freigegeben wurde, das seine Eindrücke und seinen Kommentar zur Bhagavadgita enthält. Dieses Buch wird zweifellos für jeden interessant sein.

Zwei unserer Studentinnen der Anantapur-Universität erhielten jeweils in Englisch und Physik sehr gute Noten. Sie wurden, unter Übernahme aller Kosten, nach Amerika eingeladen. Eine solche akademische Vortrefflichkeit bringt unserem Institut Respekt. Ich freue mich.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books and Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

 © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Education Conference, Teil 1, 20.07.2008

 

Verkörperungen der Liebe!

Ich habe dem, was Michael Goldstein und der Präsident der gesamtindischen Sri Sathya Sai Seva Organisationen, Srinivasan, euch gesagt haben, nichts hinzuzufügen. Bildung und Erziehung sind nicht ein Bereich, über den jeder x-Beliebige sprechen sollte. Heutzutage ist

die Bildung äußerlicher und weltlich geworden. Millionen Menschen gehen in Indien dieser weltlichen Bildung nach. Auf welche Weise haben solche Menschen der Gesellschaft Nutzen und Gewinn gebracht? Alle sind nur mit ihren eigenen selbstsüchtigen Interessen befasst. Niemand kümmert sich um das öffentliche Interesse und Wohlergehen. Niemand macht sich Gedanken über die Beschaffenheit und den Zustand der Gesellschaft, oder darüber, welche Schwierigkeiten die Menschen durchmachen. Wenn sie in der Öffentlichkeit sprechen, ergehen sie sich in langen rhetorischen Ausführungen darüber, den Armen zu helfen, aber wenn es ums Handeln geht, ist von ihnen nichts zu sehen. Ihr alle wisst, in welchem Zustand sich die Welt heute befindet. Wo immer man hinschaut, sieht man Kummer und Leid. Frieden und Glück sind nirgendwo zu finden.

Jedes Land beansprucht Fortschritt und Erfolg in dem einen oder anderen Bereich. Diese Ansprüche sind wertlos, denn Friede und Glück sind nirgendwo zu finden. Wenn wir nach der Wahrheit forschen, entdecken wir, dass jedes Land enorme Schwierigkeiten hat und sich in der einen oder anderen Krise befindet. Keine Regierung bemüht sich ernsthaft, die Probleme der Armen zu verstehen. Es ist sehr schwierig zu entscheiden, wer arm und wer reich ist. In gewisser Hinsicht sind alle arm. Wer sind dann die Reichen? Jene sind reich, die das, was sie sagen, in die Tat umsetzen. Es heißt: Jene sind erhabene Seelen, bei denen Gedanken, Worte und Taten vollkommen übereinstimmen. Solche Menschen sind sehr selten. Tatsächlich fügen Länder wie Russland und Amerika, die für Supermächte gehalten werden, den ärmeren Ländern großen Schaden zu. Sie bereuen ihre Fehler noch nicht einmal. Sie sind unfähig zu erkennen, wie die Menschen der unterentwickelten Länder und der Entwicklungsländer leiden. Zum Beispiel erlebten die Menschen im Irak unsägliches Leid, aber niemand machte sich die Mühe, sich mit ihrem Leid zu befassen. Zweifellos gibt es in jedem Land Reiche und Arme. Seltsamerweise kümmert man sich um die Reichen und ihnen wird geholfen. Niemand kommt den Armen zu Hilfe oder steht ihnen bei. Deshalb sollten als Erstes die Armen und Unterdrückten beschützt werden.

Jeder Devotee muss Liebe und Mitgefühl kultivieren. Es heißt: Nur durch Opfer kann man Unsterblichkeit erlangen. Nur ein Mensch, der die Qualität des Opfergeistes besitzt, kann Glückseligkeit erfahren. Menschen mit dem egozentrischen Gefühl von „ich“ und „mein“ können im Leben niemals glücklich sein. Wo Ich-Empfinden ist, entsteht Ego. Jene, die das Gefühl von „mein“ und „mein Volk“ kultivieren, entwickeln Anhaftung. Man sollte niemals das Gefühl entwickeln, dass nur „mein Land“ erfolgreich sein soll. Man sollte eine umfassende Sichtweise entwickeln und beten: Loka samastâh sukhino bhavantu. – Möge die gesamte Welt glücklich sein.

Jene, die das engstirnige Gefühl von „ich und mein“ entwickeln, erleben viel Leid. Die Ursache ist die weltliche Bildung, die sie sich angeeignet haben. Weltliche Bildung reicht nicht über das eigene selbstsüchtige Interesse hinaus. Wir sollten alle lieben und allen dienen. Heutzutage haben die Reichen die „Furcht vor der Sünde“ und „Liebe zu Gott“verloren. Wenn ihr bloß diese beiden Qualitäten kultiviert, könnt ihr im Leben alles erreichen.

Wir müssen bis zu einem gewissen Ausmaß unser Eigeninteresse reduzieren. Man muss Selbstsucht nach und nach aufgeben. Wir müssen unsere Bildung und unsere Energien voll und ganz für das Wohl der Gesellschaft einsetzen. Wenn es keine armen Leute gibt, könnt ihr euch nicht einmal eures eigenen Essens sicher sein; denn es sind diese armen Leute, die sich in den Feldern und Fabriken plagen, um Getreide und Waren für den Verbrauch der Menschen in der Gesellschaft zu produzieren. Während die Reichen die Annehmlichkeiten des Lebens genießen, schuften die Armen, um Leib und Seele zusammenzuhalten. Jedes Individuum in einer Gesellschaft hat eigene Rechte, wie z.B. das Recht zu leben usw. Deshalb müssen wir uns auch um die armen Leute kümmern und sie mit dem Lebensnotwendigen versorgen. Da wir ihre Dienste nutzen, müssen wir ihnen wiederum dienen. Jene, die hochgebildet sind und Machtpositionen innehaben, sind heutzutage völlig von Selbstsucht durchdrungen. Nur sie legen eine niedrige Gesinnung an den Tag.

 

Alle wollen heute ihre selbstsüchtigen Interessen auf Kosten anderer durchsetzen. Niemand handelt aus reinem Herzen und in der guten Absicht, anderen zu helfen. Von einem Menschen wird erwartet, dass er die Eigenschaften der Wahrheit, des rechten Handelns, des Friedens, der Liebe und der Gewaltlosigkeit besitzt. Fehlen ihm diese Eigenschaften, ist er kein Mensch. Wie kann ein Mensch mit dämonischen Eigenschaften Mensch genannt werden? Man muss deshalb als erstes menschliche Eigenschaften kultivieren. Niemand besitzt ein Recht auf Genuss, wenn sein Mitmensch leidet. Alle sind Gottes Kinder. Wem immer ihr Leid zufügt, es wird euch beeinträchtigen. Ihr müsst deshalb euer Leben mit Hingabe zu Gott und Liebe zu allen Menschen führen.

Alle sollten vereint bleiben. Wo Einheit ist, wird Reinheit sein. Wo Reinheit ist, ist Göttlichkeit. Ihr müsst alle in eurem Leben diese drei Aspekte, Einheit, Reinheit und Göttlichkeit, im Auge behalten. Ihr solltet von den Schwierigkeiten und dem Leid anderer nicht unberührt bleiben. Behandelt ihr Leid wie euer eigenes. Der eine Gott wohnt im Herzen aller Menschen. – Ishvarah sarvabhûtânâm hrideshe. Gott befindet sich sogar in Ameisen und Mücken. In eurem Herzen sollte Mitgefühl sein. Aber dies ist heutzutage eine seltene Qualität geworden. Statt compassion (Mitgefühl) begegnen wir überall come-fashion (wörtl.: komm, Mode). Wie kann dann in der Gesellschaft Gleichheit vorherrschen? Zeigt wenigstens ein bisschen Menschlichkeit. Wer diese menschliche Eigenschaft besitzt, wird ein Mensch mit mitfühlendem Herzen im wahren Sinn des Wortes werden.

Verlangen, Zorn, Hass, Eifersucht, Stolz usw. sind tierische Eigenschaften. Der wahre Wohlstand eines Menschen liegt in edlen Eigenschaften wie Liebe, Mitgefühl, Rechtschaffenheit, Opfergeist und Wahrhaftigkeit. Nur wenn jemand diese menschlichen Eigenschaften besitzt, kann er als Mensch betrachtet werden. Leider sind heutzutage die Menschen nur der Form nach Menschen, aber ihre Eigenschaften sind jene von Tieren. Nicht die Erscheinungsform, sondern die Eigenschaften sind wichtig.

Ihr könnt nicht wissen, wann ihr Schwierigkeiten begegnet. Jede Handlung hat ihre Reaktion, ihren Widerhall und ihr Echo. Wenn ihr andere verletzt, wird das mit Sicherheit eine Reaktion hervorrufen. Nur wenn ihr diese Wahrheit erkennt und euch dementsprechend verhaltet, könnt ihr wirklich Mensch genannt werden. Sprecht mit irgendeinem Schüler unserer Institutionen: Sogar die Kinder der Grundschule werden euch die menschlichen Eigenschaften sehr klar erläutern. Deshalb müssen die menschlichen Werte schon von Kindheit an kultiviert werden. Die Jungen und Mädchen sollten in menschlichen Werten wachsen. Sogar Erwachsene können von solchen Schülern lernen.

Nun zur Wahrheit. Woher kam Wahrheit? Sie ist weder aus der Erde gesprossen noch vom Himmel herabgestiegen. Ihr Ursprung ist nicht Nord, Süd, Ost oder West. Wahrheit ist unerschütterlich im eigenen Herzen verankert. Wenn ihr euer inneres Sehvermögen entwickelt, könnt ihr dort die Wahrheit erkennen. Wo Wahrheit ist, ist Rechtschaffenheit. Wenn Wahrheit und Rechtschaffenheit zusammentreffen, strömt Liebe aus dem Herzen hervor. Aus Liebe kommt Frieden. Wenn Frieden und Liebe Hand in Hand gehen, herrscht Gewaltlosigkeit. Wir müssen die wechselseitige Beziehung zwischen den fünf menschlichen Werten, nämlich Wahrheit, Rechtschaffenheit, Liebe, Frieden und Gewaltlosigkeit, verstehen. All diese menschlichen Werte sind unserem eigenen inneren Wesen eingebettet.

Der Mensch ist wahrhaft Gott. Aus diesem Grund wird Gott in menschlicher Form dargestellt. Wenn Gott seine wahre Identität enthüllte, würde er erklären: Ich bin Brahman. Er würde nicht sagen: „Ich bin Soundso.“ Alle individuellen Namen wurden nur dem menschlichen Körper durch die Eltern gegeben . Sie sind nicht gottgegeben. Gott hat nur ein Geschenk gegeben, das ist der Atman.Das eine göttliche Selbst (Atman) durchdringt alle Wesen. Beobachtet die Ameisen, wie sie sich in einer Reihe hinauf- und hinunterbewegen. Währenddessen grüßen sie einander freudig. Wenn eine Kuh ein Kalb geboren hat, schließt sie sich nicht der Kuhherde an und lässt das junge Kalb allein. Sogar aus der Entfernung erkennt die Kuh den Ruf des Kalbes, das „Amba, Amba“ ruft, und die Mutterkuh reagiert. Derart ist die Beziehung unter Tieren und sogar zwischen Vögeln.

Im Ramayana beobachtete ein Jäger, wie zwei Vögel auf einem Baum fröhlich ihre Zeit miteinander verbrachten. Der Jäger schoss einen Pfeil ab und tötete das Männchen. Unfähig, die Trennung von ihrem Geliebten zu ertragen, starb auch das Weibchen kurz darauf. Der Weise Valmiki, der diese pathetische Szene miterlebte, sagte, ohne es selbst zu wissen, einen Vers (shloka) auf, der spontan aus seinem Mund hervorging. Dieser Schmerz (soka) wurde die Inspiration für das große Epos Ramayana. So lieben auch die Vögel und Tiere einander. Wie kann dann ein Mensch diese edle Eigenschaft der Liebe verlieren? Heutzutage gibt es vieles, was ein Mensch von Vögeln, Tieren, sogar wilden Tieren, lernen kann. Aber der Mensch ist nicht im Geringsten daran interessiert, diese Lektionen zu lernen.

Ich lehre seit Jahrzehnten viel Gutes; aber ihr hört nicht zu. Auch wenn ihr zuhört, setzt ihr es nicht um. Wenn jemand euch beschimpft, seid ihr gekränkt. Wisst ihr nicht, dass er dasselbe empfindet, wenn ihr ihn beschimpft? Lob oder Kritik, behandelt sie alle als Teil des göttlichen Spiels. Wenn ihr diesen Gleichmut entwickelt, werdet ihr im Leben vorankommen. Heute sind sogar reiche Leute verrückt nach Geld, aber für Gott zeigen sie nicht dieselbe Begeisterung. Die Menschen haben das Selbstvertrauen völlig verloren. „Wo ist der Atman? Was ist der Atman?“ Die Leute stellen hundertundeine Fragen. Sie begreifen überhaupt nicht, dass der Atman, über den sie Fragen stellen, sehr wohl in ihnen ist.

Die Leute sagen: „Dies ist mein Taschentuch.“ Das bedeutet, ich und das Taschentuch sind getrennt voneinander. Wenn ihr „mein Körper“ sagt, heißt das entsprechend, dass ihr vom Körper verschieden seid. Was ist dieses „Mein“? Ihr behauptet: „Dies gehört mir.“ Aber wer bist du? Ihr erkennt nicht die Wahrheit über euch selbst. Wenn ihr euch selber kennt, ist das so, als ob ihr alles kennt. Wenn ihr euch selbst nicht kennt, könnt ihr andere nicht kennen. Setzt euch deshalb still und ruhig und in eine Ecke und versucht, das Wesen eures Selbst zu erforschen. Das ist wahre Meditation. Meditation bedeutet nicht, über Gott zu kontemplieren. Kennt zuerst euch selbst. Gott ist in euch, bei euch, um euch herum, über euch und unter euch. Ihr seid Gott. Wann immer jemand fragt: „Wer bist du?“, antwortet: „Ich bin Gott.“ Sagt nicht: „Ich bin soundso.“ Wie glücklich werdet ihr sein, wenn ihr euch als Gott betrachtet! Sogar jene, die eurer Antwort lauschen, werden Glück empfinden.

Bildung bedeutet nicht nur die Vermittlung von Wissen. Wir lernen viele Dinge aus den Lehrbüchern, sind aber vielleicht nicht fähig, ihre wahre Bedeutung zu verstehen. Fragt als Erstes euch selbst: „Wer bin ich? Wer bin ich? Wer bin ich?“ Dann werdet ihr die wirkliche Antwort erhalten. Bist du der Geist, oder der Intellekt, oder die Psyche, oder das Ego, oder der Körper? Ihr seid keines von diesen. Körper, Geist, Intellekt usw., sie alle sind zweifellos Gaben Gottes. Ihr müsst diese selbstverständlich achten und wertschätzen. Es genügt nicht, verschiedene Schriften zu lesen und glücklich und zufrieden zu sein, weil ihr umfangreiches Wissen erlangt habt. Gestern kam ein Junge zu mir und teilte mir mit: „Swami, ich habe die Sri Shirdi Sai Satcharitra gelesen (parayana, in dem Fall das rituelle Lesen heiliger Bücher in einem bestimmten Zeitabschnitt)“. Als ich ihn fragte, ob er das Buch ganz gelesen habe, antwortete er, er habe das Buch vollständig gelesen, ohne auch nur einen Buchstaben auszulassen. Dann fragte ich: „Wie viele Lehren Babas, die in dem Buch stehen, setzt du in die Tat um?“ Er erwiderte: „Keine, Swami.“ Wozu dann all dies Lesen? Um Seiten umzublättern? Nein, keinesfalls. In eurem Herzen sollte eine Wandlung geschehen. Nur dann wird euer Lesen heiliger Schriften geheiligt sein.

Devotees üben sich in verschiedenen Arten spiritueller Disziplin. Aber es sind keine wahren spirituellen Disziplinen. Wenn ihr die Wirklichkeit schauen wollt, müsst ihr eine innere Sicht entwickeln. Wenn ihr eure Augen öffnet und die äußere Welt anschaut, werdet ihr viele Köpfe sehen. Schließt hingegen eure Augen und schaut in euch selbst hinein. Dann werdet ihr niemand anderen als euch selbst sehen. Entwickelt deshalb das innere Sehvermögen. Wenn ihr euch erforscht: „Wer bin ich?“, kommt sofort von innen die Antwort: „Ich bin Ich.“ Das ist die richtige Antwort. Die Leute behaupten: „Ich bin Soundso, ich bin ein Amerikaner usw.“ Das sind nicht die richtigen Antworten auf die Frage: „Wer bin ich?“ Dies sind äußere Namen zur Identifizierung in der äußeren Welt, sie sind nicht wichtig. Was wichtig ist, ist Selbsterforschung. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen.

Goldstein und Srinivasan, die zuvor sprachen, priesen Bildung. Was sie sagten, bezog sich auf weltliche Bildung. Ich stimme nicht zu. Es sollte sich auf euch beziehen. Nur dann kann das Konzept von „Ich bin Ich“ verwirklicht werden. Morgen werde ich auf einige eurer Fragen, die euch in eurem täglichen Leben beschäftigen, Antworten geben. Ich bin sicher, dass ihr sehr bald das Göttliche erkennen werdet. Ich will nicht über weltliche Bildung sprechen. Das tun alle. Bücher zu lesen und sich weltliches Wissen anzueignen, ist nichts Großartiges. Es ist nur Buchwissen. Ihr müsst die Kenntnis eures eigenen Selbst (inneres Wesen) erlangen. Das ist wahres Wissen, welches unwandelbar und ewig ist. Es gibt nur eine Wahrheit, keine zwei. Wahrheit ist Gott. Rechtschaffenheit ist Gott. Frieden ist Gott. Liebe ist Gott. Wisst folgendes: Liebe ist Gott; lebt in Liebe. Wenn ihr diese selbstlose, göttliche Liebe kultiviert, könnt ihr im Leben alles erreichen.

Gott ist Einer, das Ziel ist eines. Wenn ihr festen Glauben an diese Maxime entwickelt, könnt ihr alles verstehen. Eure Erfahrungen und Freuden in dieser materiellen Welt sind nicht wichtig; sie sind nicht wahr. Hinter diesen vergänglichen Erfahrungen gibt es einige ewige Werte, die kultiviert, und einige menschliche Eigenschaften, die entwickelt werden müssen. Diese Werte und Eigenschaften müssen sich von innen, nicht aus der äußeren Welt, manifestieren. Das ist Educare. Educare bedeutet, die verborgenen Eigenschaften und Werte aus dem Kern unseres inneren Wesens hervorzubringen. Die Bücher, die ihr in der äußeren Welt lest, beziehen sich auf Bildung (education), aber dies ist Educare. Was heute gebraucht wird, ist Educare. Wenn die Menschen Educare entwickeln, werden alle vereint sein.

Glaubt mir – in ungefähr 25 bis 30 Jahren wird die gesamte Welt vereint sein. Es wird nur eine Kaste, eine Religion und einen Gott geben. Diese Einheit ist vonnöten. Heute herrschen zwischen Individuen Verschiedenheiten auf der Basis von Kaste/Schicht, Religion, Sprache, Nation usw. Solche Unterschiede sollten verschwinden und Einheit vorherrschen. Die Veden haben diese Einheit in der Aussage: Es gibt nur eine Wahrheit, aber die Weisen bezeichnen sie auf verschiedene Weise, hervorgehoben. Das ist die wirkliche Welt, die wir uns vorstellen.

Ich habe heute lange gesprochen und viel Zeit in Anspruch genommen. Morgen werde ich in Ruhe all eure Zweifel klären.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books and Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.  

 © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Education Conference, Teil 2, 21.07.2008

 

Jemand kann ein kluger Mensch werden, indem er sich alle Arten von Wissen aneignet. Doch sein eigenes Selbst erkennt er, der Tor, so nicht! Auch wenn ein niedrig gesinnter Mensch alles Wissen erlangt, kann er seine schlechten Eigenschaften nicht aufgeben! Je gebildeter ein Mensch ist, desto mehr ergeht er sich in Diskussionen. Er kann niemals wahre Weisheit erlangen. Warum sollte man allen Arten von Bildung nachgehen und so den eigenen Untergang herbeiführen? Man muss die Bildung suchen, die zur Unsterblichkeit führt.

Ohne Umsetzung wird Bildung, wie umfangreich sie auch sein mag, niemals irgendeinem Zweck dienen. Auch wenn jemand hohe akademische Grade und Titel erlangt hat, kann er dennoch nicht als gebildete Person bezeichnet werden. Bildung und praktisches Wissen sind verschieden. Deshalb muss man das, was man in einer Bildungseinrichtung gelernt hat, in die Tat umsetzen. Heute gehören die Hochgebildeten in die Kategorie der Unwissenden (ajnâni). Die Kinder ahmen sie heutzutage nach und treten in ihre Fußstapfen.

 (Swami beantwortet dann einige Fragen, die die Delegierten gestellt hatten).

 Erste Frage: Welche Verbindung sollten Schüler/Studenten zu Gott haben?

Antwort: Gott ist nicht von euch getrennt. Er ist in euch, bei euch, um euch herum, hinter euch und vor euch. Man muss Liebe zu Gott entwickeln und ein unzertrennbares Band der Liebe zu Gott haben. Die Beziehung zu Gott ist nicht körperlicher Natur. Man muss das Gefühl entwickeln, dass Gott und man selbst ein und dasselbe sind, und dass Gott in einem ist.

Zweite Frage: Welches sind die äußeren Zeichen der spirituellen Transformation, die in einem Devotee stattfindet?

Antwort: Man muss vor allem sich selbst erforschen, ob man unerschütterlichen Glauben an Gott oder eine flüchtige, weltliche Beziehung zu Gott hat. Wenn man darüber Klarheit gewonnen hat, muss man unerschütterlichen Glauben entwickeln und sicherstellen, dass man sein Leben in einer Haltung völligen Gleichmuts in Freude wie Leid führt. Tatsächlich gibt es keine besonderen Anzeichen der spirituellen Transformation, die in einem Einzelnen geschieht. Möglicherweise erscheinen gelegentlich einige Zeichen äußerlich und in Träumen, oder man stellt vielleicht eine Verbindung von sich zur Stimme Gottes her. Jedenfalls muss jeder Einzelne selbst beobachten, ob seine Hingabe zunimmt oder abnimmt. Alles hängt vom eigenen Glauben an Gott ab.

Dritte Frage: Welche Eigenschaften werden von einem Lehrer im Sathya Sai Bildungs- und Erziehungssystem erwartet?

Antwort: Die Lehrer sollten den Kindern nicht freie Hand lassen. Sie sollten die Kinder durch freundliche und gute Worte angemessen kontrollieren und dabei die Ziele und Bestrebungen der Schüler im Auge behalten. Nur weil sie eure Schüler sind, solltet ihr sie nicht unbeaufsichtigt lassen. Selbst wenn ihr ihnen etwas Freiheit lasst, solltet ihr sie gelegentlich bremsen und, falls nötig, auch bestrafen. Eine solche Bestrafung ist als Warnung für die Schüler gedacht, sich richtig zu verhalten.

Vierte Frage: Welche Rolle nimmt der Lehrer im Sathya Sai Bildungs- und Erziehungssystem ein? Wie sollte er Disziplin durchsetzen?

Antwort: Der Lehrer sollte Lehrer sein und der Schüler Schüler. Beide haben ihre Rolle und Verantwortlichkeiten. Der Lehrer trägt insbesondere die Verantwortung dafür, die rechte Atmosphäre im Klassenzimmer zu gewährleisten und zugleich dafür zu sorgen, dass die Schüler glücklich sind.

Fünfte Frage: Welche Bemühungen soll ein Lehrer unternehmen, um ein Vorbild in menschlichen Werten zu werden?

Antwort: Das ist eine sehr wichtige Frage. Nur wenn ein Lehrer sich seinen Schülern gegenüber richtig verhält, eifern sie seinen Qualitäten nach. Was ihr den Schülern verbietet, solltet ihr nicht selber tun. Auch sollten, was das Essen angeht, Lehrer und Schüler dasselbe Essen zu sich nehmen. Ihr verbietet den Schülern, Fleisch zu essen und esst selber Fleisch und Fisch! Ein solches Verhalten ist sehr schlecht für die Entwicklung einer harmonischen Beziehung zwischen Lehrern und Schülern. Was ihr den Schülern beibringt, befolgt zuerst selbst. Der Lehrer sollte sich nicht verantwortungslos verhalten und denken, die Schüler hätten nicht das Recht, ihn in Frage zu stellen. Er sollte sich in seinem Umgang mit den Schülern demütig und wachsam verhalten. Er sollte die Studenten mit Liebe hüten und erziehen. Eine andere Frage bezieht sich auf seinen Umgang mit Schülern in Schulen mit Gemeinschaftserziehung. Der Lehrer sollte besonders achtsam sein, was seine Beziehungen zu Schülerinnen/Studentinnen angeht. Er sollte sie liebe- und respektvoll wie seine Schwestern behandeln. Nur dann wird ihr Charakter geformt werden. Von einem Lehrer wird erwartet, dass er anderen durch sein Verhalten ein Vorbild ist.

Sechste Frage: Wie sollten die Eltern in die Erziehung der Kinder involviert sein?

Antwort: Die Eltern sollten ihre familiären Probleme nicht vor den Kindern diskutieren. Sie sollten diese Probleme untereinander austragen und dafür sorgen, dass die Kinder glücklich und auf ihre Ausbildung ausgerichtet sind. Statt dass die Kinder mit dem Finger auf die Eltern zeigen, sollten diese ihren Kindern im Verhalten und Benehmen ein Beispiel sein. Die Schüler/Studenten sollten ihren Eltern keinerlei Mühe verursachen. Sie sollten ihren Eltern gegenüber Dankbarkeit dafür entwickeln, dass sie sie unter Schwierigkeiten aufgezogen und dabei ihr eigenes Wohlergehen geopfert haben. Auch nach ihrer Heirat sollten sie ihre Eltern nicht vernachlässigen und denken: „Mir und meiner Familie geht es gut. Was geht es mich an, wenn meine Eltern leiden?“ Nur ungebildete Dummköpfe verhalten sich so. Gebildete Menschen sollten so eine Einstellung nicht entwickeln. Ihr müsst euren Eltern dienen und dafür sorgen, dass sie glücklich sind. Ihr solltet ihre Bedürfnisse erfüllen. Es ist die Aufgabe der Kinder, ihre Eltern glücklich zu machen.

Heutzutage schließen die Schüler und Studenten Freundschaft mit schlechten Charakteren. Sage mir, mit wem du zusammen bist, und ich sage dir, was du bist. Wenn ihr euch schlechter Gesellschaft anschließt, werdet ihr ebenfalls verdorben. Heute herrscht zwischen Eltern und Kindern viel Streit. Die Wünsche und Ziele der Eltern und Kinder sind einander entgegengesetzt. Wenn ihr euren Vorlieben nachgeht, was ist dann mit denen eurer Eltern? Ihr könnt eure Ambitionen erfüllen und dabei die Erwartungen eurer Eltern mit berücksichtigen. Für eure eigene Zufriedenheit zu sorgen und eure Eltern unglücklich zu machen, ist reine Selbstsucht. Das ziemt sich nicht für einen Sohn.

Die Eltern sollten solche Kinder angemessen in Schranken halten. Sie sollten ihren Kindern erklären: „Heute bist du verheiratet und führst ein Familienleben. Aber wir waren von Beginn an bei dir. Mache uns glücklich. Es ist deine Pflicht.“ Sich von den Eltern zu verabschieden und einen eigenen Haushalt zu gründen, ist Selbstsucht. Nur weil diese Selbstsucht in jüngster Zeit zunimmt, ist die Beziehung zwischen Eltern und Kindern angespannt.

Ich will noch einen anderen Aspekt hervorheben: Ihr solltet euch nicht in Angelegenheiten einmischen, die euch nicht betreffen. Durch den Einfluss der modernen Zeiten neigen die Kinder dazu, sich von ihren Eltern zu lösen. In solchen Situationen schlagen die Wellen hoch und Spannungen bauen sich auf. Ihr müsst deshalb euren Zorn in gewissem Maß beherrschen. Haltet inne und fragt euch: „Muss ich meinen Zorn an meinen Eltern auslassen? Ist das richtig?“ Ihr solltet eure alten Eltern nicht durch unverschämtes Benehmen zum Weinen bringen. Wenn ihr sie hingegen glücklich macht, werdet auch ihr glücklich sein.

Der Balvikas-Unterricht ist für die Kinder sehr wichtig. Den Balvikas-Kindern und jenen, die in EMW ausgebildet werden, sollte Meditation beigebracht werden. Die Eltern sollten sich vor allem der menschlichen Werte bewusst werden. Sie sollten den menschlichen Werten wortgetreu und sinngemäß folgen. Wie könnt ihr von den Kindern erwarten, dass sie die menschlichen Werte praktizieren, wenn ihr selbst ihnen nicht folgt? Setzt durch euer Praktizieren der menschlichen Werte ein Beispiel. Heutzutage sind die Eltern vielbeschäftigt und haben keine Zeit für ihre Familie und Kinder. Wenn beide Eltern ins Büro gehen, was geschieht dann mit den Kindern? Wer wird sich um sie kümmern? Vor einigen Jahren verfasste ich ein Gedicht über die dramatische Lage der Kinder und Familien in solchen Situationen:

Wenn die Frauen arbeiten gehen, wer kümmert sich dann um das Heim? Wenn Ehemann und Ehefrau ins Büro gehen, wer verrichtet die Hausarbeit? Wenn die Frauen in den Schulen die Kinder anderer unterrichten, wer unterrichtet dann ihre eigenen Kinder? Wenn Frauen so wie Männer arbeiten gehen, wer kocht dann das Essen in der Küche? Geldverdienen löst vielleicht einige finanzielle Probleme, aber wie kann es die Probleme zuhause lösen? Frauen können arbeiten und Geld verdienen, aber wenn sie ihr Heim vernachlässigen, werden sie nicht glücklich sein.

Um ihren Haushalt führen zu können, sind sie von Köchen und Dienstmädchen abhängig. Das wird dem Ruf der Familie schaden. Ihr dürft deshalb nur dann eine Anstellung annehmen, wenn ihr das reibungslose Funktionieren des Haushalts sichergestellt habt. Ihr könnt natürlich einen Job annehmen, vorausgesetzt, die Kinder sind gut versorgt. Nicht einmal die Männer begreifen diese Situation. Manche Menschen verbringen ihre Zeit damit, Zeitung zu lesen und fernzusehen, wenn sie vom Büro nach Hause kommen. Andere gehen in den Club und spielen Karten. Sie machen sich keine Gedanken über ihre Familie und Kinder.

Wie können sie für eine gute Atmosphäre im Haus und die Erziehung der Kinder sorgen? Wenn die Kinder nicht gut lernen, ist es nicht deren Fehler. Den Eltern ist die Schuld für diese Situation zu geben. Bleibt zuhause und kümmert euch angemessen um eure Kinder. Das ist das wahre „Einkommen“ der Familie. Wenn ihr hingegen nach draußen geht, um ein paar tausend (Rupien) zu verdienen und eure Kinder vernachlässigt, werdet ihr zu selbstsüchtigen Eltern. Wenn eure Kinder verdorben werden, müsst ihr es später bereuen. Es ist deshalb die vorrangige Pflicht der Eltern, die Kinder in einer guten Atmosphäre aufzuziehen.

Alle müssen den menschlichen Werten freiwillig folgen. Niemand kann sie von oben aufzwingen. Wenn die Menschen ihre Arbeit in ihren jeweiligen Berufen, wie Polizei, Ärzte, Krankenschwestern usw. ehrlich und integer ausführen würden, wären in der Gesellschaft keine Probleme entstanden. Leider ist dies heute nicht der Fall. Die Kinder leiden aufgrund der Fehler der Eltern. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass die Kinder glücklich sind und in einer gesunden Umgebung aufwachsen. Ihr solltet ihnen nicht erlauben, bis acht Uhr zu schlafen. Ihr müsst sie um fünf Uhr aufwecken. Leider stehen heutzutage nicht einmal die Eltern um fünf Uhr auf. Sie schlafen bis acht und ihre Kinder bis neun. Die Eltern sollten den Kindern ein Vorbild sein. Jene, die keine Kinder und keine Verantwortlichkeiten haben, können beliebig lange schlafen.

Wenn die Sri Sathya Sai Organisationen Schulen gründen, können sie ein Stammkapital für den Erhalt der Schulen sammeln. Sie können auch die Hilfe der Eltern in Anspruch nehmen, um die Schule zu betreiben. Vor allem den drei Prinzipien Disziplin, Pflicht und Hingabe (discipline, duty, devotion) muss in Sathya Sai Schulen höchste Priorität eingeräumt werden. Den Kindern müssen von jungen Jahren an die menschlichen Werte vermittelt werden. Den Schülern sollte beigebracht werden, eine gute Verbindung zu Gott herzustellen. Die Eltern sollten ihre Kinder nicht mit modischer Kleidung ausstatten. Gebt ihnen einfache, saubere Kleidung, die den Bedürfnissen der Kinder entspricht. Es ist die vorrangige Aufgabe der Eltern, ihre Kinder richtig zu leiten. Die Eltern sollten auch ausreichend über das Sathya Sai Bildungs- und Erziehungssystem aufgeklärt werden. Möglicherweise wissen manche Eltern nichts darüber.

Manche Kinder lügen aus Angst vor ihren Eltern. Deshalb müssen die Eltern ihre Schule einmal wöchentlich aufsuchen, um sich über das Verhalten und den Fortschritt im Lernen ihrer Schützlinge zu unterrichten. Manchmal manipulieren die Kinder ihre Noten und teilen diese ihren Eltern mit, die ihren Schützlingen bedingungslos glauben. Sie denken nicht daran, zur Schule zu gehen und die Lehrer zu fragen. Die Eltern müssen von Zeit zu Zeit die Schule aufsuchen und, ohne dass die Kinder davon wissen, mit den Lehrern sprechen.

In gewisser Hinsicht sind die Eltern in den Dörfern diesbezüglich besser. Sie überwachen wenigstens den Fortschritt und das Verhalten ihrer Kinder in der Schule und ergreifen rechtzeitig korrigierende Maßnahmen. Aber die Menschen in den Städten, speziell hohe Beamte, kümmern sich nicht um ihre Kinder. Schüler/Studenten sollten nicht hier und da herumlungern. Manche Schüler bummeln auf den Märkten herum und verschwenden ihre Zeit. Diese Schüler sind dumm! Es entspricht nicht dem Status eines Studenten, ziellos in den Straßen herumzulaufen.

Die Eltern sollten auch verhindern, dass ihre Kinder Geld missbrauchen. Sie müssen ihren Kindern beibringen, was richtig und was falsch ist. Ihr Verhalten sollte von den Eltern korrigiert werden. So sollten Vater, Mutter und Kinder zuhause ein harmonisches Leben führen. Die Eltern sollten auch beobachten, was für Bücher ihre Kinder lesen. Die Jugendlichen sind anfällig dafür, alle möglichen Bücher zu lesen. Sie verstecken ein paar nutzlose Romane zwischen ihren Lehrbüchern und lesen sie. Die Eltern glauben, der Junge lese ein Lehrbuch. Aber es ist kein Lehrbuch, sondern eins nach seinem Geschmack (Wortspiel Swamis: textbook, taste). Die Eltern sollten den Kindern solche Bücher sofort wegnehmen. Wenn ihr so aufpasst und die Aktivitäten der Kinder überwacht, werden sie sich gut benehmen und im Leben vorankommen.

Die Balvikas-Kinder sollten über die Begrenzung der Wünsche aufgeklärt werden, welche die Verschwendung von Geld, Essen, Energie und Zeit verbietet. Nur wenn ihr diese Regel auferlegt, kommen die Kinder unter eure Kontrolle.. Heute folgen nicht einmal die Erwachsenen dieser Begrenzung der Wünsche. Bei Festtagen und Familienfeierlichkeiten wird viel Geld ausgegeben für Festmähler, bei denen Nahrung verschwendet wird. Nahrung ist Gott; verschwendet keine Nahrung. Gebt jenen Nahrung, die sie brauchen. Leider werden heutzutage die Armen und Hungrigen nicht gespeist. Viel Essen wird in den Abfalleimer geworfen.

Was Sprechen angeht, so sollte man nicht zu viel reden, denn es verschwendet kostbare Energie. Verschwendet auch keine Zeit. Verschwendete Zeit ist verschwendetes Leben. Wir vergeuden Geld. Welchen Sinn hat es, Geld zu verschwenden? Missbrauch von Geld ist schlimm. Wo nötig, könnt ihr sicherlich Geld ausgeben. Aber solltet ihr euer Geld für unnötige Dinge ausgeben, nur weil ihr genügend Geld in eurer Tasche habt? Viele Menschen geben ihr gesamtes Geld für Luxusgüter aus und glauben, sie führten ein prunkvolles Leben. Wenn ihr auf diese Weise gewissenlos Geld ausgebt, werden sogar der Milchmann und die Diener im Haus, die euren Lebensstil beobachten, Forderungen nach Lohnerhöhung stellen. Ihr solltet deshalb anderen kein schlechtes Vorbild sein. Bei jeder Rupie, die ihr ausgebt, solltet ihr euch fragen, ob dies einem guten Zweck dient oder nicht.

Dies sind die Antworten auf die Fragen, die ihr gestellt habt. Seid achtsam in eurem Verhalten und führt ein sinnvolles Leben in der Gesellschaft. Wenn ihr auch nur einen kleinen Fehler begeht, wird die Gesellschaft es ernst nehmen. Die Gesellschaft beobachtet aufmerksam das Leben der Mitglieder der Sri Sathya Sai Organisationen. Führt deshalb ein vorbildliches Leben und seid anderen ein Beispiel.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books and Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

 © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Education Conference, Teil 3, 22.07.2008

 

Alle Namen und Formen sind nur Manifestationen des Höchsten Wesens, welches absolutes Sein – Bewusstsein – Glückseligkeit und nichtdual ist. Es ist die Verkörperung von Wahrheit, Güte und Schönheit

satyam, shivam, sundaram

Verkörperungen der Liebe!

Ihr habt in den letzten zwei Tagen an der Konferenz teilgenommen und den Rednern zugehört. Dabei habt ihr Unbequemlichkeiten auf euch genommen, während ihr in der Halle gesessen habt. Es ist wirklich euer Glück, dass ihr aus fernen Ländern hierher kommen und an dieser Konferenz teilnehmen konntet. Ihr seid unter großen Anstrengungen hierher gekommen und habt viel Geld ausgegeben. Das zeugt bereits von der Reinheit eures Herzens. In dieser Welt leben Millionen Menschen, und es gibt hunderttausende Schulen und Universitäten. Aber nur wenige von euch sind mit der Gelegenheit gesegnet worden, hierher kommen zu können. Ihr könnt euch vorstellen, wie gesegnet ihr seid!

Was sollt ihr nun lernen, nachdem ihr hierher gekommen seid und an dieser Konferenz teilgenommen habt? Ihr müsst vor allem das Wesen eures Herzens verstehen und die menschlichen Werte Wahrheit, rechtes Handeln, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit manifestieren. Nur dann könnt ihr im wahren Sinn des Wortes gebildet genannt werden. Es gibt in dieser Welt viele Juristen (lawyer), die umfangreiche Bücher studieren, aber trotz ihrer Bildung finden wir unter ihnen viele Lügner (liar). Es gibt viele Ärzte; aber was nützt es schon? Sie verstricken sich in beruflicher Rivalität. Nirgendwo können wir Einigkeit finden.

Zuerst müssen wir Einheit entwickeln.

Wir sind alle Kinder Gottes. Wir sind alle Brüder und Schwestern. Diese Wahrheit sollten wir in unserem Herzen bewahren. Gelegentlich können zwischen Brüdern und Schwestern Meinungsverschiedenheiten aufkommen. Deshalb müssen wir lernen, uns einander anzupassen. Nicht nur das, wir müssen einander zuerst verstehen. Anpassung fällt leicht, wenn wir das rechte Verständnis aufbringen. Ohne das richtige Verständnis ist Anpassung nicht möglich. Zunächst müsst ihr verstehen, dass das, was Swami euch lehrt, nur aus seiner Liebe für euch kommt.

Heutzutage sind im Bereich der Wissenschaft große Fortschritte zu verzeichnen. Alle Erfindungen der Wissenschaftler befinden sich im Wirkungskreis der Sinne. Tatsächlich handeln viele Wissenschaftler töricht und begehen Fehler. Die Wissenschaftler wissen selber nicht genau, was sie sagen und tun. Sie behaupten, sie würden der Gesellschaft helfen, aber tatsächlich tun sie das Gegenteil. Hilf niemals, verletze immer – das scheint ihr Motto zu sein! Als Folge davon führt der Mensch heutzutage sein Leben in Angst und Sorge. Wenn ihr in ein Flugzeug steigt, wisst ihr nicht, ob ihr euer Ziel sicher erreichen werdet. Die Leute sind von Angst ergriffen. Sie fürchten sich sogar vor Ratten!

Wir sollten uns niemals vor etwas fürchten. Habt keine Angst. Angst ist die Wurzel von Sorge und Täuschung. Die Leute haben heutzutage sogar Angst, Obst und Gemüse zu essen, weil es mithilfe von Chemikalien gezüchtet wird, die der Gesundheit schaden. Die Nahrung, die wir essen, das Wasser, das wir trinken, die Luft, die wir atmen, alles ist verschmutzt. Wie können wir in einer so verunreinigten Umwelt ein gesundes Leben führen? Wir sollten deshalb unser Leben von Verschmutzung frei machen. Das müssen wir selber tun. Wir sollten nicht, nur um unseren Geschmackssinn zu befriedigen, minderwertiges Essen zu uns nehmen und unsere Gesundheit ruinieren. Wenn ihr euch ausreichend um eure Gesundheit kümmert, werden die Kinder, die ihr zur Welt bringt, ebenfalls gesund sein.

Sagt immer die Wahrheit. Außerdem solltet ihr im Angesicht von Kritik ruhig und gefasst bleiben. Nur dann kann Friede sein. Unsere alten Rishis (Seher) befolgten das Schweigegelübde als Teil ihrer spirituellen Disziplin. Schweigen hilft euch, auf dem spirituellen Weg Fortschritte zu machen. Wenn ihr schweigt, könnt ihr leicht inneren Frieden erfahren. Liebe geht aus Frieden hervor. Wenn ihr von Liebe erfüllt seid, werdet ihr keine Feinde haben. Führt deshalb euer Leben mit Liebe. Allein durch Liebe können wir Frieden in der Welt schaffen.

 

Heutzutage sprechen die Menschen von Frieden, aber überall finden wir nur Scherben (peace – pieces). Sogar das Land wird weiter aufgeteilt! Damit will ich sagen, dass die Leute die Interessen ihrer Region über das nationale Interesse stellen! Wir sollten vereint als Land zusammenstehen. Wenn jemand euch fragt: „Woher kommst du?“, solltet ihr stolz sagen, dass ihr zu Indien gehört. Sagt nicht, ihr gehört zu Puttaparthi, zum Anantapur-Distrikt usw. Nur engstirnige Menschen werden eine solche Antwort geben. Eure Antwort sollte lauten: „Ich komme aus Indien.“ Entsprechend sollte man nicht sagen, man komme aus Kalifornien, das nur ein kleiner Teil von Amerika ist, sondern man sollte sagen, man komme aus Amerika. Seid immer großzügig in eurem Denken. Es ist euer Glück, mit einem so offenen Geist ausgestattet zu sein. Wenn ihr Großzügigkeit entwickelt, werden auch eure Kinder großzügig sein.

Die Eltern sollten ihre Kinder am Balvikas-Unterricht teilnehmen lassen und ihnen heilige Lehren vermitteln. Wie die Eltern, so die Kinder. Deshalb sollten die Eltern den rechten Weg einschlagen und ein Vorbild sein, so dass ihre Kinder ihnen nacheifern können. Wenn die Kinder sich nicht anständig benehmen, liegt der Fehler bei den Eltern. Deshalb sollten die Eltern äußerste Sorgfalt walten lassen, was die Erziehung ihrer Kinder angeht. Ab einem gewissen Alter gehorchen die Kinder ihren Eltern nicht mehr. Der Grund liegt darin, dass die Eltern selber nicht dem rechten Weg folgen. Wenn die Eltern wollen, dass ihre Kinder gut sind und im Leben vorankommen, sollten sie ein vorbildliches Leben führen. Zwischen Vater und Mutter sollte es keine Meinungsverschiedenheit geben. Sie sollten einig sein in dem, was sie ihren Kindern sagen. In manchen Familien sagt die Mutter dies und der Vater etwas anderes. Ein solcher Mangel an Einheit und Einvernehmen unter den Eltern ist nicht gut. Beide müssen sich an eine Aussage halten und ihre Kinder den rechten Weg lehren. Vor allem sollten sie ihren Kindern beibringen, an der Wahrheit festzuhalten. Es genügt, wenn wir dem Weg der Wahrheit folgen, denn Wahrheit ist die Grundlage von allem.

Es gibt kein größeres Dharma, als an der Wahrheit festzuhalten. Friede geht aus Dharma hervor und Liebe manifestiert sich aus Frieden. Wo Liebe ist, ist keine Gewalt und alle können ein friedvolles Leben führen. Damit die Nation Frieden und Wohlstand erlangen kann, sollten wir dem Weg der Wahrheit folgen.

Was ist Wahrheit? Derjenige ist eine erhabene Seele, bei dem Gedanken, Worte und Taten übereinstimmen. Wenn bei euch Gedanke, Wort und Tat verschieden sind, dann kommt das Falschheit gleich. Ehe wir unseren Kindern beibringen, an der Wahrheit festzuhalten, sollten wir in unserem täglichen Leben Wahrhaftigkeit praktizieren. Nur dann können die Kinder uns nachahmen und vorbildlich werden.

Wir sollten ein Leben aus dem Herzen führen, kein künstliches Leben (Swamis Wortspiel: heartful – artificial). Heute ist alles, angefangen vom Bildungssystem, künstlich geworden. Die Leute lesen viele heilige Schriften, rezitieren Mantren und meditieren. Aber das alles wird auf künstliche Weise getan. Welche spirituelle Übung wir auch absolvieren, wir sollten sie aus ganzem Herzen tun. Die Leute schließen im Namen der Meditation die Augen und sitzen mit gekreuzten Beinen, ohne jedoch Kontrolle über ihren Geist zu haben. Ihr Geist wandert überall hin, je nach seinen Launen und Einfällen. Deshalb sollten wir vor allen Dingen unseren Geist beherrschen. Der Geist ist die Ursache für Bindung und Befreiung des Menschen. Wie der Gedanke, so die Handlung. Wir sollten deshalb nur gute Gedanken hegen, die zu guten Handlungen führen und schließlich gute Ergebnisse bringen.

Folgt nicht den Launen des Geistes. Lasst euch nicht vom Geist beherrschen. Der Geist sollte unter eurer Herrschaft sein. Der Geist gleicht einem verrückten Affen. Er bewegt sich ungezügelt überall hin. Aber wenn er auf Gott ausgerichtet wird, wird er still und gebändigt.

Wenn die Sonne aufgeht, ist unser Schatten sehr lang. Wenn wir beginnen, in Richtung Sonne zu gehen, fällt unser Schatten hinter uns. Wenn wir jedoch die umgekehrte Richtung, mit dem Rücken zur Sonne, einschlagen, müssen wir unserem Schatten folgen, der vor uns liegt. Wenn die Sonne direkt über unserem Kopf steht, liegt der Schatten unter unseren Füßen. Maya (Täuschung, Illusion) gleicht unserem Schatten. Um Maya zu überwinden, müsst ihr euren Geist auf Gott ausrichten. Wenn euer Geist unmittelbar auf Gott konzentriert ist, wird Maya völlig unterworfen werden, so wie der Schatten unter euren Füßen.

Eine Uhr hat drei Zeiger, die Sekunden, Minuten und Stunden anzeigen. Der Sekundenzeiger ist der längste und bewegt sich schneller als die anderen beiden. Wenn der Sekundenzeiger sechzig Zeiteinheiten durchlaufen hat, bewegt sich der Minutenzeiger eine Einheit weiter. Entsprechend bewegt sich der Stundenzeiger eine Einheit weiter, wenn der Minutenzeiger sechzig Einheiten durchlaufen hat. Der Stundenzeiger ist jedoch der wichtigste. Gelegentlich an Gott zu denken und die übrige Zeit mit weltlichen Beschäftigungen zu verbringen, ist wie der Sekundenzeiger, der wenig Bedeutung hat. Aber ständige Besinnung auf Gott, zu allen Zeiten, gleicht dem Stundenzeiger, der am wichtigsten ist.

Ihr solltet nicht nach den Launen eures Geistes handeln. Wie ich zuvor erwähnte, kann der Geist Bindung oder Befreiung verursachen. Ihr müsst deshalb Kontrolle über euren Geist ausüben und ihn in die richtige Richtung, hin zu Wahrheit und Liebe, lenken. Dann wird er beständig und erhält die Kraft der Konzentration. Liebe ist Wahrheit und Wahrheit ist Liebe. Lebt in Liebe. Diese Liebe ist nicht physisch und nicht weltlich. Wir sollten in unserem Herzen spirituelle Liebe wahren. Nur dann können wir einen beständigen Geist entwickeln. Weltliche Liebe macht unseren Geist wankelmütig und unstet. Richtet euren Geist deshalb immer auf Gott. Nur dann könnt ihr Frieden erfahren. Die Menschen halten das für schwierig, aber lasst mich euch sagen, es gibt keine leichtere spirituelle Disziplin.

Wenn wir Liebe zu Gott entwickeln, kann der Geist sehr leicht beherrscht werden. Wenn der Geist jedoch nicht auf Gott gelenkt wird, kann er niemals gebändigt werden. Was immer ihr tut, betrachtet es als Gottes Werk. Alles geschieht entsprechend dem Willen Gottes. Lebt nicht in der Illusion, euer Wille allein könne die Dinge bewegen. Wenn das der Fall wäre, warum seid ihr dann nicht in der Lage, bestimmte Ereignisse in eurem Leben zu beeinflussen? Begreift, dass alles gemäß dem göttlichen Willen geschieht. Wenn euch etwas Gutes widerfährt, betrachtet es als Gottes Willen. Sollte etwas Schlechtes passieren, akzeptiert auch das als Gottes Willen. Was immer er tut, hat mit Sicherheit einen Sinn, den ihr nicht erfassen könnt. Was immer er tut, dient eurem eigenen Wohl. Überlasst deshalb alles seinem Willen. Man sollte in Glück und Leid, Gewinn und Verlust, Sieg und Niederlage, Gleichmut bewahren. Was auch geschieht, betrachtet es als einen Akt der göttlichen Liebe und heißt es von ganzem Herzen willkommen. Wenn ihr in die göttliche Liebe eingetaucht seid, werdet ihr in all euren Bestrebungen erfolgreich sein. Doch heutzutage sind die Menschen nur von weltlicher Liebe erfüllt! Wer weltliche Liebe entwickelt, ist ein Lügner! Nur göttliche Liebe kann wahre Liebe genannt werden. Göttliche Liebe wird euch nie betrügen. Lasst die Leute denken, was sie wollen, lasst sie euch auf jede erdenkliche Weise kritisieren, doch bleibt immer unerschütterlich in göttlicher Liebe verankert. Weicht unter keinen Umständen vom Pfad der Liebe ab. Wenn ihr in eurem Herzen göttliche Liebe bewahrt, wird eure Zukunft wie auch die eurer Kinder sicher und sorglos sein.

Wenn jemand euch fragt: „Wer bist du?“, seid ihr nicht in der Lage, die richtige Auskunft zu geben. Ihr identifiziert euch mit dem physischen Körper. Aber tatsächlich gleicht der Körper einem ledernen Beutel, der Verschiedenes enthält, wie z.B. Geist, Intellekt, Psyche etc. Wenn das Lebensprinzip erst einmal den Körper verlässt, wird er zu einem „leeren Beutel“, der nutzlos für uns ist. Deshalb legen wir ihn ins Feuer und verbrennen ihn zu Asche. Bevor der Körper zu einer leeren Hülle und zu Asche wird, solltet ihr Gott alles darbringen, was in der Hülle ist, und euer Leben heiligen.

Vor allen Dingen solltet ihr schlechte Eigenschaften wie Verlangen (kâma), Zorn (krodha), Gier (lobha), Verblendung (moha), Stolz (mada) und Eifersucht (mâtsarya) aufgeben. Sie können euch nur Leid bringen, nicht aber Glück. Ihr könnt selber erfahren, wie glückselig ihr sein werdet, wenn ihr euch von diesen schlimmen Eigenschaften befreit. Um diese ewige Glückseligkeit zu erfahren, solltet ihr Gott alles darbringen, was in euch ist. Ihr habt viele Wünsche. Aber ist es möglich, dass all eure Wünsche erfüllt werden? Nein. Fügt anderen niemals Schaden zu, um eure Wünsche zu erfüllen. Wenn ihr etwas wünscht, betet zu Gott und fragt ihn direkt. Tretet unmittelbar in Kontakt zu ihm. Wenn ihr indirekten Methoden folgt, werdet ihr unsäglichem Leid ausgesetzt sein.

Aber heutzutage versuchen die Leute, anderen zu schaden, um ihre eigene Gier zu befriedigen. Solche Leute werden die Konsequenzen ihrer bösen Taten ernten müssen. Vor langer Zeit verfasste ich während der Unabhängigkeitsbewegung ein Lied, das eine Szene enthielt, in der ein Baby weinte und seine Mutter es mit der Versicherung tröstete, alles werde in Ordnung sein und man müsse sich keine Sorgen über das Schicksal des Landes machen. Ich legte eine Gummipuppe in eine Wiege und schaukelte sie sanft, während ich auf der Bühne das Lied sang:

Weine nicht, mein Kind, weine nicht. Wenn du weinst, wirst du nicht tapferer Sohn Bharats genannt werden. Schlafe ein, mein Kind, schlafe ein. Hast du Angst, weil der schreckliche Hitler in das unbezwingbare Russland einmarschierte? Schlafe ein, mein Kind, schlafe ein. Weine nicht, mein Kind, weine nicht, denn die Rote Armee marschiert unter Stalin heran. Sie werden Hitler ein Ende bereiten. Was sonst ist der Grund für dein Weinen? Weinst du, weil es den Landsleuten an Einheit fehlt? Alle Landsleute werden sich vereinen und kämpfen, um die Freiheit zu erringen. Schlafe ein, mein Kind, schlafe ein.

Ihr habt euch heute in so großer Anzahl hier versammelt. Haben wir euch eine Einladung geschickt? Nein, nein. Liebe allein hat euch hierher gebracht. Liebe allein kann alle vereinen, nicht aber Hass. Wenn eure Liebe und meine Liebe zusammentreffen, kann jede Aufgabe erfüllt werden. Entwickelt deshalb Liebe. Mit der Kraft der Liebe könnt ihr alle für euch gewinnen; selbst ein machtvoller Dämon kann bezwungen werden. Als Ravana Sita entführte, machte Hanuman sich auf nach Lanka, um sie zu suchen. Er fand sie in einem Ashokahain unter einem Baum sitzen und Ramas Namen rezitieren. Sie hatte den unerschütterlichen Glauben, dass nur Rama sie aus den Klauen der Dämonen befreien könne.

Trotz all seines Wissens, seiner Kraft und seines Reichtums, war Ravana im Vergleich zu Rama unbedeutend wie ein Grashalm, weil es ihm an Charakter fehlte. Rama hatte einen edlen Charakter. Wenn jemand einen edlen Charakter besitzt, kann er jede noch so gewaltige Aufgabe vollbringen. Deshalb sage ich meinen Schülern/Studenten oft, das Ziel von Bildung ist Charakter. Was nützt eure ganze Bildung, wenn es euch an Charakter fehlt? Manche Anwälte lesen Tag und Nacht viele Bücher, aber wenn sie zum Gerichtshof gehen, sprechen sie nur die Unwahrheit. Größe besteht nicht darin, Bücher zu lesen. Die Wahrheit, die die

Bücher lehren, sollte in unserem Herzen bewahrt werden. Wir müssen einen guten Charakter entwickeln. Dann werden wir sicherlich in allem, was wir tun, erfolgreich sein.

Wenn ihr nach Hause zurückkehrt, denkt an alles, was Swami euch gelehrt hat, und sorgt dafür, dass eure Kinder einen guten Charakter entwickeln. Entwickelt Opfergeist und heiligt euer Leben durch edle Taten. Was bringt es schon, nur Geld anzuhäufen? Alexander der Große eroberte verschiedene Teile der Welt und kam nach Indien mit dem Wunsch, dieses Land ebenfalls zu erobern. Auf dem Rückweg erkrankte er schwer. Da er ahnte, dass sein Ende herannahte, rief er all seine Minister und Generäle herbei und teilte ihnen mit, er werde nicht mehr lange leben. Er wies sie an, nach seinem Tod seinen Körper in seine Heimat zu bringen. Darüber hinaus sagte er ihnen, sie sollten seine Arme mit den Handflächen nach oben aus der Totenbahre herausragen lassen. Diese Begräbnisprozession solle durch alle Straßen der Stadt geführt werden, um den Menschen der Welt zu vermitteln, dass Alexander die Welt trotz seiner großen Eroberungen und seines herausragenden Rufes und Ruhmes mit leeren Händen verließ. Das gilt für uns alle. Was immer wir auch zusammentragen mögen, wir müssen mit leeren Händen gehen. Wenn man es bis ins Letzte analysiert, ist der ganze weltliche Besitz nutzlos. Unser Bankkonto wird uns nicht folgen, wenn wir diese Welt verlassen. Nutzt deshalb euren Reichtum in einem Geist der Opferbereitschaft zum Wohle der Armen und Bedürftigen. Wenn ihr euer Leben auf so heilige Weise verbringt, werdet ihr sicherlich erlöst werden.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books and Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam. 

 © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

Ansprache vom 6.8.2008, (anlässlich des Ausscheidens von Anil Gokak junior als Vizekanzler der Sathya Sai Universitäten und der Übernahme des Amtes durch Vishvanath Pandit)

Dieses Land Bharat ist das Mutterland herausragender Menschen, die in verschiedenen Kontinenten Ruhm erlangten. Dieses Land Bharat ist das Schlachtfeld, auf dem die Krieger fremder Länder vertrieben wurden und Freiheit von der Fremdherrschaft erlangt wurde. Das Gefühl der Mutterschaft ist das lieblichste Empfinden in diesem Land Bharat. Das moralische Gefüge unseres Landes, das der Selbstachtung höheren Wert beimisst als dem eigenen Leben, wurde den Flammen übergeben, und der Dolch uneingeschränkter Freiheit den Leuten gereicht, die heute die westliche Kultur nachahmen. Die Bharatiyas gleichen heutzutage einem Elefanten, der unfähig ist, seine eigene Kraft zu erkennen.

Der Elefant unterwirft sich, ohne seine eigene innewohnende Kraft zu kennen, fügsam dem Wärter und gehorcht seinen Befehlen. Genauso gibt sich der Mensch – unfähig, sein eigenes göttliches Wesen zu erkennen – der Welt und ihren Attraktionen hin und stößt dabei auf etliche Schwierigkeiten. Er ist nicht in der Lage, auch nur die kleinste Unbequemlichkeit zu ertragen. Wenn jemand an einen neuen Ort versetzt wird, schreckt er davor zurück, die neue Aufgabe zu übernehmen. Wenn sein Sohn oder seine Tochter erkranken, ist er von Sorge erfüllt. Er lebt im Griff der Angst. Er ist unfähig, seine eigene Kraft zu erkennen.

 Die Ursache dieses Angstkomplexes ist die moderne Bildung und Erziehung. Sie fördert nicht die Entwicklung von Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein. Die moderne Bildung bringt euch bei, wie ihr in der äußeren Welt den Lebensunterhalt verdienen könnt. Durch die moderne Bildung könnt ihr Geld verdienen und komfortabel leben, indem ihr den vergänglichen physischen Körper mit allen Arten von Annehmlichkeiten versorgt. Aber ihr könnt keinen inneren Frieden haben. Mit Geld könnt ihr weltliche Freuden genießen, aber spirituelle Glückseligkeit ist nicht durch Wohlstand zu erlangen.

Deshalb sollte man unter keinen Umständen die Spiritualität vergessen. Nur das spirituelle Leben kann Frieden und Glück schenken. Es heißt: „Ohne Bhajan zu singen kann man weder Freude noch Frieden haben.“ Friede und Glück sind nur dann erreichbar, wenn man die Herrlichkeit des göttlichen Namens besingt, nicht aber durch Wohlstand oder weltlichen Besitz. Weltliche Bildung zielt nur darauf ab, physische Annehmlichkeiten zu verschaffen.

Trotz seiner Bildung und Intelligenz kennt ein törichter Mensch sein wahres Selbst nicht und ein Mensch mit niedriger Gesinnung wird seine schlechten Eigenschaften nicht aufgeben. Die moderne Bildung führt nur zu Diskussionen, nicht aber zu vollkommener Weisheit. Was nützt es, sich eine Bildung anzueignen, die euch nicht zur Unsterblichkeit führen kann? Erlangt das Wissen, welches euch unsterblich machen wird!

Was bringt es, einer solchen Bildung nachzugehen? Der Mensch muss fünf menschliche Werte kultivieren, nämlich Wahrheit, Dharma, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit. Verlangen, Ärger und Zorn, Gier, Täuschung usw. sind die Eigenschaften von Tieren. Leider entwickelt der Mensch heutzutage tierische Eigenschaften. Er bemüht sich nicht, menschliche Qualitäten zu kultivieren. Aus diesem Grund findet er, obwohl er viel Reichtum ansammelt, weder inneren Frieden noch Glück.

 

In diesem Zusammenhang wird Educare anstelle von Bildung so sehr hervorgehoben. Was ist Educare? Educare bedeutet, die innewohnende göttliche Natur zu manifestieren. Wenn man das tut, kann man Glückseligkeit erfahren. In verschiedenen Teilen der Welt gibt es zahlreiche Colleges und Universitäten. Außerdem gibt es unzählige Professoren und Doktoren der Philosophie. Aber konnten ihre hohen akademischen Auszeichnungen ihnen Frieden und Glück schenken? Warum erlebt die Welt, obwohl sie so viele gebildete Menschen hervorbringt, weder Frieden noch Glück? Der Grund dafür liegt darin, dass ihre ganze Bildung für eine komfortable Lebensweise gedacht ist. Bildung soll dem Leben dienen, nicht nur dem Lebensunterhalt. Man muss, zusammen mit Bildung, Educare nachgehen. Bildung bezieht sich auf die äußere Welt, Educare hingegen befasst sich mit dem inneren Wesen. Educare ist mit dem Atman verbunden. Wo ist der Atman? Der Atman ist überall. Er ist allgegenwärtig. Die Veden verkünden: Aham brahmâsmi…ich bin Brahman. Dieses Diktum etabliert die universale Existenz Gottes. Ein Mensch ist die Verkörperung des göttlichen Selbst. Er ist nicht bloß ein Mensch. Der Mensch identifiziert sich mit seinem physischen Körper und hält sich deshalb für einen bloßen Sterblichen.

Es gibt fünf menschliche Werte. Der erste ist Satya, Wahrheit. Was für eine Form hat Wahrheit? Sie hat keine Form, sie ist jenseits jeder Beschreibung. Genauso kann Friede, Shânti, nicht mit dem bloßen Auge wahrgenommen werden. Auch die anderen menschlichen Werte wie Dharma, Liebe und Gewaltlosigkeit haben keine Form. Prema, selbstlose Liebe, ist die eine Eigenschaft, die in allen Menschen gegenwärtig ist, aber sie ist unsichtbar. Sie ist nur erkennbar, wenn sie einem anderen Menschen in Fülle gegeben wird. Wo Liebe ist, kann kein Hass sein. Wo kein Hass ist, kann keine Gewalt sein. Das ist Gewaltlosigkeit.

Eigentümlicherweise hat der Begriff „menschlicher Wert“ heutzutage eine neue Bedeutung bekommen. Er wird fälschlicherweise damit gleichgesetzt, Reichtum anzuhäufen und ein Bankguthaben zu besitzen. Die Leute glauben, das sei der Sinn von Bildung. Das ist nicht wahr. Die wahren menschlichen Werte sind Wahrheit, rechtes Handeln, Friede, Liebe und Gewaltlosigkeit. Alles, was diesen Werten entgegengesetzt ist, ist animalischer Natur. Wenn ihr mit derart animalischen Gedanken konfrontiert seid, dann erinnert euch deshalb daran: „Ich bin kein Tier, ich bin kein Tier. Ich bin ein Mensch, ich bin ein Mensch.“ Du bist ein Mensch, kein Tier. Ihr könnt jedoch nur dann als Mensch angesehen werden, wenn ihr menschliche Eigenschaften zeigt, sonst nicht. Ihr mögt hochgebildet und sehr belesen sein: Wenn ihr keine menschlichen Eigenschaften habt, könnt ihr nicht Mensch genannt werden. Nur wer die fünf menschlichen Werte zeigt, kann wahrer Mensch genannt werden.

Auch wenn jemand ein Kaiser ist, der sehr reich ist und dem viele Menschen zur Verfügung stehen, ist er möglicherweise nicht glücklich. Wahrer Frieden und wahres Glück kommen aus einem inneren Empfinden des Friedens und der Gelassenheit. Weltliche Positionen und weltliche Macht können keinen Frieden und kein Glück vermitteln. Ihr kennt alle die Geschichte von Alexander dem Großen. Er bereiste die ganze Welt in der Absicht, sie zu erobern. Er überquerte den Fluss Sindhu (Indus) und kam nach Indien. Da erlitt er einen Herzanfall. Er war von vielen Ärzten umgeben, die ihn untersuchten und erklärten, er werde möglicherweise nicht mehr lange leben sondern sehr bald sterben. Daraufhin rief Alexander seine Minister und Generäle herbei und gab ihnen diese Anweisung: „Wenn ich diesen Körper verlassen habe, hüllt meinen Leichnam in ein weißes Tuch und haltet meine beiden Arme in erhobener Stellung, damit alle Leute meine leeren Hände sehen können. Tragt dann meinen Körper in einer Prozession durch alle Straßen unserer Ortschaft. Wer meinen Körper so sieht, wird fragen, warum meine Hände sich in dieser erhobenen Stellung befinden. Erklärt ihnen, dass Kaiser Alexander alle diese Länder eroberte und viel Reichtum ansammelte. Dennoch konnte ihn zum Zeitpunkt seines Todes niemand retten, nicht einmal die mächtige Armee oder die anwesenden Ärzte. Er verließ die Welt mit leeren Händen und ließ sein gesamtes Kaiserreich und seinen großen Reichtum zurück.“

Entsprechend ist jemand vielleicht ein Billionär oder Millionär; dennoch muss er diese Welt mit leeren Händen verlassen. Auch wenn ihr euer Geld in einem Banksafe aufbewahrt, wenn ihr diese Welt verlasst, könnt ihr nicht einmal eine Handvoll Erde mit euch nehmen, nicht einmal etwas Staub!

All die Bildung, die wir heutzutage erwerben, ist weltlich. Dies ist zweifellos auch notwendig. Aber wahre Bildung ist die, welche euch hilft, eure innewohnende Göttlichkeit zu manifestieren. Ihr lest vielleicht viele Texte und könnt sie anderen auch beibringen; aber sie können euer Leben nicht beispielhaft machen. Welche Art Bildung sollte ein Mensch sich dann aneignen? Educare. Was ist Educare? Educare besteht darin, die eigenen innewohnenden menschlichen Eigenschaften in der äußeren Welt zu manifestieren. Zu diesem Zweck müssen keine Lehrbücher gelesen werden. Da ihr jedoch in diese Welt mit einem physischen Körper gekommen seid, müsst ihr euch Bildung aneignen und Geld verdienen, um diesen Körper zu erhalten. Weltliche Bildung dient dazu, den physischen Körper zu erhalten.

Das Rezitieren des Gayatri-Mantras beginnt mit Om. Danach lautet das Mantra korrekt: Bhur bhuvah svah, tat savitur varenyam, bhargho devasya dhimahi, diyo yo nah pracodayat.

Das Rezitieren des Om selbst wird bereits alle Segnungen schenken, die das Rezitieren des Mantras mit sich bringt. Heutzutage ist es dringend erforderlich, den Studenten die Wichtigkeit und inneren Bedeutungen solcher Mantren zu erklären. Aus diesem Grund haben wir Lehrer eingestellt, die den Studenten unserer Bildungseinrichtungen diese spirituellen Aspekte, gemeinsam mit der weltlichen Bildung, erläutern können.

Der erste Vizekanzler unserer Universität, V. K. Gokak, war solch ein herausragender Lehrer, der weltliche Bildung mit einem spirituellen Hintergrund vermitteln konnte. Ich kannte ihn, bevor wir unsere Colleges gründeten. Er lernte verschiedene Aspekte von mir. Er pflegte immer Swamis göttlichen Namen zu rezitieren. Er und seine Frau hatten zielgerichtete Hingabe. Wann immer ich ihr Haus aufsuchte, führten sie mich zuerst in ihren Andachtsraum. Gokaks Herz war sehr rein. Solch ein edler Mensch wurde der erste Vizekanzler unserer Universität. Heute genießen die Studenten die Früchte all seiner harten Arbeit. Er gehorchte mir aufs Wort genau. Er kam zu mir, um jeden auch noch so kleinen Zweifel zu klären. Heute legt sein ältester Sohn, Anil Gokak, das Amt des Vizekanzlers unserer Universität nach der dreijährigen Amtszeit nieder. Anil ist der würdige Sohn eines würdigen Vaters. Er verlässt die Universität nach Ablauf seiner Amtszeit, aber ich weiß, dass seine Gedanken immer bei Swami sind.

Anil Gokak und seine Frau sind beide leidenschaftliche Devotees von Swami. Denkt nicht, sie würden uns verlassen, oder wir würden sie fortschicken. Sie tragen die Sri Sathya Sai Universität stets in ihrem Herzen. Ihre Gedanken sind immer auf Swami gerichtet. Ihre Herzen sind immer auf Swami eingestimmt. Swami ist immer bei ihnen. Glaubt nicht, wir würden sie heute verabschieden. Nein, nein. Wir entlassen niemanden, wir heißen immer willkommen, willkommen, willkommen. Ich sagte ihnen auch, sie sollten, wo immer sie sich auch aufhalten, hierher kommen und Swamis Darshan haben. Die Familie Gokak ist seit jeher eine homogene Einheit. Wo sie auch sein mögen, Swami ist unerschütterlich in ihrem Herzen verankert. Anil Gokak ist mein und ich bin sein. Ich sagte zu ihm: „Ich und du sind eins.“ Nicht nur Anil, ihr seid alle ein Teil von mir, auch wenn ihr äußerlich von mir verschieden zu sein scheint. Gott wohnt jedem Lebewesen inne. Das gesamte Universum ist von Gott erfüllt. Sogar Ameisen und Insekten sind Formen Gottes. In diesem Universum gibt es nichts, was nicht göttlich ist. Das ist die Wahrheit.

Die Schöpfung entspringt der Wahrheit  und verschmilzt wieder mit ihr. Gibt es in diesem Kosmos einen Ort, wo Wahrheit nicht existiert? Schaut diese reine, makellose Wahrheit.

Alles ist Gott. Es ist Gott, der beschützt oder bestraft. Ihr solltet nicht den Eindruck haben, irgendjemand würde euch bestrafen. Es ist Gottes Wille, der durch denjenigen wirkt. Wer auch immer euch verletzt oder euch Leid verursacht, denkt immer, dass derjenige zu euch gehört. Ihr solltet niemals der Person gegenüber ungute Gefühle hegen. Alle sind eins, seid zu jedem gleich. Körper und Gedanken mögen unterschiedlich sein, aber das Atmanprinzip in allen ist eines allein. Niemand kann sagen, der Atman gehöre zu dieser Person oder zu jener. Wo immer ihr hingeht, ob nach Amerika oder Japan oder Deutschland oder Pakistan oder Indien, eine einzige Sonne erleuchtet die gesamte Welt. Für uns ist gerade Tag; in Amerika hingegen herrscht Nacht. Bedeutet das, dass es in Amerika keine Sonne gibt? Nein. Die Sonne ist hier, dort und überall und schenkt der ganzen Welt Licht. Da die Erde um die Sonne kreist, ist es zu diesem Zeitpunkt in Amerika Nacht.

Genauso ist Gott überall. Er ist allgegenwärtig. Wir brauchen nicht in irgendeinem Winkel nach ihm zu suchen. Er wohnt in uns. Wir sollten das Gefühl entwickeln, dass Gott immer mit uns, in uns, über uns und unter uns ist. Diesen starken Glauben sollte man entwickeln. Dann kann man ihn an jedem Platz der eigenen Wahl schauen. Ihr kontempliert vielleicht über Rama oder Krishna. Habt, während ihr das tut, die Gestalt eurer erwählten Gottheit vor eurem geistigen Auge und kontempliert darüber. Ihr werdet diese Form sicherlich schauen. Ihr solltet deshalb nicht das Gefühl hegen, Gott habe euch aufgegeben. Wenn Gott euch verlassen würde, wie könntet ihr dann in der Welt existieren? Gott und ihr seid eines. Ishvara wird auch Ardhanarîshvara genannt, was die Einheit des männlichen und weiblichen Aspekts des Göttlichen zum Ausdruck bringt.

Tatsächlich beruhen all unsere Sorgen auf unserer Bindung an die materielle Welt (prakriti). Hegt nicht das Gefühl, ihr wäret von Gott getrennt, dass ihr nur sein Devotee wäret usw. Denkt nicht, er ist Gott und ihr seid nur ein Diener Gottes. Ihr seid nicht nur ein Devotee. Ihr seid wahrhaft Gott. Erinnert euch ständig daran: „Ich bin Gott, ich bin Gott, ich bin Gott.“ Alle Namen wurden dem Einzelnen nur zum Zweck der Identifizierung gegeben. Sie gelten nicht ewig. In der Tat sind alle Namen und Formen dazu gedacht, irgendwann aufgegeben zu werden. Aber der Atman ist ewig und unwandelbar.

Wenn „ich und mein“ entfernt werden, was bleibt, ist Gott allein. Ihr sagt, dies ist mein Körper, mein Geist, mein Intellekt, usw. Ihr seid nicht der Körper, ihr seid nicht der Geist, ihr seid nicht der Intellekt. Ihr seid von all diesen Aspekten verschieden. Ihr seid wahrhaft Gott. Wenn ihr Wasser in tausend Gefäße füllt und diese in die Sonne stellt, spiegelt sich die Sonne in all diesen tausend Gefäßen wider. Aber es gibt nur eine Sonne. So wie die eine Sonne sich in tausend Gefäßen widerspiegelt, so erleuchtet der eine Gott das gesamte Universum. Gott ist einer und das Ziel ist eines. Ihr müsst das Gefühl entwickeln, dass alles, Gutes oder Schlechtes, Gewinn oder Verlust, Gott ist.

Selbstverständlich sind weltliche Bildung und weltliche Ideen bis zu einem gewissen Grad notwendig.

Heute übernimmt Vishvanath Pandit das Amt des Vizekanzlers. Er hat als Akademiker etliche Länder der Welt bereist. Er ist Visvanatha (wörtl. der Herr der Welten). Er ist ein sehr guter Mensch. In der Vergangenheit arbeiteten etliche Vizekanzler an dieser Universität und gingen nach Ablauf ihrer Amtszeit. Sie mögen in ihrem physischen Körper nicht hier sein, aber ihr Atman ist immer bei mir. Tatsächlich bin ich ihr Atman. Deshalb sollte niemand glauben, jemand sei gegangen und jemand anderes habe seinen Platz eingenommen.

Tut eure Pflicht. Diese Pflicht stärkt eure Verbindung mit Gott. Pflicht ist Gott. Anil Gokak führte seine Pflichten sehr gut aus. Er unterbreitete sogar geringfügige Angelegenheiten Swami zur Klärung. Ich brauche solche Menschen. Vom ersten Vizekanzler, Gokak senior, bis zu Gokak junior, waren und sind alle Vizekanzler „meine Leute“. Sogar die künftigen Vizekanzler gehören nur zu mir. Ich nutze die Dienste all dieser Personen für die Entwicklung der Studenten.

Die Studenten sind ebenfalls gut. Die Collegestudenten in der äußeren Welt sind heutzutage problematisch. Aber unsere Studenten sind nicht mit jenen Jungen zu vergleichen. Unsere Studenten sind einzigartig. Sie schließen sich in der Außenwelt nicht unpassender Gesellschaft an. Sie behalten jederzeit ihr gutes Verhalten bei. Sie sind überall besonders und fallen auf, was jedoch nicht bedeutet, dass sie sich absondern oder in Gesellschaft unpassend verhalten. Wo immer sie sind, handeln sie in Harmonie mit der örtlichen Gemeinschaft und verhalten sich, Swamis Anweisung folgend, immer würdevoll.

Spiritualität gleicht dem Haupt eines physischen Körpers. Nur wenn der Kopf gut funktioniert, funktionieren auch alle anderen Glieder des Körpers reibungslos. All unsere Studenten sollten deshalb Spiritualität als ihren Kopf ansehen. Jeder Dozent lehrt im Unterrichtsraum ein bestimmtes Fach. Die Studenten sollten ihre Lehren ihrem Herzen einprägen. Sie sollten keinen Unterschied zwischen den Dozenten machen und sagen, der und der ist ein herausragender Dozent, ein anderer aber nicht. Wenn ihr euch wie gute Jungen verhaltet, mit einem gediegenen Charakter und Führungsqualitäten, könntet ihr in zukünftigen Jahren sogar dieses Land regieren. Entwickelt deshalb Gleichmut, betrachtet alle Dozenten als gut und nehmt euch ihre Lektionen zu Herzen. Das will ich heute, als meinen Rat an alle Studenten unseres Instituts, besonders hervorheben.

Eure Gedanken, Worte und Taten sollten eine Einheit bilden. Das ist Trikaranashuddhi (Reinheit von Körper, Geist und Zunge). Was ihr denkt, solltet ihr aussprechen, und was ihr sagt, müsst ihr in die Tat umsetzen. Das ist wahre Menschlichkeit. Einheit bedeutet nicht, dass alle Leute an einem Platz zusammenkommen. Was gebraucht wird, ist vollkommene Übereinstimmung von Gedanken, Worten und Taten. Das ist wirkliches Educare. Educare ist in euch anwesend. Um Educare zu entdecken, braucht ihr in keine Lehrbücher zu schauen. Unser Herz selbst ist ein Lehrbuch. Folgt seinen Lehren. Dann werdet ihr gute Studenten und gute Menschen werden. Gute Menschen sind Gottes eigene Leute. Betrachtet euch nicht nur als Studenten. Ihr seid nicht nur Studenten. Nur euer Körper ist ein Student. In eurem Herzen seid ihr wahrhaft göttlich.

Anil Gokak verlässt uns heute. Er wird wiederkommen. Wo immer er und seine Familie leben, sie gehören zu mir. Auch ich gehöre zu ihnen. Dies ist unsere Beziehung. Ich wünsche, dass ihr alle euch wie gute Studenten benehmt und den neuen Vizekanzler Vishvananth Pandit mit Liebe und Achtung willkommen heißt. Seid glücklich.

 

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books and Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

 © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Onamfest, 12.09.2008

 

Dieses Land Bharat war der Geburtsplatz bedeutender Menschen, die in verschiedenen Kontinenten Name und Ruhm erlangten. Dieses Land Barat ist das Schlachtfeld, auf dem die fremden Herrscher vertrieben wurden und Freiheit gewonnen wurde. Dieses Land Bharat hat sich den Ruf großer Gelehrsamkeit erworben. Dieses Land Bharat ist ein göttliches Land, das in den Bereichen Kunst, Musik, Literatur und Wissenschaften große Gelehrte hervorbrachte. Da ihr, oh Jungen und Mädchen, in einem so herausragenden Land geboren seid, ist es eure Verantwortung, die Herrlichkeit dieses Landes zu bewahren.

Bharat ist kein gewöhnliches Land. Dieses Land erfreut Gott so sehr, dass er sich etliche Male in diesem bedeutenden Land verkörperte. Die Einwohner dieses Landes entwickelten tiefe Liebe und Hingabe zu Gott (Bhagavadrati). Dieses Land war die Geburtsstätte großer Krieger, Gelehrter und Intellektueller. Aber dieses herausragende Land ist heute in einer beklagenswerten Lage. Dennoch brauchen wir nicht entmutigt zu sein.

Zweifellos hat die Wissenschaft im modernen Zeitalter gewaltige Fortschritte gemacht. Doch es gelang ihr nicht, das Göttliche zu erkennen. Ohne Selbstvertrauen sind jegliche Bildung, wissenschaftliche Erkenntnis und Experimente vollkommen nutzlos. Sie sind nicht nur nutzlos, sondern außerdem Zeitverschwendung. Das ist nicht der Weg zur Gottverwirklichung. Gottverwirklichung ist nur durch Kontrolle der Sinne und der Gedanken und Gefühle (mind) möglich, und indem man Gottvertrauen entwickelt. Selbstvertrauen ist der Schlüssel zur Gottverwirklichung. Deshalb, liebe Studenten: Entwickelt Selbstvertrauen.

Dann könnt ihr im Leben alles erreichen. Die Leute sind heutzutage versessen auf Wissenschaft, doch sie ist nur trügerisch. Die Wissenschaft unterrichtet über flüchtige, vergängliche und unwirkliche Dinge. Sie versagt darin, die wahre Natur des Selbst (Atma Tathva) zu lehren. Die Wissenschaftler sind immer noch damit beschäftigt, die Mysterien des Universums zu enträtseln, ohne sich auf die Verwirklichung des Atmanprinzips zu konzentrieren. Ihre Experimente sind eine Übung in Vergeblichkeit. Die Wissenschaft mag ein paar Geheimnisse der physischen Welt erforschen und im weltlichen Leben zu einer besseren Lebensweise beitragen. Sie macht möglicherweise einige Erfindungen, die dazu beitragen, großen Reichtum anzuhäufen, aber sie versagt kläglich darin, edle Eigenschaften zu entwickeln. Was bringt es, Reichtum zu erwerben, Moral hingegen zu ignorieren? Geld kommt und geht, aber Moral kommt und wächst. Moral ist nur durch Spiritualität möglich. Eine ganze Schar von Wissenschaftlern machten große Erfindungen. Aber es gelang ihnen nicht, ihren Körper und Geist zu beherrschen. Warum sollten die Menschen dieses Wissen verfolgen, das ihren Verstand beeinträchtigt? Stattdessen sollte man seine Intelligenz entwickeln, eine positive Sichtweise kultivieren und sich im Dienst an Land und Gesellschaft engagieren. Die Bildung, der ihr nachgeht, muss zum Wohlergehen der Gesellschaft beitragen. Nur dann könnt ihr euch einen Namen machen, Ruhm erlangen und Moral und Integrität entwickeln. Entwickelt Moral. Nur dann könnt ihr die Wahrheit erkennen.

Seid bestrebt, die Wahrheit aufrechtzuerhalten. Wahrheit ist der Vater und die Mutter für die Welt. Wenn Wahrheit und Rechtschaffenheit (Dharma) zusammenkommen, wird Friede geboren. Aus Frieden geht Liebe hervor. Wo Liebe ist, ist kein Raum für Hass. Für schlechte Eigenschaften wie Zorn und Eifersucht wird überhaupt kein Platz sein. Nur weil die Menschen die edle Eigenschaft der Liebe verloren haben, hassen heutzutage sogar Brüder und Schwestern einander. Entwickelt deshalb zuallererst Liebe. Es gibt nichts in dieser Welt, was ihr durch Liebe nicht erreichen könntet. Liebe ist Gott, lebt in Liebe. Liebe ist euer Leben. Nicht einmal eine Ameise kann ohne Liebe leben. Sie schließt, während sie umherkrabbelt, Freundschaft mit anderen Ameisen. Auch die Insekten lieben einander. Nur der Mensch hat heute diese edle Eigenschaft der Liebe verloren. Zweifellos trägt er Liebe in sich, aber er legt sie nur dem Reichtum und bestimmten Menschen gegenüber an den Tag. Es bringt nichts, eine so individualisierte Liebe zu entwickeln. Man muss Liebe zur Gesellschaft als Ganzes entwickeln. Nur wenn es eine Gesellschaft gibt, kann der Einzelne existieren. Man kann als Mitglied der Gesellschaft leben und, in der Gesellschaft lebend, zu ihrem Wohlergehen beitragen. Keine andere Methode funktioniert.

Kaiser Bali war ein großer Entsagender. Seine edle Eigenschaft der Mildtätigkeit brachte ihm einen großen Namen und Ruhm. Er gab stets bereitwillig, um was auch immer er gebeten wurde. Die Einwohner von Kerala sind höchst glücklich zu preisen, Bali zum Kaiser gehabt zu haben.

Einst führte Bali ein Opferritual (yajna) durch. Zahlreiche Gelehrte nahmen an dem Yajna teil. Der Vamana-Avatar kam ebenfalls, um das Yajna zu sehen. Als er sich der Yajnastätte näherte, begannen die Leute zu rätseln: „Dieser Junge ist zu jung! Was hat er mit dem Yajna zu tun? Dies ist eine Veranstaltung, an der herausragende vedische Gelehrte teilnehmen sollen. Wie kann dieser junge Bursche es wagen, sich zu diesem Yajna zu begeben!“ Kaiser Balis Tochter blieb von seinem Erscheinen jedoch nicht so unberührt. Sie fühlte sich von seiner fesselnden Schönheit und seinem gelehrten Aussehen angezogen und bezaubert. Kaiser Bali empfing den eindrucksvollen Vamana und fragte: „Swami! Was brachte dich hierher? Was kann ich für dich tun?“ Vamana erwiderte, er brauche keine Dinge wie Geld oder Getreide und sei zufrieden, nur drei Schritte Land zu bekommen. Bali staunte über Vamanas Bitte, denn um auch nur einen Leichnam zu begraben, braucht man schon sechs Fuß. Deshalb

forderte er Vamana auf, um mehr zu bitten. Vamana jedoch gab zur Antwort: „Wenn du mir nur drei Schritte Land gibst, genügt das.“ Sogleich versprach Kaiser Bali, ihm die geforderten drei Fuß Land zu geben. Tatsächlich muss man Vamanas Bitte aus spiritueller Sicht verstehen. Aus weltlicher Sicht mag die Bitte unbedeutend erscheinen. Dann bedeckte Vamana mit einem Fuß die gesamte Erde und ebenso mit dem zweiten Schritt den ganzen Himmel. Jetzt gab es keinen Raum mehr, wohin er seinen dritten Schritt hätte setzen können. Er fragte Kaiser Bali, wohin er seinen dritten Schritt setzen könne, damit er den Ort sogleich verlassen könne. Kaiser Bali war verblüfft über die Geschehnisse und bot sein Haupt an mit den Worten: „Swami, ich besitze jetzt nur noch mein Haupt. Bitte setze deinen Fuß auf mein Haupt.“ Mit diesen Worten entfernte er die Krone und bot sein Haupt dar. Da setzte Gott Vamana seinen Fuß auf Kaiser Balis Haupt und stieß ihn in die Unterwelt hinunter. Vamana tat dies nur, um Kaiser Balis Ego zu zerstören. Kaiser Bali war in der Tat ein Mann der Rechtschaffenheit und von ausgeprägt mildtätiger Veranlagung, aber er war stolz auf diese Eigenschaften und entwickelte Ego. Deshalb beschloss Vamana, sein Ego zu zerstören.

Kaiser Balis Untertanen waren sehr betrübt, einen großen Kaiser verloren zu haben. Kaiser Bali versprach jedoch, ihr Land einmal im Jahr zu besuchen. Dieses Onamfest wird jedes Jahr im Gedenken an jenen großen Tag gefeiert. An diesem Tag waschen und ölen die Keraliten ihr Haar, kochen eine Vielfalt schmackhafter Speisen und tun sich daran gütlich. Unter den Speisen ist der Bananenpudding besonders hervorzuheben. Ehe sie diesen Pudding essen, entzünden sie in ihren Andachtsräumen ein heiliges Licht und bieten ihn Gott mit Gebeten an. Das Volk von Kerala glaubt fest daran, dass Kaiser Bali sie am Onamtag besucht und seinen Darshan gibt. Deshalb beten sie aus reinem, heiligem Herzen. Diese Tradition wird in Kerala bis auf den heutigen Tag beibehalten. Tatsächlich warten sie sehnsüchtig auf dieses große Fest. Wenn der König seine Untertanen so intensiv liebt, tun seine Untertanen es ebenso. Es heißt: Wie der König, so die Untertanen. Das Volk von Kerala liebte Kaiser Bali und auch er liebte sein Volk inniglich. Das Onamfest spiegelt das Band enger Liebe zwischen Kaiser Bali und seinen Untertanen wider. Was bedeutet der Name Bali? Er kennzeichnet die herausragende Eigenschaft vollkommener Opferbereitschaft. Als Vamana um drei Schritte Land bat, hielt er sich an sein Versprechen und gab am Schluss sich selbst in völliger Hingabe an den Herrn. Aus diesem Grund ist er unsterblich geworden. Es heißt: Unsterblichkeit wird nicht durch Handlung, Nachkommenschaft oder Reichtum erlangt, sondern allein durch Opfer.

Was bedeuten die drei Schritte? Ergib dich körperlich, geistig und spirituell den Lotosfüßen des Herrn. Kaiser Bali bot Vamana sein Haupt in vollkommener Hingabe an den Herrn dar, damit er seinen Fuß darauf setze. Sobald Vamana seinen Fuß auf Balis Haupt setzte, war dieser geheiligt und erlöst. Damit die Menschen sich an dieses große Opfer und diese große Hingabe erinnern, besucht Kaiser Bali einmal im Jahr an diesem Tag ihr Land. Das Volk hat ebenfalls bis auf den heutigen Tag seinen Kaiser nicht vergessen. Kerala ist ein Land der Fülle. Es herrscht kein Mangel an Getreide. Es herrscht kein Mangel an Wasser. Tatsächlich nehmen die Monsunregen in Kerala ihren Anfang. Kerala ist ein heiliges Land. Es ist ein Land der Rechtschaffenheit und des Opfers. Die edle Eigenschaft der Mildtätigkeit nahm ihren Ursprung in Kerala. Die Menschen außerhalb sind ebenfalls voll des Lobes für Kerala. Gebete an Gott begannen in Kerala. Kerala war die Geburtsstätte zahlreicher großer Gelehrter. Nur weil das Land so heilig ist, inkarnierte Vamana dort. Er war drei Fuß groß und bat Kaiser Bali um drei Schritte Land. Mit seinen zwei Füßen bedeckte er die gesamte Erde und den ganzen Himmel. Von einer solchen Herrlichkeit war seine Macht! Gott wird alsfeiner als das Feinste und größer als das Größte beschrieben. Der Vamana-Avatar war nur deshalb gekommen, um Kaiser Bali Befreiung zu gewähren. Von den Avataren Vishnus ist der Vamana-Avatar der erste in menschlicher Gestalt. Als der Vamana-Avatar in der traditionellen Kleidung eines Dhotis die Opferstätte betrat, hatten alle Leute ihren Blick auf ihn gerichtet. Jeder war von der Schönheit und Grazie des strahlenden Jungen gefesselt. Er nahm Kaiser Bali mit sich zu seinem göttlichen Wohnsitz. Das ist der große Verdienst, den Kaiser Bali sich erworben hatte. Das Onamfest ist der Tag, an dem der Vamana-Avatar Kaiser Bali Erlösung gewährte.

 Das Volk von Kerala feiert das Onamfest in großem Stil, mit aufrichtiger Hingabe. Alle vereinen sich, unabhängig von Kaste, Bekenntnis und Religion, um dieses Fest zu feiern. Es ist ihr gutes Geschick, in großer Anzahl hierher zu kommen und das Onamfest in Swamis göttlicher Gegenwart zu feiern. Wann immer die Devotees von Kerala hierher kommen, beten sie: „Swami, bitte besuche Kerala.“ Ich sage zu ihnen: „Ich werde kommen, ich werde kommen.“ Ich habe nie „nein“ zu ihnen gesagt. Nicht nur zu ihnen, ich sage „ja“ zu allen, die mich einladen. Ich werde sie sicherlich eines Tages besuchen und ihnen die Herrlichkeit und Macht der Göttlichkeit zeigen. Es gibt in Kerala große Gelehrte. Kerala ist kein gewöhnlicher Staat. Es ist das Land, in dem Gott als Vamana-Avatar inkarnierte. Die Einwohner von Kerala sind sehr glücklich zu preisen, denn ihre Herzen sind mit Liebe und Hingabe zu Gott gefüllt. Unter ihnen gibt es niemanden, der nicht an Gott denkt. Sie drücken ihre Hingabe vielleicht nicht äußerlich aus, aber in ihrem innersten Herzen sind sie sehr hingebungsvoll. Leute von außerhalb bezeichnen Kerala als einen kommunistischen Staat. Nein, nein, sie sind keine Kommunisten (communist), sondern „come you next“ (kommen als nächste).

Sehr junge Kinder nehmen an den Bal Vikas - Programmen teil. Wie wunderschön sind ihre Gesichter, welche Glückseligkeit und Hingabe ausstrahlen! Sie fließen über vor Liebe zu Swami. Sie sind voller Liebe! Ihre Herzen sind rein und werden zu gegebener Zeit reifen.

Heute werden die Bal Vikas - Kinder von Kerala ein Schauspiel über Savitri aufführen. Wer ist Savitri? Die Leute erinnern sich im Allgemeinen an sie als die Ehefrau von Sathyavan. Sie war eine tugendhafte Frau, die den unerschütterlichen Beschluss fasste, ihren verstorbenen Ehemann ins Leben zurückzubringen. Unnachgiebig bestand sie Gott Yama (Todesgott) gegenüber auf ihrem Entschluss. Yama bot an, ihr jede andere Bitte zu erfüllen, aber sie lehnte ab. Ihre feste Antwort lautete: „Ich will nichts. Gib mir meinen Ehemann lebend zurück.“ Unfähig, sich ihrem Drängen zu widersetzen, gab Yama ihrer Bitte nach und erweckte ihren Ehemann zum Leben. Sechs Tage lang hatte Sathyavans Leichnam da gelegen. Schließlich kam er als Folge der Gunst, die Yama Savitri gewährte, ins Leben zurück. So erwies Savitri sich als große tugendhafte Frau, die durch ihre edlen Eigenschaften ihren verstorbenen Ehemann zum Leben brachte. Auf diese Weise besitzen Frauen große Überzeugungskraft. Ihre Kraft kann Wunder wirken und sogar die Toten ins Leben bringen. Kann man in irgendeinem anderen Land Parallelen zu Savitri finden? Nur in Bharat finden solche Wunder statt, weil es ein Land tugendhafter Frauen ist.

Dieses Land Bharat war die Geburtsstätte vieler edler Frauen, wie Savitri, die ihren verstorbenen Ehemann ins Leben zurück brachte; Chandramati, die ein wildes Feuer mit der Macht der Wahrheit auslöschte; Sita, die ihre Keuschheit bewies, indem sie unversehrt aus dem lodernden Feuer herauskam und Damayanti, die einen arglistigen Jäger mit der Kraft ihrer Keuschheit zu Asche verbrannte.

Als Sri Rama im Ramayana Sita einer Feuerprobe unterzog, nachdem er Ravana besiegt hatte, gab der Feuergott Sita an Rama zurück und legte folgendermaßen Zeugnis für ihren Charakter ab: „Sita ist eine edle, tugendhafte Frau. Du solltest ihr nicht in dieser Weise Qual bereiten.“ So ist das Land Bharat die Geburtsstätte zahlreicher tugendhafter Frauen. Die Menschen anderer Länder gaben diesem Land verschiedene Namen. Sogar jetzt stellen sich die Inder, wenn sie ins Ausland gehen, mit den Worten vor: „Ich komme aus Delhi, ich komme aus Kalkutta, ich komme aus Bangalore“, statt zu antworten: „Ich komme aus Bharat.“ Es sind alles Städte und Regionen, die Teil von Indien bilden. Es wäre deshalb angemessen zu sagen, dass ihr aus Indien kommt. Wo ihr auch hingeht, ihr solltet stolz darauf sein, euch als Bharatiyas zu bezeichnen. Der Name Bharata hat große Bedeutung. Bha bezieht sich auf die Göttlichkeit und rata auf den, der Gott liebt. Also sind Bharatiyas Menschen, die Gott lieben. Das Land Bharat erhielt seinen Ruf, weil solche Menschen in ihm leben. Die gegenwärtige Generation erkennt Bharats Bedeutung nicht. Sie erwähnen sehr beiläufig, sie gehörten zu Puttaparthi im Anantapurdistrikt des Staates Andrah Pradesh in Indien. Wo ist Puttaparthi? Wo ist Anantapur? Diese sind alle nur Teile des Landes Bharat. Die Bharatyas sind höchst glücklich zu preisen. Es ist das Volk von Kerala, das den wahren Geist Bhârats in sich aufgenommen hat. Sie sind gesegnet. Heute führen sie das Stück über Savitri auf. Wir haben viel von diesem Stück zu lernen.

Ihr habt gesehen, wie die Devotees von Kerala in den vergangenen zwei Tagen wunderbare Schauspiele aufgeführt haben. Gestern zeigten sie die himmlische Hochzeit von Sita und Rama in all ihrem Glanz und ihrer Herrlichkeit. Am Tag davor brachten sie ein schönes Stück über Krishnas göttliche Spiele zur Aufführung. Die Musik, die Handlung und Dialoge sind wunderbar. Ihre Kostüme sind ebenfalls gut. Die weiblichen Devotees der Sri Sathya Sai Organisation in Kerala erwiesen durch das Aufführen dieses Schauspiels einen großen Dienst. Nur dank ihrer harten Arbeit und ihres Enthusiasmus’ erschienen diese Aufführungen so natürlich und fesselnd. Was immer die Männer und Frauen der Sri Sathya Sai Organisation Kerala tun, sie tun es in großem Stil. Ich wünsche und segne, dass die Devotees von Kerala diesen Geist auch in Zukunft bei all ihren Sevaaktivitäten beibehalten. Ich freue mich, dass ihr alle die Wichtigkeit und Bedeutung des Onamfestes erkannt habt. Macht jetzt weiter mit eurem Programm, der Aufführung des Schauspiels Savitri.

 Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books and Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

 © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Vijayadasami, 9.10.2008 (Abschlusstag des Dasara- oder Navarâtrifestes)

 

Karma ist verantwortlich für Geburt, Leben und Tod der Menschen. Karma herrscht über alle Stadien ihres Lebens als die Gottheit der menschlichen Existenz selbst. Es ist verantwortlich für Freude und Leid.

Die Menschen erfahren in dieser Welt Freude und Schmerz, Leid und Schwierigkeiten. Aber wenn sie Freude erfahren, behaupten sie, es beruhe auf ihrem Verdienst (prapti); wenn sie hingegen Schwierigkeiten erleben, schreiben sie es ihrem Schicksal zu. In Wahrheit sind Freude und Schmerz das Ergebnis der eigenen Handlungen. Wie die Gefühle, so das Ergebnis (yad bhavan tad bhavati). Wie die Handlungen, so das Ergebnis. Man stößt nach dem auf, was man gegessen hat. Entsprechend basiert die gesamte Welt auf Karma. Deshalb sollen die Handlungen der Menschen heilig sein.

Wir feiern gerade das Dasarafest. Was ist Dasara? Die Feier von Dasara ist dazu gedacht, die Handlungen zu reinigen, die durch die zehn Sinne (dashendriya: die fünf Handlungs- und fünf Wahrnehmungssinne) begangen werden. Jeder Mensch in dieser Welt hat irgendeine Art von Karma zu verrichten.

Die über diese Handlungen herrschende Gottheit, oder die Antriebskraft dahinter, ist Devi, welche die Personifizierung von Energie (shakti) ist. Sie gewährt den Menschen jegliche Art von Energie, damit sie verschiedene Handlungen (Karma) verrichten können. Als Ergebnis gewährt Lakshmi den Menschen diverse Formen des Wohlstands wie Geld, Getreide, Gold, unterschiedliche Gegenstände und Fahrzeuge, so dass sie in dieser Welt ein glückliches Leben führen können. Der dritte Aspekt des weiblichen göttlichen Prinzips ist Saraswati, die Göttin der Bildung und des Intellekts.

So wird die Dreieinigkeit von Durga (Göttin der Energie), Lakshmi (Göttin aller Arten des Wohlstands) und Saraswati (Göttin der Bildung und des Intellekts) während dieses Dasarafestes angebetet. Das ist die zugrunde liegende Bedeutung der Verehrung dieser Dreieinigkeit Durga, Lakshmi und Saraswati während dieses Navaratrifestes. Es ist wichtig, dass der Mensch diese drei Facetten des göttlichen Prinzips verehrt.

Ein dreiblättriges Bilvablatt wird dem dreiäugigen Gott Shiva dargebracht, der die Verkörperung der drei Grundeigenschaften ist, der den Dreizack in seiner Hand hält und die in drei Leben angehäuften Sünden zerstört.

Während des Navaratrifestes führt jeder die Devipuja durch, die dem einzelnen Energie verleiht. Die Verehrung Lakshmis schenkt alle Arten des Wohlstandes und die Verehrung Saraswatis gewährt Bildung und einen guten Intellekt. Deshalb ist die Verehrung aller drei Aspekte der Göttin während des Navaratrifestes sehr wichtig.

Bei dieser ganzen Verehrung ist Dharma von höchster Bedeutung. Man sollte sich selbst erforschen, welche Folge eine bestimmte Handlung nach sich zieht und dann erst handeln. Dieses Urteilsvermögen ist der Bereich des Intellekts, der den gesamten menschlichen Körper durchdringt. Ebenso wie der elektrische Strom durch das Kabel fließt, dringt der Intellekt in alle Sinne eines Menschen und beeinflusst sie. Deshalb sollte jeder Mensch seinen Intellekt richtig anwenden und stets nur rechtschaffene Handlungen durchführen.

Man ist zweifellos durch das Ergebnis der eigenen Handlungen, gute wie schlechte, gebunden. Und ohne Handlung ist kein Ergebnis möglich. Die Pandavas erfuhren die Folge ihrer Handlungen (Karma). Dasselbe galt für Sita im Ramayana. Wir sollten deshalb gute und heilige Handlungen ausführen, die nützlich für die Gesellschaft sind, und dadurch unser Leben heiligen.

Die linke Seite der Brust von Gott Mahavishnu ist der Wohnsitz der Göttin Lakshmi. Von diesem heiligen Wohnsitz aus ergießt sie ihre Gnade über jeden. Gott Vishnu wird auch Narayana genannt. In diesem Zusammenhang ist mit Narayana nicht Lakshminarayana gemeint, sondern Sathyanarayana. Dieser Sathyanarayana mischt sich unter die Leute, scherzt, spricht mit ihnen und macht sie glücklich.

Lakshminarayana ruhte auf der Schlange Adishesha. Auch dieser Sathyanarayana [1] wurde als neugeborenes Baby von einer Schlange gewiegt, die sich unter dem Bett befand. Sathyanarayana sieht aus wie jeder andere gewöhnliche Mensch, aber er besitzt außergewöhnliche und übermenschliche Kräfte. Sie sind unbeschreiblich. Er sieht sehr

unschuldig aus. Dennoch ist Satya, Wahrheit, die Hauptqualität, nach der er im Menschen Ausschau hält. Wo immer er hingeht, er lehrt allein Wahrheit, denn aus der Wahrheit geht Dharma hervor. Es gibt kein größeres Dharma, als an der Wahrheit festzuhalten. Tatsächlich ist Sathyanarayana die Verkörperung der Wahrheit und des Dharmas. Um diese beiden menschlichen Werte zu verbreiten, inkarnierte Sathyanarayana sich in menschlicher Form als Sathyanarayana Raju.

Sathyanarayana ist ein einzigartiger Avatar, obwohl er ein gewöhnlicher Mensch zu sein scheint. Die Leute begehen oftmals den Fehler, ihn für einen gewöhnlichen Menschen zu halten, weil er auf der menschlichen Ebene sehr engen Austausch mit ihnen pflegt. Was immer er sagt, ist die Wahrheit, die Wahrheit und nichts als die Wahrheit!

Wahrheit wird oft so gedeutet als ginge es darum, die eigenen Gedanken auszudrücken. Es ist nicht so einfach; es ist viel mehr, nämlich, sie in Handlung umzusetzen. Wahrheit ist vollkommene Übereinstimmung von Gedanken, Worten und Taten.

Die Leute befolgen meine Worte nicht richtig. Sie nehmen meine Worte auf die leichte Schulter und glauben, es handle sich um einen Scherz oder Spaß. Was immer ich sage, sogar wenn es ein Scherz oder aus Spaß ist, ist Wahrheit, Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Leider erkennen die Leute diese Wahrheit nicht, nicht einmal jene, die sehr nahe mit Swami zusammen sind. Deshalb nehmen sie es auf die leichte Schulter. Sie hören einfach zu und vergessen es.

Aber die Folge ihrer Gleichgültigkeit wird sicherlich eher früher als später offenbar werden. Nur jene, die unfähig sind, sich die Zukunft vorzustellen, werden meine Worte auf die leichte Schulter nehmen. Obwohl Swami sich vor ihren Augen bewegt, ihnen Darshan gibt, hier und da mit ihnen spricht und unmittelbar vor ihren Augen etliche gigantische Aufgaben vollbringt, sind die Menschen unfähig, seine wahre Natur zu erkennen und sich von seinen Worten überzeugen zu lassen. Wie seltsam ist das!

83 Jahre sind vergangen, seit dieser Körper geboren wurde. Ich habe keinen einzigen Vorfall dieser Erdenreise vergessen. Aber die Leute behaupten: Swami vergisst Dinge. Nein, in dieser Behauptung liegt kein Körnchen Wahrheit. Vergesslichkeit gibt es in meinem Wörterbuch nicht.

Das Prinzip von Sathya Sai ist das Prinzip des Soham-Mantras. Es gerät niemals, ob im Wachzustand, Traumzustand oder Tiefschlaf, unter den Schleier der Vergesslichkeit.

Es liegt in der menschlichen Natur, die Wahrheit misszuverstehen, welche jenseits der drei Zeitperioden (Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft) und jenseits der drei Seinszustände des menschlichen Lebens (Wachzustand, Traumzustand und Tiefschlaf) liegt. Ich enthülle jetzt diese Wahrheit. Ich habe bisher niemals versucht, dies zu offenbaren. Da die Zeit gekommen ist, sie zu offenbaren, tue ich es.

Die Leute müssen Folgendes verstehen: Wahrheit macht keinerlei Unterscheidung. Sie hat weder Freunde noch Feinde. Sie hegt niemandem gegenüber Hass oder Abneigung. Alle sind Kinder von satyam, der Wahrheit!

Deshalb sind für mich alle gleich. Ich mache keinerlei Unterscheidung zwischen Menschen. Ihr denkt vielleicht, ich zeige manchen Menschen mehr Aufmerksamkeit oder begünstige manche. Ihr denkt vielleicht auch, ich würde manche Menschen ignorieren. Nein! Es ist nicht wahr! Ihr wisst es alle und müsst es auch bei mir gesehen haben. Ich werde auf niemanden wütend, selbst wenn manche schlecht über mich sprechen. Ich werde immer lächeln. Sogar der offensichtliche Ärger, den ich manchmal an den Tag lege, dient nur dazu, einen Einzelnen zu korrigieren.

Die Studenten können für diese meine Einstellung Zeugnis ablegen. Sie wundern sich, wie Swami in der Mitte großer Kritik so eine lächelnde Haltung einnehmen kann und wie Swami so große Geduld an den Tag legen konnte! Für mich sind alle eins. Auch wenn die Einzelnen, was Gestalt und Eigenschaften angeht, verschieden zu sein scheinen, gibt es nur eine göttliche Kraft, die durch sie wirkt. Das ist Atmashakti, die Kraft des Atman. Es gibt nur einen Atmanarayana, der allen Menschen, sogar allen Lebewesen innewohnt. Jeder Mensch muss versuchen, dieses Atmanprinzip zu verwirklichen.

Viele Glühbirnen erleuchten diese Halle. Der in allen Glühbirnen fließende Strom ist jedoch einer allein. Die Glühbirnen mögen verschieden aussehen, aber der Strom ist derselbe. Obwohl die Namen und Gestalten der Lebewesen in Gottes Schöpfung verschieden zu sein scheinen, ist dem entsprechend das sie alle erfüllende atmische Bewusstsein eines allein. Wenn der Hauptschalter ausgeschaltet ist, gehen all diese Lichter aus, und es herrscht Dunkelheit. So erleuchtet Gott das gesamte Universum als das allen Lebewesen und Gegenständen innewohnende atmische Prinzip (Atmatattva).

Selbst wenn Gott in so viele Handlungen in dieser Welt involviert zu sein scheint, geschieht das nur zur Freude seiner Devotees. Gott hat keine eigenen Wünsche. Er hat nur einen Wunsch: samastah lokah sukhino bhavantu – mögen alle Lebewesen in allen Welten glücklich sein!

Menschen jedoch werden die Folgen ihrer eigenen Handlungen erfahren. Es ist nicht möglich, dass in dieser vergänglichen Welt alle zu allen Zeiten glücklich sind. Der eine mag Glück erfahren, während ein anderer zur selben Zeit leidet. Das ist das Wesen der Welt. Aber obwohl die Leiden und Schwierigkeiten, Freude und Schmerz verschiedenen Menschen verschiedene Erfahrungen einbringen, ist das in allen Menschen gegenwärtige Atmatattva eines allein.

Elektrische Glühbirnen haben vielleicht verschiedene Farben und Größen, aber der durch sie fließende elektrische Strom ist derselbe. Nur die Wattzahl der Glühbirnen ist verschieden. Je nach Wattzahl mögen einige Glühbirnen hell sein, andere hingegen matt. Die Helligkeit oder Dunkelheit beruht nur auf der Wattzahl der Birnen und hat nichts mit dem Strom zu tun. Dem entsprechend sind die Leiden und Schwierigkeiten, Freude und Schmerz, die die verschiedenen Individuen erfahren, nur ihre eigene Schöpfung, und Gott hat nichts damit zu tun.

Gott Sathyanarayana wird auch Vishnu genannt. Er ist wahrhaft Gott Vishnu! Vishnu hat sich in dieser Welt als Sathyanarayana verkörpert. Demzufolge ist Sathyanarayana wahrhaft Gott Vishnu. Dies wurde im Vishnupurana erklärt. Ihr müsst Seine Natur gut verstehen.

Ich habe in den letzten zehn Tagen keine Ansprache gehalten. Wieso? Die Leute haben dem, ihrer Vorstellung gemäß, verschiedene Gründe zugeschrieben. Aber eine Sache ist wahr. Ich sitze heute vor dem Mikrophon, um die Wahrheit zu offenbaren. Meine Liebe ist das Höchste und rein. Ich liebe jene, die mich lieben. Ich liebe sogar jene, die mir gegenüber Hass entwickeln. Ich erweise meine Liebe auch jenen, die dämonisch sind und versuchen, mir große Schwierigkeiten zu bereiten. Es gibt in dieser Welt niemanden, den ich nicht liebe.

Leider erfassen die Menschen diese Wahrheit nicht. Die Leute glauben: „Swami spricht nicht mit uns; vielleicht ist Swami ärgerlich mit uns.“ Lasst mich euch versichern, dass ich überhaupt keinen Zorn (anger) habe! Ich habe nur eines: Hunger, Hunger nach Devotees! Nur aufgrund dieses Hungers ziehe ich Devotees in großer Zahl an mich.

Seid versichert, dass Gott die Verkörperung der Liebe ist. Er hasst niemanden. Um dieses Prinzip der Liebe zu lehren, wurden die Navaratri-Feierlichkeiten eingeführt. Verschiedene Menschen beten Gott an und besingen seine Herrlichkeit auf verschiedene Weisen. Ich bin nicht daran interessiert. Ich mache überhaupt keine Unterscheidungen! Ich wünsche, dass alle wie Verkörperungen der Liebe und wie Brüder und Schwestern leben sollten. Menschen sind wichtiger als aller Reichtum der Welt.

Alle sind Gottes Kinder. Gott ist ihr einziger Vater. Deshalb müssen wir alle lieben. Andere mögen uns nicht lieben, aber wir müssen alle lieben und allen dienen. Die Leute halten sich fern von uns, solange sie die Kraft der Liebe nicht verstehen. Wenn sie Liebe erst einmal verstehen und erfahren, werden sie eins mit uns. Ich werde auf eine solche Transformation in den Herzen der Menschen warten.

Tausende Menschen haben eine Zeitlang meine Ansprachen gehört. Tausende und Hunderttausende Menschen haben meine göttlichen Kräfte bei verschiedenen Anlässen erlebt. Trotz alledem sind die Menschen unfähig, die wahre Natur meiner Göttlichkeit zu verstehen.

Die Menschen reden, je nach ihrer Wahrnehmung und ihrem Verständnis, über so viele Dinge. Es ist nicht ihr Fehler. Sehr wenige Menschen können die Wahrheit erkennen und sich entsprechend verhalten. Nur jene, die den Pfad der Wahrheit erkennen, werden fähig sein, ihm zu folgen. Wenn Menschen Zorn oder Hass auf die Wahrheit entwickeln, halten sie sich von ihr fern. Egal, ob sie uns lieben oder hassen, wir sollten sie immer lieben.

Die Menschen halten sich aufgrund von Meinungsverschiedenheiten voneinander fern. Tatsächlich seid ihr nicht von anderen verschieden. Heute scheinen sie anders zu sein, aber morgen könnten sie euch nahe kommen. Alle sind Brüder und Schwestern! Deshalb sollten alle wie Brüder und Schwestern in Liebe und Einheit leben. Alle sind eins, seid zu jedem gleich. Das ist meine spezielle Botschaft an diesem heiligen Anlass von Navaratri.

Ihr werdet alle fähig sein, die Wahrheit früher oder später zu erkennen. Wenn ein Baum Frucht trägt, werden nicht alle Früchte in einem Büschel zur selben Zeit reif sein. Ebenso werden, wenn eine Pflanze Blüten trägt, nicht alle Blumen zur selben Zeit aufblühen. Manche sind im Vorgang des Blühens, manche sind voll erblüht, andere wiederum werden nur im Knospenzustand sein.

Nur die voll erblühte Blume verströmt ihren Duft. Ebenso befinden sich auch die Menschen in verschiedenen Entwicklungsstadien: Manche sind wie die Knospe, manche sind im Stadium des Blühens und manch andere gleichen der voll erblühten Blume, die ihren Duft verströmt. Wir müssen geduldig auf das Stadium des Duftes warten. Dies ist meine wichtige Botschaft.

Heute ist der Purnahutitag des Veda Purusha Saptaha Jnana Yajna (der Abschlusstag des siebentägigen Feueropfers). Was ist unter Purnahuti zu verstehen? Es bedeutet völliges Opfer. Mein Leben ist immer eines des Opferns gewesen!

 

Jenes ist Fülle, dieses ist Fülle. Wenn Fülle aus der Fülle genommen wird, was bleibt, ist wieder Fülle.

Jene, die die Wahrheit erfassen, werden fähig sein, zu erkennen. Die Studenten sind noch im Knospenstadium. Sie werden etwas Zeit brauchen, bis sie den wahren Geist von Swamis Worten verstehen. Bewahrt deshalb bis dahin Geduld.

Ich will in diesem Zusammenhang noch eine weitere Sache erwähnen. Ich sehe etliche Jungen Mobiltelefone in ihren Taschen tragen. Sie glauben, sie hätten Mobiltelefone zu ihrer Bequemlichkeit und zur leichten Kommunikation. Sie erkennen die schlechten Auswirkungen dieser Geräte nicht. Mobiltelefone werden oftmals für unerwünschte Zwecke missbraucht, wie Kontakt zwischen Jungen und Mädchen herzustellen. Sie entwickeln schlechte Gedanken und schlechte Beziehungen untereinander. Vermeidet solche Beziehungen vollkommen, damit keine schlechten Gedanken in den Geist dringen.

 

Es heißt: Der Geist ist die Ursache für Bindung und Befreiung des Menschen.

Es ist üblich, eure Telefonnummern jedem Beliebigen zu geben. Was geschieht danach? Schlechte Kontakte entstehen. Unnötig Anrufe werden gemacht, um zu prüfen, ob wir darauf reagieren oder nicht. Auf diese Weise entwickeln die Jungen und Mädchen unnötige Kontakte und gehen unerwünschte Beziehungen miteinander ein. Deshalb gebe ich euch den dringenden Rat, Mobiltelefone nicht zu verwenden. Zu Anfang mag es bequem sein, aber es wird nach und nach auf schlechte Wege führen.

Ich werde in Kürze 83 Jahre alt. Bis jetzt habe ich kein Telefon benutzt. Etliche Menschen wollen mich anrufen, um ihr Leid auszudrücken und Trost zu finden. Komme was mag, ich benutze das Telefon nicht. Deshalb habe ich das Recht, euch anzuleiten und zu warnen. Ihr müsst sehr achtsam sein. Ihr befindet euch noch im Knospenstadium. Ihr müsst euch, euer Alter bedenkend, achtsam verhalten. Wenn ihr nicht richtig auf euch achtet, wird sogar die Welt euch verachten. Ihr werdet als leichtsinniger Jugendlicher gebrandmarkt werden. Achtung und Missachtung in der Welt werden von der Art und Weise eures Verhaltens abhängen.

Ihr glaubt vielleicht, euer Verhalten sei richtig, aber die Aufgabe, zu urteilen, liegt bei anderen. Benehmt euch immer auf eine solche Weise, dass ihr keinen Raum für Missverständnisse gebt.

Die Älteren bewahren vielleicht Umsicht und versuchen, euch im rechten Geist zu verstehen, doch Kinder eures Alters können das nicht. Wenn erst einmal Missverständnisse aufkommen, werdet ihr die edleren Dinge im Leben verpassen und verloren gehen. Deshalb wünsche ich, dass ihr alle in euren Kontakten und Beziehungen mit anderen sehr achtsam seid.

Falls möglich, werft eure Mobiltelefone weg! Es wird euch glücklich und friedvoll machen. Noch besser, ihr kauft erst gar keines! Wenn ihr doch eines erwerbt, geht nur mit solchen Menschen Kontakt und Verbindung ein, mit denen es wünschenswert ist. Entwickelt keine unnötigen und unerwünschten Kontakte mit anderen. Wenn ihr solche Kontakte entwickelt, sammelt ihr von jedem Beliebigen Neuigkeiten ein und gebt sie an andere weiter. Schließlich werdet ihr als Narada enden, der seine Nase in alle möglichen Angelegenheiten steckt. Ihr

werdet nicht nur euren Geist mit unerwünschten Dingen verderben, sondern ebenso den Geist der anderen!

Warum all dies Unerfreuliche? Ist es nicht durch eure unerwünschten und unangebrachten telefonischen Kontakte? Seid deshalb achtsam und verdient euch einen guten Ruf für euch selbst, für eure Eltern und für die Einrichtung, in der ihr studiert.

Hari bhajana bina…

Übersetzung der auf der offiziellen Aschramwebsite veröffentlichten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

[1] Swamis ursprünglicher Name lautete Sathyanarayana Raju. Er wurde so genannt, weil Easwaramma ihn gebar, nachdem sie Prasad von der Sathyanarayanapuja zu sich genommen hatte. Raju ist der Familienname.

 

 

Convocation, 22.11.2008 (Zusammenkunft der Sri Sathya Sai Universität)

 

Dieses Land Bharat ist das Mutterland herausragender Menschen, die in verschiedenen Kontinenten Name und Ruhm erlangten. Dieses Land Bharat ist das Schlachtfeld, von dem die Krieger fremder Länder vertrieben wurden und in dem Freiheit von der Fremdherrschaft errungen wurde. Dieses Land Bharat hat sich dank seiner hohen Gelehrsamkeit einen großen Namen gemacht und Ruhm erworben. Dieses Land Bharat ist ein göttliches Land, das in den Bereichen Musik, Kunst, Literatur und in verschiedenen Wissenschaften große Künstler und Intellektuelle hervorgebracht hat. Da ihr in einem so herausragenden Land geboren seid, ist es, oh Jungen und Mädchen eure Verantwortung, die Rechtschaffenheit dieses Landes zu schützen und aufrechtzuerhalten.

Bharats Ruhm und Schicksal sind wahrhaft groß. Während etliche Länder der Welt Katastrophen verschiedener Art erlebt haben, ist Bharat stabil geblieben. Es ist ein Land, das auf vielfältige Weise reichlich mit Wohlstand gesegnet ist.

Duldsamkeit ist die wahre Schönheit dieses heiligen Landes Bharat. Von allen Ritualen ist das Festhalten an der Wahrheit die größte Askese. Das Gefühl der Liebe zur eigenen Mutter ist das nektargleiche Empfinden in diesem Land. Charakter wird weitaus höher geschätzt als das Leben selbst. Die Menschen haben die grundlegenden Prinzipien dieser großen Kultur vergessen und imitieren die westliche Kultur. Ach! Ebenso wie ein mächtiger Elefant sich seiner eigenen Kraft nicht bewusst ist, sind die Bharatiyas sich der Größe ihres kulturellen Erbes nicht bewusst.

Die ganze Geschichte hindurch ist Bharat in geistiger und materieller Fülle vorherrschend gewesen. Es wurde von großen Königen und rechtschaffenen Herrschern regiert.

In diesem Land wurden viele Frauen geboren, die für ihre Tugendhaftigkeit berühmt waren.

Savitri konnte mit der Macht ihrer Keuschheit ihren verstorbenen Ehemann Satyavan ins Leben zurückbringen. Könnt ihr irgendwo sonst in der Welt Parallelen zu solch edlen und tugendhaften Frauen finden?

Dieses Land Bharat war die Geburtsstätte vieler edler Frauen wie Savitri, die ihren verstorbenen Ehemann ins Leben zurückbrachte; Candramati, die mit der Kraft der Wahrheit ein loderndes Feuer auslöschte; Sita, die ihre Keuschheit bewies, indem sie unversehrt aus dem lodernden Feuer hervorkam; und Damayanti, die einen arglistigen Jäger mit der Kraft ihrer Tugend zu Asche verbrannte. Dieses fromme, edle Land erreichte Fülle und Wohlstand und wurde, wegen solch tugendhafter Frauen, zum Lehrer aller Nationen der Welt.

Leider lassen sich heutzutage jedoch viele Menschen, die in diesem großen Land Bharat geboren sind, durch belanglose Dinge in Versuchung führen und erliegen ihr. Ihre Wahrnehmung ist schlecht, sie hören schlechten Worten zu und sogar ihr Verhalten ist schlecht. Was für ein tiefer Fall! Heutzutage sind die Bharatiyas wie der Elefant, der seine eigene Kraft nicht kennt. Mit einem Schlag seines Schwanzes kann ein Elefant einen Mensch zu Fall bringen und meterweit wegschleudern. Solch ein mächtiger Elefant gehorcht demütig den Befehlen des Elefantenwärters. Er handelt einfach den Wünschen des Wärters entsprechend. Ebenso beugen die Bharatiyas sich heute den Befehlen von Außenstehenden und werden zu ihren Sklaven. Die Lebensweise der Bharatiyas ist durch Wahrheit und Rechtschaffenheit geprägt, in Übereinstimmung mit der vedischen Anweisung: Sprich die Wahrheit und handle dem Dharma gemäß. Tatsächlich sind Wahrheit und Dharma der wahre Schatz der Bharatiyas. Leider haben die Bharatiyas heutzutage diese großen Werte vergessen und werden deshalb zu Sklaven in ihrem eigenen Land. Ihr eigener Lebensstil hat einen Wandel erfahren, in dem Wahrheit und Rechtschaffenheit keinen Platz haben. In Wirklichkeit gibt es in dieser Welt niemanden, der Bharat erobern könnte. Die Bharatiyas sind mit hervorragenden menschlichen Werten geboren, und zwar Satya, Dharma, Shanti und Prema - Wahrheit, Rechtschaffenheit, Frieden und Liebe.

Jeder Einzelne muss sein wahres Wesen erforschen: „Wer bin ich?“ Die aus unserem Inneren kommende Antwort lautet: „Ich bin ein Mensch.“ Zugleich mit dieser Antwort muss man sich selbst versichern: „Ich bin kein Tier.“ Das ist eure wahre Natur. Wenn ihr euch für einen Menschen haltet, müsst ihr menschliche Qualitäten an den Tag legen. Welches sind diese Qualitäten? Zuerst Wahrheit, Satya. Aus Wahrheit geht Dharma hervor. Es heißt: Es gibt kein größeres Dharma, als an der Wahrheit festzuhalten. Wahrheit und Dharma zusammen erzeugen Frieden und Liebe. Wo Liebe ist, können kein Hass und keine Eifersucht sein. Leider haben die Menschen heutzutage die große Qualität der Liebe verloren. Selbst ein Hund liebt seine Jungen. Selbst die Vögel lieben ihren Nachwuchs. Ein Mensch jedoch liebt seinen Mitmenschen nicht. Mangelnde Einheit der Menschen untereinander ist die Hauptursache für die gegenwärtige Lage in Indien. In der Familie, in der Gesellschaft und im Land herrscht keine Einheit. Wo Einheit ist, wird Reinheit sein, wo Reinheit ist, dort wird Göttlichkeit sein. Einheit, Reinheit und Göttlichkeit sind heute vonnöten. Heutzutage erfinden die Wissenschaftler viele Dinge. Am Himmel fliegt ein Doppeldeckerflugzeug. Doch die großen Fortschritte in Wissenschaft und Technologie werden zugleich von einem großen Verlust an menschlicher Lebensqualität begleitet. Dies war in früheren Zeiten nicht der Fall. Viele Leute lebten unter einem Dach friedlich und glücklich zusammen. Es gab überhaupt keinen Angstkomplex! Aber heutzutage ist der Angstkomplex allgegenwärtig. Woher kam diese Angst? Die Ursache ist Mangel an Selbstvertrauen. Der Mensch hat kein Vertrauen in sein inneres Selbst. Es heißt: Das atmische Bewusstsein ist nicht für die Charakterschwachen. Der Mensch hat Glauben an alles in dieser Welt entwickelt, nicht aber an sein eigenes Selbst. Wo Selbstvertrauen ist, dort wird Selbstzufriedenheit sein; wo Selbstzufriedenheit ist, wird Selbstaufopferung sein; wo Selbstaufopferung ist, dort wird Selbstverwirklichung sein. Jeder weiß: Wo das Fundament stark ist, werden die Mauern sicher sein, und wo die Mauern sicher stehen, wird das Dach gesichert sein. Und nur in einem solchen Haus kann man sicher leben. Heute ist nicht einmal das Fundament stark. Wie können dann die Mauern sicher bleiben? Selbstvertrauen bildet für den Menschen das Fundament, Selbstzufriedenheit die Mauern, Selbstopfer das Dach und Selbstverwirklichung das Leben. Deshalb sollte zwischen diesen vieren perfekte Harmonie herrschen.

Durch eine wahllose Nutzung der Technologie sind Luft, Wasser, Nahrung und alles auf der ganzen Welt verschmutzt und vergiftet. Glücklicherweise ist das Land Bharat von dieser ausgedehnten Verschmutzung verschont. Wir sollten nicht der Wissenschaft und Technologie hinterher sein. Wissenschaft ohne Menschlichkeit ist mit großer Gefahr für die Existenz der Menschheit befrachtet. Es gibt keine größere Kraft als die menschliche Kraft. Manche Menschen fragen: „Wo ist Gott?“ Die Antwort ist sehr einfach: „Der Mensch selbst ist Gott, ihr seid wahrhaft Gott.“ Die Veden verkünden: Der Mond wurde aus dem Geist und die Sonne aus den Augen des höchsten Wesens geboren. Die wahre Kraft kommt aus dem inneren Selbst. Diese Kraft ist unvergleichlich.

Trotz seiner Bildung und Intelligenz wird ein törichter Mensch sein wahres Selbst nicht kennen, und ein niedrig gesinnter Mensch wird seine üblen Eigenschaften nicht aufgeben. Die moderne Bildung führt nur zu Argumentation, nicht aber zu vollkommener Weisheit. Was nutzt es, sich eine Bildung anzueignen, die einen nicht zur Unsterblichkeit führen kann? Erwerbt das Wissen, das euch unsterblich machen wird.

Die heutige Bildung vermittelt einem nicht das wahre Wissen, welches zu Weisheit heranreifen kann. Sie hilft nur, einen Lebensunterhalt zu verdienen. Sie fördert den Erwerb und Missbrauch von Wohlstand. Mit dem Geld, das die Leute auf verschiedene Weise erwerben, schicken sie die jungen Burschen zur höheren Bildung ins Ausland. Sie geben für diesen Zweck hunderttausende Rupien aus. Wenn die Jungen in ihr Heimatland zurückkehren, sind sie völlig verdorben. Anbei ein kleiner Vorfall, der vor einiger Zeit geschah. Die indischen Eltern brachten ihren Sohn zu einem Tempel, bevor er zum Studium ins Ausland reiste, und gaben ihm den Rat: „Lieber Sohn, diese Gottheit ist die Mutter eines jeden. Sie ist die Mutter des Universums. Du solltest niemals diese Mutter vergessen. Besinne dich auf sie, wo immer du bist.“ Sie entlockten ihm tatsächlich ein derartiges Versprechen. Der Junge reiste danach in die USA.

Sobald er seinen Fuß auf amerikanischen Boden setzte, tauchte er ganz in die neue Umgebung ein und vergaß die Mutter (Gottheit) vollkommen. Nach drei Jahren kehrte er, völlig an die amerikanische Lebensweise gewöhnt, in sein Heimatland Bharat zurück. Die Eltern brachten diesen Jungen vom Flughafen direkt zu demselben Tempel, um Darshan der göttlichen Mutter zu erhalten. Sobald der Junge den Tempel betrat, begrüßte er die Gottheit, statt mit gefalteten Händen (namaskar), in englischer Sprache: „Wie geht es Ihnen, Madam?“ Die Eltern rügten den Jungen für seine Unverschämtheit und dafür, dass er der göttlichen Mutter nicht seinen Respekt erwiesen hatte. Sie bedauerten es sehr, dass ihr Sohn, der in einer traditionellen Familie aufgewachsen war, sich nicht einmal die Mühe machte, der göttlichen Mutter zu huldigen, und dass all die hunderttausende Rupien, die sie für seine Ausbildung im Ausland ausgegeben hatten, verschwendet waren. Schließlich beschlossen sie, all jenen Eltern, die ihre Kinder zur höheren Bildung ins Ausland schicken wollten, davon abzuraten. Es ist unbestreitbar wahr, dass höhere Studien im Ausland dazu führen, dass die Menschen sich schlechte Gedanken, schlechte Gewohnheiten und schlechtes Verhalten aneignen. Man braucht nicht verrückt nach ausländischer Bildung zu sein. Der Reichtum an Bildung und

Kultur, der in diesem Land erhältlich ist, ist in anderen Ländern nicht zu finden. Wir müssen stolz auf unsere Geburt in diesem großen Land Bharat sein. Es ist ein großes Privileg, Bharatiya genannt zu werden. Wir müssen deshalb Selbstvertrauen entwickeln. Wir müssen Interesse daran entwickeln, ein moralisches, tugendhaftes und spirituelles Leben zu führen. Leider besitzen die Menschen heutzutage keine Moral. Wie könnt ihr dann ein glückliches und friedliches Leben führen? Der große spirituelle Wohlstand, der in diesem Land Bharat erhältlich ist, ist in keinem anderen Land zu finden. Menschen aus vielen Ländern laden mich ein, ihre Orte zu besuchen, und bieten mir sogar ein Sonderflugzeug an. Aber ich lehne ihre Bitten beständig ab. Ich bin immer glücklich hier in Indien. Ich brauche diese Flugzeuge und derlei andere Annehmlichkeiten nicht. Ich will nur Hingabe. 

Ich bin niemandem begegnet, der mich hasst, und bis heute habe ich überhaupt keine Feinde. Alle Menschen lieben mich, weil ich jeden liebe. Die Menschen verstehen meine Liebe jedoch nicht richtig. Dank meiner universellen Liebe kommen sogar Menschen aus fernen Ländern zu mir. Warum sollte ich dann ins Ausland gehen? Manche Menschen missverstehen und missinterpretieren meine Liebe. Manche entwickeln sogar eine Abneigung gegen mich, weil ich ihnen bei manchen Anlässen nicht den Gefallen tat, ihre Bitten zu erfüllen. Werden sie, wenn ich all ihre Forderungen erfülle, tatsächlich auf dem spirituellen Weg vorankommen? Keineswegs. Im Gegenteil, sie werden verdorben. Aus diesem Grund will ich, dass die Jungen und Mädchen von Kindheit an in rechten Grenzen gehalten werden. Ihr könnt beobachten, dass niemand in unseren Bildungseinrichtungen mich auch nur im Geringsten hasst. Alle Schüler und Studenten versammeln sich um mich und rufen liebevoll „Swami, Swami.“ Wenn ich sie nach einem Besuch ihres Universitätsgeländes verlasse, verabschieden sie sich mit Tränen in den Augen von mir. Findet ihr sonst irgendwo in Bildungseinrichtungen diese Situation? Fungieren die Colleges und Universitäten draußen als Tempel des Lernens? Nicht einmal die Eltern, die ihre Schützlinge in diesen Bildungseinrichtungen besuchen, werden mit angemessenem Respekt behandelt.

Eltern sind heilig. Die Bharatiyakultur ruft die Menschen auf: Vater ist Gott, Mutter ist Gott. Jeder Mensch ist eine Verkörperung Gottes. Tatsächlich ist die gesamte Schöpfung Gott. Unfähig, diese große Wahrheit zu erkennen, behaupten wir: „Diese Person ist mein Feind, er hat mich schlecht behandelt“, und entwickeln Abneigung gegen diese Person. Wie du denkst, so wird es sein. Liebe erzeugt Liebe und Hass erzeugt Hass. Es ist normal, jenen zu helfen, die euch helfen. Sai allein ist so gnädig, jenen zu helfen, die versuchen, ihm Schaden zuzufügen und ihre eigenen Fehler ignorieren. Ihr müsst sogar jene lieben, die euch verletzen. Das ist wahres Menschsein. So eine menschliche Qualität müsst ihr entwickeln. Wem immer ihr begegnet, behandelt ihn als eine Verkörperung des Göttlichen. Es heißt: Gott ist in der Gestalt des Menschen. Betrachtet das Bild irgendeiner Form Gottes, Gott ist in menschlicher Gestalt dargestellt. Rama, Krishna oder irgendeine andere Gottheit – alle gibt es nur in menschlicher Gestalt. Ihr könnt mit Gott in verschiedenen Gestalten und Namen in Verbindung treten, aber alle sind Verkörperungen des göttlichen Selbst. Die atmische Natur ist in allen Menschen dieselbe, unabhängig von Namen und Formen. Es heißt: Der eine Atman wohnt in allen Lebewesen. Man muss von Kindheit an solch edle Empfindungen kultivieren. Ihr glaubt vielleicht, es sei eine schwierige Aufgabe. Nein; nichts ist leichter als dieses Gefühl der Gleichheit. Angenommen, ein Mensch, den ihr für einen Feind haltet, tritt an euch heran. Grüßt ihn respektvoll und fragt: „Hallo, Bruder, wie geht es dir?“ Sogleich wird der andere Mensch mit den Worten antworten: „Wie geht es dir, Bruder?“ Er wird nicht zornig werden. Wieso? Da du ihn Bruder genannt hast, wird er dich auch auf die gleiche Weise behandeln. In eurem Sprechen zeigen sich entweder Liebe und Vertrauen oder Feindschaft und Misstrauen der anderen Person gegenüber. Ihr müsst euch auf eine Ebene erheben, wo ihr fähig seid, dasselbe atmische Prinzip in allen wahrzunehmen. Dann werdet ihr wahrhaft zur Verkörperung des göttlichen Selbst werden. Ihr müsst euch selbst so betrachten: „Ich bin eine Verkörperung des göttlichen Selbst. All diese verschiedenen menschlichen Gestalten sind bloß meine Widerspiegelungen. Ich bin fähig, mich selbst in diesen Körpern zu sehen, die wie Spiegel sind.“ Nur wenn ihr fähig seid, diese Stufe zu erreichen, werdet ihr wirklichen Frieden genießen. Ihr werdet keinen Frieden erfahren, nur indem ihr Mantren mithilfe der Gebetskette wiederholt, oder euch mit Askese, Yoga oder Opferriten wie Yajna und Yaga befasst. Die Menschen sehnen sich nach Frieden und führen zu diesem Zweck etliche spirituelle Übungen durch. Aber sie finden nirgendwo Frieden. Wo immer man hinschaut, in der äußeren Welt ist nur Stückwerk (pieces). Doch wenn die Menschen ihre Schau erst einmal nach innen wenden, werden sie in der Lage sein, Frieden zu finden. Der innere Frieden manifestiert sich im Äußeren. Nur so ein Mensch mit der inneren Schau kann Mensch im wahren Sinn genannt werden. Tiere jedoch besitzen keine solche innere Schau und haben kein Unterscheidungsvermögen. Deshalb legen sie Grausamkeit an den Tag. Ihr seid kein Tier. Ihr seid ein Mensch. Führt deshalb ein Leben, das einem Menschen ziemt. Ihr behauptet, ihr seid ein Mensch, aber ihr führt das Leben eines grausamen Tieres. Wie könnt ihr dann Mensch genannt werden? Lebt wie ein wahrer Mensch. Befreit euch von tierischen Eigenschaften wie Lust und Verlangen, Zorn, Gier, Verblendung, Stolz und Hass und Neid. Ihr solltet niemanden hassen.

Bis heute empfinde ich niemandem gegenüber Zorn. Aus diesem Grund lieben mich alle Menschen. Ich habe nur eine Eigenschaft, und das ist Liebe zu allen. Deshalb werden mir die Menschen, selbst wenn ich in einen Wald gehe, dahin folgen. Es ist allein meine Liebe, die die Menschen zu mir zieht. Dennoch entwickeln manche Menschen Abneigung gegen mich. Es ist nicht mein Fehler, sondern ihre eigene Einbildung. Die Leute fragen sich, wie Swami so göttlich friedvoll ist und tagein tagaus mit so vielen Menschen in Verbindung treten kann. Tatsächlich ist Friede natürlich für mich. Ich lächele immer und habe eine heitere Miene. Ich kann niemals ein Gesicht ziehen, als hätte ich Rizinusöl getrunken. Ich bin immer glücklich und lächle immer. Ich rufe euch dazu auf, auch so zu sein. Wenn ihr alle glücklich seid, bin ich glücklich. Euer Glück ist mein Glück. Was könnte der Grund dafür sein, dass Millionen Menschen mich lieben? Was hat euch in so großer Anzahl hierher gebracht? Habe ich euch allen irgendeine Einladung geschickt? Allein eure Liebe hat euch hierher gebracht. Können Einladungen Menschenmengen anziehen? Sogar ohne Einladung rennen die Menschen zu mir, wenn sie erfahren, dass ich durch einen bestimmten Ort fahre. Was könnte der Grund dafür sein? Liebe allein. Liebe ist Gott; lebt in Liebe. Das müsst ihr lernen und kultivieren. Liebe ist die vorrangige Eigenschaft, die ihr kultivieren solltet. Versprecht das an diesem heiligen Tag.

Sehr bald wird die gesamte Welt vereint sein. Tatsächlich wird nach 28 Jahren die Welt selbst Bharat werden. Jeder wird sich selbst Bharatiya nennen (Bhagavat ratha – jemand, der von Göttlichkeit durchdrungen ist). Niemand wird sich als zu diesem oder jenem Staat, dieser oder jener Region gehörend bezeichnen. Ihr könnt in irgendein Land gehen, aber betrachtet euch als zum Land Bhârat gehörend. Es mag zum Beispiel den Staat Karnataka oder Tamil Nadu geben, aber sie alle sind Teil eines größeren Landes namens Bharat. Ohne das Land können die Staaten nicht existieren. Ihr seid von Anfang bis Ende alle Bharatiyas. Deshalb sagt, dass ihr aus Bharat kommt. Die verschiedenen Staaten mögen nach bestimmten sprachlichen oder geographischen Gesichtspunkten gebildet worden sein. Aber sie sind alle Teile des einen Landes, Bharat. Wir alle gehören nur einer Partei an – der Partei der Liebe. Liebe, Liebe, und Liebe allein. Wenn ihr Liebe als eure leitende Kraft bewahrt, könnt ihr in jedes Land gehen, und die Leute werden euch respektieren, euch als ihre eigenen Brüder und Schwestern betrachten und euch alle nötige Hilfe erweisen. Liebe ist Selbstlosigkeit. Ein Mensch sollte niemals Selbstsucht haben. Dennoch entwickeln die Menschen aus eigenem Antrieb schlechte Eigenschaften wie Selbstsucht, Hass, Zorn usw. Dies sind Wesenszüge, welche die Menschen selber kultivieren; sie sind nicht von Gott gegeben. Gott hat allen Menschen nur eine edle Eigenschaft verliehen, das ist Liebe. Liebe ist ewig. Physische Kraft, Mut oder Tapferkeit können niemals der Kraft der Liebe gleichkommen. Als Sita unter der Bewachung von Dämonen in Lanka gefangen war, war es ihre Liebe zu Rama, die ihr den Mut und das Vertrauen gab, allen schwierigen Situationen kühn zu begegnen. Während dieser Zeit konzentrierte sie sich ständig auf Ramas göttlichen Namen. Schließlich rettete Ramas Liebe sie. In diesen zehn Monaten konnte niemand sie anrühren. Wenn ihr nur eine solche göttliche Liebe entwickelt, wird sie euch alles verleihen. Ihr solltet alle zu Verkörperungen der Liebe werden. Betet ständig „samastah loka sukhino bhavantu“ – „mögen alle Lebewesen in allen Welten glücklich sein“; es ist das einzige Gebet, das ihr alle verrichten müsst. Dann werden alle Menschen in allen Ländern glücklich und friedvoll sein. Ich liebe euch alle. Ich habe keine Feinde. Niemand hasst mich. Manchmal spreche ich barsch und erhebe dabei meine Stimme. Aber das ist nur äußerlich. Ich hege niemandem gegenüber eine böse Absicht. Wenn ihr deshalb dem von Swami gesetzten Ideal folgt und alle liebt, wird euer Leben geheiligt sein. Eure Eltern, Brüder, Schwestern, Verwandten und Freunde werden glücklich sein.

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books & Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

83. Geburtstag, 23.11.2008

 

Alle Namen und Formen sind nichts als die Manifestationen des Höchsten Wesens, welches absolutes Sein, Wissen, Glückseligkeit und nichtdual ist. Er ist die Verkörperung von Wahrheit, Güte, Schönheit – Satyam, Shivam, Sundaram.

Verkörperungen der Liebe!

Das Land Bharat ist höchst heilig. In diesem heiligen Land Bharat ist Toleranz die erhabene Eigenschaft, die wir kultivieren sollten. Die Bharatiyas sind heute wie ein Elefant, der unfähig ist, seine innewohnende Kraft zu erkennen. Der Elefant ergibt sich sanftmütig den Anweisungen eines Elefantenwärters, der unwissend und ungebildet ist. Trotz seiner großen Stärke kann der Elefant diese Kraft nicht demonstrieren. Entsprechend sind die Bharatiyas heute unfähig, ihre Stärke zu zeigen, obwohl sie eine reiche Kultur, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit als Besitz auf ihrer Seite haben. Die Veden verkünden:Unsterblichkeit wird nicht durch Handlung, Nachkommenschaft oder Wohlstand, sondern allein durch Opfergeist erreicht. Der größte Nachteil in diesem Land ist die mangelnde Einheit der Menschen untereinander. Wir haben alles in diesem Land. Wir besitzen edle Eigenschaften. Wir sind rechtschaffen. Aber unter den Menschen herrscht keine Einheit – mit dem Ergebnis, dass alle anderen positiven Faktoren unwirksam werden. Wir müssen deshalb unter den Menschen Einheit kultivieren. Wir gehören alle einer Gattung an, der Gattung der Menschen. Leider zeigen wir als Menschen unmenschliche und tierische Eigenschaften. Deshalb müssen wir heutzutage als Erstes unsere innewohnende menschliche Natur anerkennen. Wir müssen das Leiden anderer als unser eigenes behandeln. Wir müssen die Schwierigkeiten anderer wie unsere eigenen behandeln. Wir müssen mit jedem freundschaftlich umgehen. Wir müssen Vertrauen in die Maxime Verkörperungen des einen göttlichen Selbst entwickeln. Wir müssen ein Unterscheidungsvermögen für Gut und Böse entwickeln und nur das Gute annehmen, und das Schlechte in allen Menschen beiseite lassen. Dasselbe Prinzip muss auch in der Gesellschaft befolgt werden. Wir müssen sogar jenen Gutes tun, die uns schaden.

Es ist nichts Großartiges, denen zu helfen, die euch geholfen haben. Derjenige ist edel, der selbst jenen hilft, die ihm geschadet haben.

Wir müssen immer gute Gedanken über Menschen hegen. Sieh Gutes, tue Gutes und sei gut – das ist der Weg zu Gott. Wie das Empfinden, so das Ergebnis. Wenn unsere Gedanken gut sind, werden wir uns immer an guten Handlungen beteiligen. Wenn ihr eine Mango esst, könnt ihr dann so wie nach einer Gurke aufstoßen? Nein. Entsprechend werdet ihr, wenn ihr immer gute Gedanken hegt, überall nur Gutes sehen. Wenn ihr euch in schlechten Gedanken ergeht, werdet ihr überall nur Schlechtes wahrnehmen.

In Muddenahalli, in der Nähe von Bangalore, ist ein Sathya Sai College. Etliche Jungen, die aus armen Familien in den Dörfern der Umgebung kommen, studieren in diesem College. Eine Reihe von Menschenfreunden half dem College auf verschiedene Weise. Einige errichteten Unterrichtsräume, andere eine Bhajanhalle, usw. Diese Institution ist jedoch keiner Universität angeschlossen. Wenn die Jungen ihre Ausbildung abgeschlossen haben, müssen sie in Orte wie Bangalore gehen, um einen Studienabschluss zu bekommen. Als ich an ihre Not dachte, kam mir eine gute Idee. Hier in Puttaparthi sind unser College und unsere Universität in weiträumigen und schönen Gebäuden untergebracht. Angenommen, wir etablieren in Muddenahalli einen Campus, dann werden die Jungen dort ebenfalls glücklich sein, nicht wahr? Deshalb habe ich beschlossen, auch in Muddenahalli einen Campus der Sri Sathya Sai Universität aufzubauen. Mein Wille ist göttlich und deshalb unwiderruflich und unveränderlich. Jetzt, da ich die Entscheidung getroffen habe, werde ich den Vorgang von morgen an in Gang setzen. Die Jungen, die in Muddenahalli im College studieren, kommen aus dem ländlichen Bereich und sind sehr arm; deshalb sind sie nicht in der Lage, zur höheren Bildung in die Städte zu gehen. Aus diesem Grund setzen sie ihre Studien nicht fort und sind in der Landwirtschaft tätig. Natürlich ist auch das notwendig. Weltliche Bildung trägt dazu bei, ein komfortables Leben zu führen. Deshalb ist Bildung von höchster Priorität. Wenn sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben, können sie jeder Beschäftigung inklusive Landwirtschaft nachgehen. Deshalb habe ich beschlossen, den Jungen in Muddenahalli Universitätsbildung zu verschaffen. Ich bin der Ansicht, dass, gemeinsam mit den akademischen Fachgebieten, Vorsorge getroffen werden muss, Epen und heilige Texte wie Ramayana, Bhagavatam und Bhagavadgita zu lehren. Die Jungen müssen gut ausgebildet werden, und ihnen muss erlaubt werden, die Botschaft dieser Epen in den Dörfern der Umgebung zu verbreiten. Ohne eine spirituelle Grundlage ist jegliche weltliche Bildung nutzlos. Es gibt Millionen gebildeter Menschen in der Welt. Aber welchen Beitrag leisten sie für die Gesellschaft? Keinen. Ihnen ist die Gesellschaft sogar gleichgültig. Sie sind verrückt nach dem luxuriösen Leben in den Städten. Sie nehmen an schlechten Aktivitäten wie Glücksspiel und Clubleben teil. Auch die Kinder schlagen schlechte Wege ein, so wie sie es bei ihren Eltern gesehen haben. Ich bin deshalb der Ansicht, den Kindern sollte beigebracht werden, den rechten Pfad zu gehen. Die Älteren werden die Kinder beobachten und ihnen später nachfolgen. Dies bedenkend, habe ich beschlossen, in Muddenahalli einen Campus der Universität zu errichten. Die Kosten könnten ungefähr zwanzig bis dreißig Millionen Rupien betragen. Ich scheue diese Ausgaben nicht. Mein Beschluss lautet, dass dies notwendig ist.

Die Jungen in Prashanti Nilayam sind hervorragend. Sie sind reines Gold. Es ist möglich, dass ein oder zwei vom rechten Weg abkommen, aber sehr bald passen sie sich der akademischen Umgebung an und folgen der Hauptströmung. Gestern führten die Jungen ein Schauspiel auf. Es vermittelte eine große Botschaft. Das Thema des Stückes waren zwei Brüder, die in einem kleinen Dorf um ihren Anteil am Besitz stritten. Ihnen wird der Rat gegeben: „Liebe Brüder, wenn ihr auf diese Weise miteinander streitet, wie kann dann unser Dorf gedeihen? Ihr solltet vereint sein und ein freundschaftliches Leben führen.“ Sie werden schließlich auf den rechten Weg gebracht. Die Jungen sollten deshalb ermutigt werden, solche Dorfentwicklungsprogramme in Angriff zu nehmen. Die Studenten sind heutzutage zweifellos gut. Aber die Älteren verderben sie durch ihr schlechtes Verhalten. Es sind die Älteren, die sie auf schlechte Wege führen. Die Studenten erkennen jedoch schnell ihre Fehler und berichtigen ihre Schritte. Ich weiß um Jungen, die ihren Eltern, die dem Alkohol verfallen sind, den Rat geben, von solch schlechten Wegen abzulassen, indem sie sagen: „Lieber Vater, du solltest dich nicht in so schlechten Gewohnheiten ergehen. Wenn du das tust, wirst du uns nur ermutigen, ebenfalls zu trinken. Das ist nicht gut.“ Wenn die Älteren trinken, rauchen und Glücksspiele spielen, werden die Kinder dasselbe tun. Sie werden verdorben. Deshalb müssen zuerst die Älteren ein vorbildliches Leben führen, wenn die Kinder ein tugendhaftes Leben führen sollen. Ich habe daher beschlossen, in Muddenahalli einen Universitätscampus zu errichten, um den Jungen beizubringen, ein vorbildliches Leben mit reinen Gewohnheiten zu führen. Die Jungen dort können es sich nicht leisten, zur Universitätsbildung in eine Stadt zu gehen, noch können ihre Eltern sich die Ausgaben leisten. Deshalb habe ich beschlossen, einen Universitätscampus mit der erforderlichen Ausstattung und Einrichtungen wie Unterrichtsräumen für alle Studiengänge und ein gutes Studentenwohnheim zu errichten. Es wird in einem Jahr zur Eröffnung fertig sein. Dies ist mein göttlicher Wille.

Mehrere Menschen wie Anil Kumar, Ajit Popat usw. haben lange gesprochen und mich gepriesen. Mich erfreuen solche Lobpreisungen nicht. Ich habe nicht den Wunsch, dass die Menschen mich rühmen. Ich werde durch solche Maßnahmen weder stolz noch niedergeschlagen. Ich bin jenseits von Lob oder Spott, Achtung oder Missachtung, Ärger oder Glück. Ich habe nur eine einzige Eigenschaft: meine Liebe. Ich liebe sogar jene, die mich hassen. Ich liebe sogar jene, die sich in schlimmer Propaganda gegen mich ergehen. Ich betrachte niemanden als Feind. Alle sind mein. Ich kümmere mich wie eine Mutter um euch alle. Meine Liebe ist nicht die einer einzelnen Mutter. Es ist die Liebe von tausend Müttern. Sais Liebe ist die Liebe von tausend Müttern. Nur durch diese Liebe ignoriere ich all eure Fehler und gehe weiter vorwärts. Wenn jemand einen Fehler begeht, rufe ich ihn und berichtige ihn mit erhobener Stimme. Aber ich zeige ihm gegenüber keinen Zorn. Ich empfinde niemandem gegenüber Zorn. Tatsächlich kenne ich keinerlei Zorn. Menschen, die nicht in der Lage sind, meine wahre Natur zu verstehen, denken anders. Was immer die Leute denken und sagen mögen, ich habe nur eine Eigenschaft, und das ist Liebe. Meine Straße ist eine königliche Straße, ohne Abkürzungen. Die Leute verstehen mich nicht richtig. Wenn sie erst einmal meine wahre Natur erkennen, werden sie von selbst bereuen. Diese Reue ist die Wiedergutmachung für ihr falsches Verständnis. Dennoch gibt es keinen Wandel in meiner Einstellung ihnen gegenüber. Was ich wünsche, ist samastah loka sukhino bhavantu – mögen alle Wesen in allen Welten glücklich sein.Alle sollten gesund und munter sein und glückliche, blühende Leben führen, in gegenseitiger Liebe und Verständnis. Ihr könnt Wohlstand erwerben, aber ihr solltet ihn nicht missbrauchen. Nur dann werde ich glücklich sein. Solchen Menschen werde ich jegliche Hilfe erweisen. Bis heute habe ich meine Hand vor niemandem um irgendwelche Hilfe ausgestreckt. Sollte in dieser großen Versammlung von Devotees in dieser Halle irgendjemand sein, den ich um Geld gebeten habe, dann möge er oder sie aufstehen und auf mich zeigen. Es gibt mit Sicherheit niemanden. Was immer ich in meiner avatarischen Mission benötige, kommt nur von innen. Geld kommt und geht, Moral kommt und wächst. Es ist mein Bemühen, dass Moral entwickelt wird. Alle Dörfer müssen entwickelt werden. Für diesen Zweck ist Bildung in ländlichen Bereichen ein wichtiges Instrument. Gleichzeitig muss auch Glaube an Gott entwickelt werden. Leute mit Selbstvertrauen können alles erreichen.

Bhakta Ramdas wollte in Bhadrachalam einen herrlichen Tempel für Rama errichten. Deshalb benutzte er alle Steuergelder, die er vom Volk eingesammelt hatte, für diesen Zweck. Als Folge davon wurde er von Kaiser Tanisha eingesperrt und angeklagt, staatliche Gelder missbraucht zu haben; er wurde großer Qual ausgesetzt. Unfähig, die physische Folter zu ertragen, betete er zu seinem geliebten Herrn Rama und benutzte sogar barsche Worte:

Das Kronjuwel, welches dich schmückt, kostete mich 10 000 Goldmünzen. Meiner Qualen nicht eingedenk, stellst du den Schmuck zur Schau, als wäre er dein angestammtes Eigentum!

Schon im nächsten Augenblick erkannte er seine Torheit, bereute und bat Rama um Verzeihung. So ähnlich mögen etliche Leute sich alle möglichen Gedanken über Swami machen und über ihn reden. Aber sehr bald werden sie erkennen und ihre unüberlegten Handlungen bereuen. Verschiedene Menschen haben verschiedene Ansichten. Aus ihrer Verblendung heraus ergehen sich die Menschen in losem Geschwätz. Ich aber unterliege keinen Täuschungen. Was immer die Menschen reden mögen, ich spreche mit ihnen und grüße sie liebevoll. Ich bestrafe sie nicht für ihr taktloses Gerede oder Verhalten. Sie selbst müssen ihren Fehler einsehen und bereuen. Wenn sie mich jetzt verunglimpfen, werden sie selbst später Schwierigkeiten begegnen. Deshalb sollten die Menschen zweimal nachdenken, ehe sie sich in lockerem Gerede ergehen. Leider ist niemand in der Lage gewesen, meine wahre Natur zu verstehen. Sie geben vor, meine Geisteshaltung (mind) verstanden zu haben, aber niemand konnte diese im Mindesten erfassen. Sie schauen nur auf die äußeren Manifestationen. Sie sprechen nur über meine Programme und Aktivitäten in der äußeren Welt. Sie sind unfähig, meine göttliche Liebe überhaupt zu erkennen, die aus der Tiefe meines Herzens strömt. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass die Menschen es eines Tages erkennen werden. Ich wünsche immer das Wohlergehen der gesamten Welt und bin dafür tätig. Alle sollten in Frieden leben. Auch wenn wir keinen anderen Besitz haben, können wir ein glückliches Leben führen, wenn nur Liebe unser Eigentum ist. Und diese Liebe sollte durch Selbstvertrauen gestützt werden.

Gott ist die einzige Quelle und der einzige Versorger des gesamten Universums. Alles sonst ist eine Illusion. Leiden und Schwierigkeiten, Verlust und Gewinn, Krankheiten und Beschwerden – betrachtet sie alle als den göttlichen Willen. Dann wird sich für euch alles als gut erweisen. Ihr behauptet: „Dies ist mein Körper.“ Aber wer bist du? Ihr sagt „mein Körper“, aber du bist nicht „ich bin der Körper“. Entsprechend sagt ihr „meine Gedanken und Gefühle“, aber du bist nicht „ich bin meine Gedanken und Gefühle“. Also bist „du“ etwas anderes als dein Körper, deine Gefühle usw. Wenn jemand euch nach eurem Namen fragt, dann antwortet nicht „ich bin Rama“ oder „ich bin Krishna“. Sagt: „Ich bin Ich.“ Welchen Namen ihr auch nennt, es ist nur der Name, den eure Eltern euch gegeben haben. Es ist nicht euer wirklicher Name. Tatsächlich gehört euch nichts in dieser Welt. „Ich“ ist euer einziger Besitz. Aus diesem Grund benutzen wir für alles das Wort „ich, ich, ich.“

Ihr seid wahrhaft Gott, wenn ihr euch nur freimacht von dem „Ego-Ich“ und dem „Mein“, der Bindung. Dann seid ihr wirklich ihr selbst (euer wirkliches Selbst). Wenn ihr sagt „mein Haus“, „meine Leute“ usw., wächst die Bindung. Diese Körperbindung erzeugt Ego. Deshalb werdet ihr, wenn ihr euch erst einmal über „ich und mein“ erhebt und ein zufriedenes Leben führt, große Freude daraus beziehen. Möget ihr alle ein glückliches, liebevolles und langes Leben führen! Möget ihr alle vereint sein!

Lasst uns alle zusammen sein, lasst uns alle gemeinsam wachsen, lasst uns alle vereint bleiben und gemeinsam in Intelligenz wachsen. Lasst uns in Freundschaft und Harmonie zusammenleben.

Mit einem Finger allein können wir keine Arbeit ausführen. Wenn alle fünf Finger der Hand zusammenkommen, können wir jegliche Arbeit tun. Entsprechend kann, wenn die Menschen uneins sind, keine Arbeit ausgeführt werden.

Eine kleine Geschichte hierzu: Einst stritten die fünf Finger einer Hand untereinander, welcher Finger wichtig sei. Der Mittelfinger argumentierte voller Ego: „Ich bin größer als ihr alle. An meinen beiden Seiten befinden sich zwei Leibwächter. Deshalb bin ich groß.“ Der Zeigefinger stellte fest: „

Ihr könnt jegliche Arbeit nur dann verrichten, wenn ich euch diese Arbeit zeige. Ansonsten seid ihr dazu nicht in der Lage. Demzufolge bin ich allein groß.“ Jetzt mischte sich der kleine Finger ein und sagte: „Obwohl ich klein bin, stehe ich vorne als der Befehlshaber, um jemanden zu bestrafen oder ihm eine Lektion zu erteilen. Deshalb bin ich wichtig.“ Daraufhin lachte der Ringfinger und sagte: „Die Menschen tragen nur am Ringfinger mit Diamanten und Edelsteinen versehene Ringe. Deshalb bin ich der Herrscher über alle.“ Schließlich, nachdem er sich all dies angehört hatte, brach der Daumen in lautes Gelächter aus und beendete die gesamte Diskussion mit dem Vorschlag: „Ohne mich kann keiner von euch irgendeine Arbeit tun. Lasst uns deshalb alle zusammenkommen, um zu arbeiten.“

Lasst all die Gläubigen, Ungläubigen, Gläubig-Ungläubigen und Ungläubig-Gläubigen zusammenkommen. Das ist es, was wir heute brauchen. Was Bharat heute braucht, ist Einheit. Wir haben alles – Liebe, Wahrheit, Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit, aber keine Einheit. Nur durch den Mangel an Einheit führen wir ein Leben der Verschiedenheit und der abweichenden Ideen. Alle sollten vereint sein und ein glückliches Leben mit einem Gefühl der Kameradschaft und Brüderlichkeit führen. Leider gibt es heutzutage sogar zwischen Vater und Sohn Meinungsverschiedenheit im Haus. Ehefrau und Ehemann, Brüder und Schwestern, alle streiten miteinander. Wie können da Frieden und Glück in der Familie herrschen? Es mag Meinungsverschiedenheiten geben, aber sie sollten nicht lange andauern. Sie kommen und gehen einfach gleich vorbeiziehenden Wolken. Warum sollten die Menschen dann miteinander streiten? Schenkt diesen Unterschieden keine Beachtung.

Obwohl ich riesige soziale Sevaprojekte durchführe, habe ich niemanden um irgendetwas gebeten. Ich hatte ein Projekt durchgeführt, um 10 Millionen Menschen, die in Chennai leben, mit Trinkwasser zu versorgen. Jedes Haus wurde mit Trinkwasser versorgt. Darüber hinaus wurde auch Wasser für Bewässerungszwecke bereitgestellt. Die Menschen, die in den höher gelegenen Gebieten der Ost- und Westgodavaridistrikte in Andrah Pradesh leben, hatten zu leiden, weil es kein sauberes Trinkwasser gab. Ich traf deshalb Vorkehrungen für die Ausführung eines Trinkwasserversorgungsprojektes zum Wohle all jener Menschen. Zusammen mit der Trinkwasserversorgung wurden auch Vorkehrungen getroffen, um unterwegs Wasserreinigungssysteme zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise habe ich immer den Wunsch, jedem Einzelnen etwas Gutes zu tun. Jetzt schlage ich vor, in Muddenahalli zum Wohle der Studenten, die dort im Sathya Sai College studieren, ein Universitätsgelände zu errichten. Ich habe mit meinen eigenen Augen die Schwierigkeiten mit angesehen, welche die Studenten dort aufgrund der mangelnden Einrichtungen für höhere Bildung durchmachten, und es bewegte mich. Deshalb versicherte ich ihnen, ich würde die notwendigen Einrichtungen zur Verfügung stellen. Ist hier jemand von Muddenahalli? (Swami lud Sri Narayana Rao ein, zur Veranda zu kommen, und stellte ihn dem Publikum vor). Dieser Mann ist der Rektor der Sri Sathya Sai Higher Secondary School, Muddenahalli. Er ist hochgebildet und führt die Schule gut. Wann immer ich Muddenahalli besuche, betet er: „Swami, wann wirst du deine Gnade über uns ausschütten?“ (Mit Swamis freundlicher

Genehmigung sprach Sri Narayana Rao ein paar Minuten lang und bedankte sich bei Swami. Dann beendete Swami seine göttliche Ansprache mit den Worten:)

Die Freude, die ich euch heute geschenkt habe – teilt sie mit allen! Seid glücklich!

Rama, Rama, Rama, Sita…

Übersetzung der vom Sri Sathya Sai Books & Publications Trust herausgegebenen, gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

  © by Sathya Sai Vereinigung Deutschland, e.V.

 

 

Weihnachten, 25.12.2008

 

Bharat ist das Heimatland vieler edler Seelen, die in allen Kontinenten der Welt einen großen Namen und Ruhm erlangten. Dies ist das Land tapferer Menschen, welche die fremden Herrscher auf dem Schlachtfeld bezwangen und die Unabhängigkeit erreichten. Dies ist das Land, das sich in Musik, Literatur und anderen Künsten hervortat.Da ihr in diesem großen Land Bharat geboren seid, ist es, eure heilige Pflicht, oh Jungen und Mädchen,  sein reiches kulturelles Erbe zu schützen.

Verkörperungen der Liebe!

Was kann man über Jesus Christus sagen, was nicht bereits gesagt wurde? Heute ist Weihnachten, der heilige Tag, an dem Jesus Christus vor ungefähr zweitausend Jahren geboren wurde. Ihr alle wisst darum.

 

Alles, was wir sehen, hören und tun, gleicht Szenen in einem Traum, die bald verschwinden werden. Natürlich sind sie real, solange ihr schlaft. Sobald ihr aufwacht oder in den Tiefschlaf gleitet, verschwinden sie einfach. Genauso gleicht alles, was ihr in der gegenständlichen Welt seht, hört und tut, Traumszenen. Sie sind unwirklich und unterliegen dem ständigen Wandel. Das Atmanprinzip ist die einzige Wesenheit, die in allen drei Zeitperioden, nämlich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ebenso wie im Wachzustand, im Traumzustand und im Tiefschlaf, gegenwärtig ist. Dieses Atmanprinzip ist Liebe. Tatsächlich wird Liebe aus dem Atman geboren. Wenn ihr nur Liebe entwickelt, wird die gesamte Welt unter eure Kontrolle kommen.

Ihr solltet niemanden verletzen. „Verletze nie, hilf immer.“ Ihr müsst ständig an die Liebe denken, welche die ewige Wahrheit ist. Ihr seid nicht eine Person, sondern drei – erstens die, die ihr glaubt zu sein, zweitens die, für die andere euch halten und drittens die, die ihr wirklich seid. Das ist eure wahre Natur. Ihr sagt: „Dies ist mein Körper, dies sind meine Gedanken und Gefühle (mind), dies ist mein Intellekt, dies mein Gemüt (citta, auch: inneres Bewusstsein).“ Aber wer ist dieses „Mein“? Leider gibt es heutzutage niemanden, der sich diese Frage stellt. Wenn ihr „mein Körper“ sagt, seid ihr vom Körper getrennt. Ihr sagt: „Dies ist mein Haus.“ Aber wer bist du? Ihr müsst eine Antwort auf diese Frage finden. Wie lange wird dieses Haus, von dem ihr sagt, es gehöre euch, stehen bleiben? Es wird mit Sicherheit eher früher als später verfallen. All diese weltlichen Dinge unterliegen dem Wandel und der

Zerstörung. Es gibt nur eine Wesenheit, die unwandelbar ist: es ist das göttliche Prinzip, Brahmatattva. Dies ist Liebe. Wenn ihr dieser Liebe nur habhaft werdet, wird alles andere unter eure Herrschaft kommen.

Wo immer ihr heute hinschaut, gibt es nur Wünsche, Wünsche und noch mehr Wünsche. Ihr müsst diese Wünsche einschränken. Nur dann wird euer Geist ruhig werden. Ihr sagt: „Ich will dies, ich will das“ usw. Auf diese Weise entwickelt ihr viele Wünsche. Aber sie alle gleichen vorbeiziehenden Wolken. Warum solltet ihr eure Wünsche wegen diesen vorüberziehenden Wolken vervielfältigen? Letztendlich gibt es nichts, was euch begleitet, wenn ihr diese sterbliche Hülle verlasst. Große Könige und Kaiser herrschten über diese Welt. Sie eroberten viele Länder und häuften grenzenlosen Reichtum an. Nicht einmal Alexander der Große, der verschiedene Teile der Welt erobert hatte, konnte auch nur einen winzigen Teil des Reichtums, den er angehäuft hatte, mit sich nehmen. Er musste diese Welt mit leeren Händen verlassen. Um diese Wahrheit zu demonstrieren, gab er seinen Ministern die Anweisung, seinen Leichnam in einer Prozession durch die Straßen seiner Hauptstadt zu tragen, und zwar so, dass seine beiden Hände in erhobener Stellung Richtung Himmel zeigten. Als die Minister nach dem Grund für diese eigentümliche Anweisung fragten, erwiderte er: „Ich habe viele Länder erobert und sehr viel Reichtum angehäuft. Eine riesige Armee steht unter meinem Kommando. Dennoch kommt nichts davon mit mir, wenn ich diesen Körper verlasse. Ich gehe mit leeren Händen. Dies muss allen Leuten gezeigt werden.“

Verkörperungen der Liebe!

Natürlich sollten die Menschen einige Annehmlichkeiten für diesen physischen Körper haben, und sich einige Wünsche erfüllen, die für ihr tägliches Leben notwendig sind. Aber leider haben diese Wünsche den Punkt der Unersättlichkeit erreicht. Ihr lebt vielleicht einige Jahre oder volle hundert Jahre in dieser physischen Welt, aber eines Tages muss der Körper abgelegt werden. Man sollte deshalb keine grenzenlosen Wünsche kultivieren.

Manche Menschen hegen den intensiven Wunsch, Gott zu schauen. Wo ist Gott? Ihr seid alle Verkörperungen des Göttlichen! Gott ist nicht abgesondert. Menschen sind wertvoller als aller Reichtum der Welt! In der menschlichen Gestalt ist Gott.

Wir sehen drei Arten von Lebewesen in der Welt – zahme Tiere, wilde Tiere und Menschen. Man muss selber herausfinden, ob man zur Kategorie der zahmen Tiere oder der wilden Tiere oder der Menschen gehört. Wenn ihr euch als Mensch betrachtet, dann solltet ihr menschliche Werte entwickeln, ein menschliches Leben führen und menschliche Gedanken hegen.

Vor allem Wahrheit ist ein menschlicher Wert. Wahrheit unterliegt in allen drei Zeitperioden, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, keinerlei Wandel. Wahrheit ist immer Wahrheit. Ihr müsst Vertrauen in diese Wahrheit entwickeln. Alles andere verändert sich. Ihr behauptet: „Heute bin ich voll Frieden“ Aber was ist mit morgen? Kein Friede! Nur Uneinigkeit und Aufruhr (Swamis Wortspiel im Englischen: peace – pieces). Demzufolge verändert sich auch dieser Zustand des Friedens.

Liebe ist Gott, lebt in Liebe. Tatsächlich wird euer gesamtes Leben durch Liebe genährt und gespeist. Wenn Wahrheit und Liebe zusammenkommen, ist das Ergebnis Gewaltlosigkeit. Wo Liebe ist, werden die Menschen nicht miteinander streiten. Ihr werdet auf niemanden wütend. Wenn ihr Liebe entwickelt, dann betrachtet ihr alle Menschen als eure Brüder. Angenommen, ihr trefft jemanden und sagt: „Hallo, Bruder“ – sogar euer Feind wird mit den Worten „hallo, Bruder“, antworten.

 

Was man fühlt, zu dem wird man (yad bhavan tad bhavati). Ihr müsst deshalb edle Empfindungen entwickeln. Gut und Böse entstehen allein aus euren Gedanken. Wenn etwas Schlechtes geschieht, ist es nicht etwas, was andere euch angetan haben. Noch hat Gott etwas damit zu tun. Ihr seid schlecht zu euch selbst! Eure Gedanken haben euch Schaden zugefügt! Angenommen, ihr seid glücklich: Nicht einmal das wurde von Gott verursacht. Auch das hat seine Ursache in euren eigenen Gedanken. Man muss deshalb als Erstes die eigenen Gedanken reinigen. Wenn ihr reine Gedanken entwickelt, wird euer Leben glücklich und friedvoll sein. Wo Reinheit ist, ist Göttlichkeit. Leider wird heutzutage das Göttliche im Namen der Religion geteilt und unterschieden. Wo Einheit, Reinheit und Göttlichkeit zusammentreffen, wird das Leben glücklich sein. Gott ist weder für eure guten noch schlechten Gedanken verantwortlich. Ihr allein seid für beide verantwortlich. Wenn ihr schlechte Gedanken habt, ist das eure eigene Schöpfung. Dasselbe gilt für gute Gedanken. Seht! Wie schön sind die Lichter in dieser Halle! Wer fertigte sie an? Der Mensch. Deshalb kann es ohne Menschlichkeit das Göttliche nicht geben. Das Menschsein muss geheiligt werden. Die Menschen müssen menschliche Werte kultivieren. Nur dann kann man Göttlichkeit erlangen. Die Sinne erzeugen viel Rastlosigkeit in uns. Sie führen uns auf vielerlei Weise auf schlechte Wege. Wenn unser Geist rein ist, führen sie uns jedoch auf den edlen Pfad. Haltet euren Geist deshalb immer in frischer und reiner Verfassung. Dem Geist sollte nicht erlaubt werden, zu schwanken, was zu ständigem Auf und Ab führt. Es heißt: Die gesamte Welt wird vom denkenden Geist (mind) durchdrungen. Ihr solltet nicht denken, Gott sei getrennt von euch. Ihr seid verwirrt, weil ihr glaubt, ihr wärt von Gott getrennt. Ihr seid nicht nur verwirrt (confused), sondern eure Sicherung (fuse) ist durchgebrannt, was bedeutet, dass ihr von Dunkelheit umgeben seid. Euer Glaube an Gott muss immer beständig und unerschütterlich sein.

Die Welt ist heutzutage mit viel Friedlosigkeit konfrontiert. Die Menschen ergehen sich in kriminellen Aktivitäten. Was ist dann eure Rolle in der gegenwärtigen Situation? Ihr braucht nichts anderes zu tun als Namasmarana, wiederholt einfach unablässig Gottes Namen. Sinnt über euer inneres Selbst nach. Ihr braucht keine Bomben oder Waffen zu benutzen. Bleibt jederzeit ruhig und gelassen. Bewahrt die Einstellung, dass alles, was geschieht, nur zu eurem Besten ist. Wenn ihr hingegen ständig darüber nachgrübelt, dass Soundso dieses und Soundso jenes getan hat, werdet ihr nur Hass gegen andere entwickeln. Besinnt euch deshalb immer mit einem ruhigen, beständigen Geist auf Gott. Verliert niemals den Mut und die innere Stärke. Wenn ihr diese nicht verliert, können die weltlichen Sorgen euch nicht im Geringsten beunruhigen und können in euch weder Angst noch Furcht erzeugen. Der physische Körper unterliegt Geburt und Tod. Es ist seine Natur.

Der Atman ist ewig, ohne Geburt und Tod. Er hat weder Anfang noch Mitte noch Ende. Er ist allgegenwärtig und der ewige Zeuge.

Wir erlauben uns heute negative Gedanken, die mit dem Körper zu tun haben. Ihr solltet niemals negative Gedanken hegen. Der physische Körper gleicht einem Schaumbläschen auf dem Wasser. Der Geist ist wie ein verrückter Affe. Der Körper muss früher oder später sterben. Deshalb solltet ihr dem physischen Körper nicht trauen. Ihr solltet euren Gedanken und Gefühlen (mind) keinen Glauben schenken. Natürlich solltet ihr euch, so lange ihr lebt, angemessen um euren Körper kümmern, denn der Körper ermöglicht es euch, euer Leben zu führen. Später fällt er von selber weg. Es gibt niemanden, der ewig in dieser Welt lebt. In dieser Welt existiert nur eine Wesenheit, die von Dauer ist und das ist der Atman. Die Leute sagen: „Ich selbst, ich selbst“ und „ich, ich“. Diese eine Silbe „Ich“ ist der wirkliche Atman. Wenn ein Mensch geistig gespalten ist, gilt er als verwirrt und unwissend. Ein Mensch, der dual denkt, ist halb blind. Deshalb sollte man zielgerichteten Glauben und Hingabe entwickeln. Wenn ihr erst einmal Glauben an etwas entwickelt habt, sollte dieser Glaube bis zu eurem Tod anhalten.

Leider wechseln die Menschen von Zeit zu Zeit ihren Glauben. Wenn sie Schwierigkeiten erleben, reagieren sie auf eine Weise. Wenn sie bessere Zeiten durchleben, wird ihr Verhalten ganz anders sein. Das sollte nicht geschehen. Liebe, Liebe, Liebe – sie ist die einzige Eigenschaft, die unwandelbar ist. Man sollte diese unwandelbare Liebe kultivieren. Was immer geschieht, entspricht Gottes Willen. Ihr haltet euch, aufgrund eures Ego, für den Handelnden. Ihr seid nicht der Handelnde. Wo seid ihr? In Wirklichkeit seid ihr nicht vorhanden. Es ist euer inneres Selbst, eure innere Stimme, die wirklich auf Situationen reagiert. Deshalb bedeutet „du“ euer Atman. Glaube an das innere Selbst ist die Grundlage von allem in dieser Welt.

Jesus wurde gekreuzigt. Mutter Maria konnte diesen Anblick nicht ertragen und weinte bitterlich. Jesus sagte daraufhin: „Warum weinst du? Dies ist natürlich. Was immer zu geschehen hat, wird geschehen. Deshalb solltest du keine Tränen vergießen.“ Jesus half den Fischern auf vielerlei Weise. Er gab ihnen Brot. Einmal konnten die Fischer nicht einmal einen einzigen Fisch fangen. Da rief er Petrus herbei und sagte: „Petrus, bring das Fischernetz und folge mir.“ Er wies die Fischer an, das Netz an einer bestimmten Stelle auszuwerfen. Sie machten einen so großen Fang, dass nicht einmal alle Fischer zusammen das Netz ans Ufer ziehen konnten. So kann Gott durch seinen göttlichen Willen alles vollbringen.

Alles ist nur Gottes Geschenk. Diese Tatsache muss man erkennen und entsprechenden Glauben entwickeln. Wenn ihr gute Zeiten erlebt, ist das Gottes Geschenk. Wenn ihr jedoch schlechte Zeiten erfahrt, ist das ebenfalls Gottes Geschenk. Diesen festen Glauben solltet ihr entwickeln. Wenn ihr an Malariafieber leidet, erhaltet ihr bittere Pillen. Auch das ist zu eurem Besten.

Gutes und Schlechtes existieren gemeinsam. Niemand kann sie voneinander trennen. Ihr könnt Gutes oder Schlechtes nicht unter Ausschluss des anderen finden.

Das Schlechte befindet sich nicht gesondert in einer fernen Ecke. Gutes und Schlechtes existieren gemeinsam. Es ist nur ein Unterschied in der Zeit. Wir müssen deshalb alles als Gottes Geschenk annehmen. Wenn uns Schlechtes begegnet, drücken wir unser Missfallen aus und sagen: „Ich will dies nicht!“ Ihr solltet das nicht tun. Sogar in Schlechtem ist Gutes. Gutes befindet sich im Schlechten und Schlechtes im Guten. Gutes und Schlechtes sind wie die Vorderseite und die Rückseite derselben Münze. Nur der Zeitpunkt ihres Eintreffens ist unterschiedlich. Angenommen, ihr esst heute Abend ein erfreuliches, geschmackvolles Essen, welches aus Süßigkeiten, Brot usw. besteht. Über Nacht verwandelt es sich in Ausscheidungen. Das gute Essen hat sich in schlechte Materie verwandelt. So geschehen Gut und Böse zu verschiedenen Zeiten, nicht gleichzeitig.

In der heutigen Welt müssen wir ständig zu Gott beten. Wenn man nur Glauben an das eigene Selbst entwickelt, wird einem alles andere zufallen. Wenn ihr diesen Glauben nicht habt, ist all euer Wohlstand und Besitz eine reine Verschwendung. Wir jagen voller Ego und Arroganz weltlichen Besitztümern hinterher, aber sie führen uns nirgendwo hin. Sie werden uns mit Sicherheit eines Tages in Gefahr bringen. Euer Verhalten sollte deshalb immer voll Demut und Glauben an Gott sein und ihr solltet denken: „Alles ist Gottes Geschenk; Gott ist in allem der Handelnde.“

Wo ist Gott? Diese Frage wird oft von Skeptikern gestellt. Gott ist in euch, bei euch, über euch, unter euch und um euch herum. Er ist der Bewohner eures Herzens (hridayavâsin). Euer Atman ist wahrhaft nichts anderes als Gott selbst. Deshalb braucht man nirgendwo sonst nach Gott zu suchen. Ihr wiederholt die Namen Rama und Krishna und identifiziert so das Göttliche mit einem bestimmten Namen und einer bestimmten Form. Das, was jenseits des Körpers, was jenseits des Namens ist, ist das wirkliche Göttliche. Das Göttliche hat nichts mit dem physischen Körper zu tun. Der physische Körper kann nur eine begrenzte Zeitspanne existieren. Er unterliegt ständigem Wandel. Zur Zeit der Geburt nennt ihr ihn Kind, wenn er heranwächst, Junge. Nach einiger Zeit nennt ihr ihn Mann und später, wenn er alt wird, Großvater. Das Kind, der Junge, der Mann und der Großvater sind einer allein. Obwohl Gott in menschlicher Gestalt gekommen ist und sich jetzt wie ein Mensch verhält, vergesst niemals, ihn als Gott zu erkennen. Da wir in menschlicher Form sind, lasst uns Gott in menschlicher Form erkennen. Ohne euren physischen Körper könnt ihr Gott niemals erkennen. Deshalb kann man Gott nur in der menschlichen Form erfahren.

Die Menschen entwickeln Ego aufgrund ihrer physischen und intellektuellen Fähigkeiten, ihres Wohlstands und Besitzes. Es ist auch üblich, dass das Ego in Machtpositionen sein Haupt erhebt. All diese werden im Nu verschwinden. Sogar euer Körper wird vergehen. Leider halten die Leute heutzutage die flüchtigen, weltlichen Besitztümer für dauerhaft, während sie die wirklich dauerhaften Dinge ignorieren. Erkennt deshalb die wahre Natur des atmischen Prinzips und verwirklicht es. Die Menschen strömen zu Tausenden und Hunderttausenden zu diesem Ort, um den Darshan dieses physischen Körpers zu haben. Doch wichtiger ist die Erkenntnis, dass der physische Körper auf das ewige Göttliche verweist. Das Göttliche ist jenseits des Körpers. Behandelt deshalb den Körper nicht als dauerhaft. Solange man lebt, muss man sich jedoch um die Gesundheit des physischen Körpers kümmern. Ihr solltet ihn nicht vernachlässigen in der Überzeugung, er werde eines Tages vergehen. Ihr müsst bis zu eurem letzten Atemzug für das Wohlergehen des Körpers sorgen. Was später mit ihm geschieht, ist nicht eure Angelegenheit.

Verkörperungen der Liebe!

Ihr braucht euch nicht auf die Suche nach dem Atman zu begeben. Der Atman ist allgegenwärtig – hinter euch, bei euch, um euch herum und über euch. Die Menschen setzen nicht ihr Vertrauen in dieses allgegenwärtige atmische Bewusstsein; sie jagen vergänglichen Dingen hinterher. Ihr müsst deshalb als Erstes fragen, was dauerhaft ist und was nicht. Erforscht euch selbst: „Wer bin ich?“ Es kommt die Antwort: „Ich bin ein Mensch.“

Wenn ihr euch als Mensch betrachtet, müsst ihr menschliche Eigenschaften haben. Ein Tier, wie z. B. ein Ochse oder Büffel, pflügt das Land, frisst Gras und verrichtet schwere Arbeit auf den Feldern. Auch entspricht es der Natur eines wilden Tieres, sich auf alle Geschöpfe zu stürzen, ihnen Schaden zuzufügen, auch sie zu töten. Wir sind weder Tiere noch Raubtiere. Wir sind Menschen. Deshalb müssen wir menschliche Eigenschaften entwickeln.

Was für Eigenschaften sind dies? Wahrheit, Frieden, Liebe und Gewaltlosigkeit. Wenn ihr die Eigenschaft der Gewaltlosigkeit entwickeln wollt, müsst ihr als Erstes Liebe kultivieren. Wo Liebe ist, wird Gewaltlosigkeit sein. Genauso sind Liebe, Frieden und Wahrheit alle voneinander abhängig. Wenn Liebe und Wahrheit zusammenkommen, ist Friede das Resultat. Wahrheit ist eine innewohnende göttliche Eigenschaft. Dies ist nicht Buchwissen; es ist die Manifestation des inneren Selbst. Es gibt keinen Menschen in dieser Welt, in dem Wahrheit nicht gegenwärtig ist. Man verbirgt diese Wahrheit jedoch und lässt sie als Unwahrheit erscheinen. Traurigerweise sind wir heutzutage mehr an Falschheit als an Wahrheit interessiert.

Ihr habt möglicherweise einige Theaterstücke über das Thema Liebe gesehen. Rama, Krishna, Sita und Radha sind mythologische Charaktere. Rama und Sita, Krishna und Radha sind leuchtende Beispiele des Liebesprinzips. Deshalb werden sie als Sitaramulu und Radhakrishnulu bezeichnet. Der Dämonenkönig Ravana hielt Sita zehn Monate lang in Lanka gefangen. Häufig versuchte er, sie zu überreden, seine Königin zu werden. Aber sie lehnte es entschieden ab, seinen Anträgen nachzugeben und sagte: „Du bist in keiner Weise mit Rama, der Verkörperung von Wahrheit und Rechtschaffenheit, vergleichbar.“ Sie schaute niemals auch nur sein Gesicht an. Sie pflückte einen Grashalm und warf ihn zu Boden mit den Worten: „Du bist wie dieser Grashalm. Deine Macht und Stärke können nicht mit der von Rama verglichen werden.“ Derart war ihr intensiver Glaube an Rama. Man muss einen solch starken Glauben an das Göttliche entwickeln.

In verschiedenen Teilen der Welt sind zahlreiche Terroristen am Werk. Aber keiner von ihnen kann euch irgendeinen Schaden zufügen, wenn ihr Glauben an Gott und Liebe zu Gott entwickelt. Gott ist überall. Ihr solltet unerschütterlichen Glauben in diesen allgegenwärtigen Gott haben. Noch so viele Bomben können eurem Körper nicht auch nur den geringsten Schaden zufügen. Gott ist in euch, bei euch, um euch herum, über euch und unter euch. Leider vertrauen die Menschen mehr vorübergehenden und lindernden Maßnahmen, die Pfefferminzbonbons gleichen, statt unerschütterlichen Glauben an das allmächtige und allgegenwärtige Göttliche zu entwickeln. Ihr solltet mit Gott nicht leichtfertig umgehen. Er ist das einzige Oberhaupt des gesamten Universums. Entwickelt Vertrauen in dieses Oberhaupt. Ruft ihn bei irgendeinem Namen, Rama, Krishna, Jesus oder Allah; Gott ist einer allein. Die Wahrheit ist eine, aber die Weisen nennen sie bei verschiedenen Namen.

 

Wenn ihr die Zahl Eins nehmt und beliebig viele Nullen daran hängt, vermehrt sich der Wert dieser Zahl sprunghaft. Aber wenn ihr die Eins beseitigt, verringert sich der Wert der Zahl auf Null, selbst wenn ihr Hunderte von Nullen eine nach der anderen aneinander reiht. Gott ist der einzige Held, alle anderen hingegen sind Nullen. Setzt Gott deshalb immer an die erste Stelle. Wenn ihr über Gott, den wahren Helden, kontempliert, könnt ihr in allen Bereichen siegreich sein. Die so genannten Bomben und andere Mächte können euch keinerlei Schaden zufügen. Die menschliche Kraft ist mit keiner anderen Kraft zu vergleichen. Wer hat schließlich die Bombe gemacht? Der Mensch. Wer ist dann groß? Der, der die Bombe herstellte, oder das Objekt selbst? Zweifelsohne ist der Mensch groß. Ein Mensch sollte seine innewohnende Kraft und Größe erkennen.

Der Vedanta ruft den Menschen dazu auf, durch den Vorgang der Selbsterforschung seine wahre Natur zu erkennen. Wenn ihr euch selbst erforscht, indem ihr euch die Frage stellt, „Wer bin ich?“, kommt unmittelbar die Antwort: „Ich bin Brahman.“ Ihr müsst euch ständig daran erinnern: „Ich bin nicht ein Mensch, ich bin wahrhaft Gott.“ Was den physischen Körper betrifft, seid ihr ein Mensch. Wenn Gott bei euch, in euch, um euch herum ist, warum solltet ihr die von Menschen gemachten Bomben fürchten? Entwickelt Selbstvertrauen. Entwickelt Glauben an das Atmanprinzip. Das Selbst in euch ist das höchste Selbst. Wenn dieses höchste Selbst in eurem Körper anwesend ist, warum solltet ihr dann irgendjemanden fürchten? Auch wenn der Körper schwach wird, treibt euch die Kraft dieses höchsten Selbst dazu an, vorwärts zu marschieren. Sie wird euch helfen. Mögen deshalb alle Menschen unablässig an Gott denken! Lasst euch nicht durch Namen verwirren. Ihr könnt über jeden

Namen kontemplieren. Eine große Vielfalt an Süßigkeiten wird mit Zucker zubereitet, welcher der Grundbestandteil ist. Ihr könnt jede Süßigkeit eurer Wahl essen, aber alle Süßigkeiten schmecken süß.

Alles ist Gott. Ihr solltet keinerlei Zweifel daran hegen. Zweifel erzeugen Verwirrung in euch. Damit ein Mensch das Leben eines wahren Menschen führen kann, müssen alle Zweifel beseitigt werden. Je eher desto besser, denn, so lange Zweifel bestehen, wirken sie wie schleichendes Gift. Entwickelt Glauben an euch selbst. Das wird Selbstvertrauen genannt. Wenn ihr nur Selbstvertrauen besitzt, kann niemand euch Schaden zufügen. Nicht einmal die Bomben können Schaden bewirken. Viele Menschen entwickeln heutzutage die Angst, dass dieses oder jenes Gebiet mit Bomben angegriffen wird. Wir brauchen eine solche Angst nicht zu hegen.

Verkörperungen der Liebe!

Ihr seid alle mit großer Hingabe, mit Liebe und Glauben hier zusammengekommen. Bewahrt dieses Gefühl der Liebe. Denkt ständig, im Gefühl der Liebe zu Gott: „Ich bin Gott, ich bin Gott!“ Wenn jemand euch nach eurem Namen fragt, solltet ihr nicht antworten: „Ich bin der und der.“ Erwidert stattdessen: „Ich bin Gott.“ Nicht nur ich, ihr seid ebenfalls Gott! Jeder ist Gott. Entwickelt dieses Vertrauen.

(Bhagavan singt zwei Bhajans, „Prema mudita…“ und „Hari bhajana bina…“ und fährt dann mit seiner Ansprache fort)

Ihr alle sagt: „Ich will Frieden, ich will Frieden, ich will Glück.“ Wo sind dieser Frieden und dieses Glück? Sie sind nur in „Hari bhajana“ zu bekommen. Nur wenn ihr zur Ehre des göttlichen Namens singt, werdet ihr Frieden und Glück erhalten. Sie sind nicht in einem Geschäft zu bekommen. Hari bhajana bina sukha shanti nahim…Friede und Glück müssen aus der inneren Quelle eures eigenen Herzens entspringen. Wenn ihr Frieden, Glück und Glückseligkeit haben wollt, dann kontempliert über den göttlichen Namen in eurem Herzen. Seid glücklich.

Übersetzung der vom Sathya Sai Books and Publications Trust herausgegebenen gedruckten englischen Fassung der Ansprache. Susan Boenke, Prashanti Nilayam.

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